Benjamin war ein Meister in der Inszenierung philosophischer Erfahrung. Seine Texte sind nie nur informativ, sondern ziehen den Leser in den Sog eines Denkens, das um die Sprache als das Medium menschlichen Weltverhältnisses weiß. Die Schwierigkeiten, die die philosophische Forschung lange mit Benjamin hatte, gründen nicht zuletzt in der Expressivität seiner Texte, die sich gegen die Einordnung in den Standardkatkalog akademisch-philosophischer Abhandlungen sperren. Doch verfolgen die frühen Dokumente zur Sprachphilosophie und Übersetzungstheorie, die Abhandlungen zur Frühromantik und zum barocken Trauerspiel sowie die Skizzen und Entwürfe ein genuines philosophisches Ziel, das Thomas Schwarz Wentzer unter dem Stichwort einer "messianischen Hermeneutik" ausführlich entfaltet.Im Vergleich mit den Motiven der Philosophie Heideggers sowie in Bezug zu den neueren Debatten im Gefolge Gadamers und Derridas läßt sich Benjamins Variante einer hermeneutischen Philosophie im Zeichen geschichtlicher Interpretation erkennen.Der Autor:Thomas Schwarz Wentzer, geb.1966. Adjunkt am Institut für Philosophie der Universität Aarhus, Dänemark.