Damit sagt das Oberhaupt viel über sein unbekanntes Reich an der Südseite des Himalaja aus. Bhutan war lange Zeit von der Außenwelt abgeschlossen. Seine Grenzen sind erst seit 1974 geöffnet, doch bis heute haben nur wenige das Land bereist. Bhutan unternimmt den entschiedenen Versuch den eigenen Traditionen treu zu bleiben und doch behutsam die Vorzüge der Moderne für sich nutzbar zu machen.
So bestimmen noch heute die seit Jahrhunderten ungebrochenen religiösen und kulturellen Traditionen den Alltag seiner Bewohner. Sie sind das"Kapital"der auf das Bruttosozialglück bauenden Gesellschaft. Die Gesichter der Menschen spiegeln das Selbstbewusstsein und die Würde von Menschen, die alle ihren Platz in der Gesellschaft haben. Bauern und Handwerker, Mitglieder des Königshauses sowie Angehörige des Adels, Mönche und Tempeltänzer, Kinder, Alte, Frauen, Männer. Jeder tritt freiwillig und bewusst in das mobile Fotostudio, nennt seinen Namen, erzählt was er tut. Dieses vom Fotografen selbst konstruierte Studio ist wie ein würfelförmiges Zelt, das überall aufgeschlagen werden kann, am Königshof genauso wie auf dem Dorfplatz oder innerhalb der Klostermauern. Die Leinwand bildet den neutralen Hintergrund zu den Fotos. So konzentriert sich der Blick des Betrachters ganz auf die Individuen.
Die biografischen Angaben verleihen den Porträts zusätzlich Intensität. So bekommen die Menschen eine Geschichte und die Historie ein Gesicht. Begleitet werden diese"Studioaufnahmen"von eindringlichen Aufnahmen der archaischen Landschaft der Bergriesen, der festungsartigen Klöster, der weidenden Herden - ein faszinierender Blick auf eine verborgene Welt im Wandel, auf ein Land, das in vielfacher Hinsicht Beispielcharakter für Europa hat.
So bestimmen noch heute die seit Jahrhunderten ungebrochenen religiösen und kulturellen Traditionen den Alltag seiner Bewohner. Sie sind das"Kapital"der auf das Bruttosozialglück bauenden Gesellschaft. Die Gesichter der Menschen spiegeln das Selbstbewusstsein und die Würde von Menschen, die alle ihren Platz in der Gesellschaft haben. Bauern und Handwerker, Mitglieder des Königshauses sowie Angehörige des Adels, Mönche und Tempeltänzer, Kinder, Alte, Frauen, Männer. Jeder tritt freiwillig und bewusst in das mobile Fotostudio, nennt seinen Namen, erzählt was er tut. Dieses vom Fotografen selbst konstruierte Studio ist wie ein würfelförmiges Zelt, das überall aufgeschlagen werden kann, am Königshof genauso wie auf dem Dorfplatz oder innerhalb der Klostermauern. Die Leinwand bildet den neutralen Hintergrund zu den Fotos. So konzentriert sich der Blick des Betrachters ganz auf die Individuen.
Die biografischen Angaben verleihen den Porträts zusätzlich Intensität. So bekommen die Menschen eine Geschichte und die Historie ein Gesicht. Begleitet werden diese"Studioaufnahmen"von eindringlichen Aufnahmen der archaischen Landschaft der Bergriesen, der festungsartigen Klöster, der weidenden Herden - ein faszinierender Blick auf eine verborgene Welt im Wandel, auf ein Land, das in vielfacher Hinsicht Beispielcharakter für Europa hat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.12.2006Geborgenheit in der Tradition
Bhutan ist eine der letzten Festungen, die von der Globalisierung noch nicht gestürmt worden sind. Das Land hoch im Himalaja trotzt ihr als Antithese des einundzwanzigsten Jahrhunderts, dosiert den Kontakt mit der Außenwelt sparsam und beschreitet seinen Weg vom Feudalismus zur Demokratie ohne die Hetze der modernen Zeit - die ersten freien Parlamentswahlen hat der König ganz unüberstürzt für 2008 angekündigt. Wilhelm Klein und Günter Pfannmüller finden diese Haltung fabelhaft. Klein beschreibt das Land, seine Geschichte und Kultur, seine Menschen und ihren Glauben wie ein Shangri-La hinter Siebentausendern und läßt seine Begeisterung in solchen Sätzen gipfeln: "Traditionen bewirken eine Art spirituellen Wohlstand, der durch keinen Besitz ersetzt werden könnte." Pfannmüller fotografiert Bhutan mit einer eigentümlichen Behutsamkeit, fast schüchtern, als habe er Angst, dieses alte, fragile Gebilde durch eine allzu forsche Kamera zu beschädigen. Mit der üblichen Einheitsästhetik so vieler Bildbände - blauer Himmel, Farben wie aus dem Farbkasten, sehr viel Symmetrie - will er nichts zu schaffen haben. Er wählt verblüffende Ausschnitte, kommt dabei bis an die Grenze zur Abstraktion und durchbricht mit seinen tastenden Schwarzweißaufnahmen den ewigen Gleichklang des ästhetischen Weltesperanto. Seine besten Bilder aber hat er in seinem transportablen Studiozelt aufgenommen, mit dem er durch Bhutan gefahren ist: Porträts von Mitgliedern der königlichen Familie und anderer Würdenträger, von Bauern, Hirten, Schmieden und Pferdetreibern, von Mönchen, Tänzern und Schülern. Es ist verblüffend, wie sehr er diese Menschen durch die Loslösung aus ihrer Umgebung individualisiert: Man ist mit ihnen auf Augenhöhe und schaut etwa dem alten Mönch Jeko Tshering, der sich zurückgezogen hat, um für den Rest seines Lebens zu meditieren, genauso in die Augen wie er einem selbst - und weiß plötzlich, daß dieser Blick der einzige Berührungspunkt ist, den es jemals zwischen seiner und unserer Welt geben wird. Dafür muß man diesem Bildband dankbar sein.
str.
"Bhutan" von Günter Pfannmüller (Fotos) und Wilhelm Klein (Text). Frederking & Thaler Verlag, München 2006. 192 Seiten, zahlreiche Fotografien. Gebunden, 75 Euro. ISBN 3-89405-646-0.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bhutan ist eine der letzten Festungen, die von der Globalisierung noch nicht gestürmt worden sind. Das Land hoch im Himalaja trotzt ihr als Antithese des einundzwanzigsten Jahrhunderts, dosiert den Kontakt mit der Außenwelt sparsam und beschreitet seinen Weg vom Feudalismus zur Demokratie ohne die Hetze der modernen Zeit - die ersten freien Parlamentswahlen hat der König ganz unüberstürzt für 2008 angekündigt. Wilhelm Klein und Günter Pfannmüller finden diese Haltung fabelhaft. Klein beschreibt das Land, seine Geschichte und Kultur, seine Menschen und ihren Glauben wie ein Shangri-La hinter Siebentausendern und läßt seine Begeisterung in solchen Sätzen gipfeln: "Traditionen bewirken eine Art spirituellen Wohlstand, der durch keinen Besitz ersetzt werden könnte." Pfannmüller fotografiert Bhutan mit einer eigentümlichen Behutsamkeit, fast schüchtern, als habe er Angst, dieses alte, fragile Gebilde durch eine allzu forsche Kamera zu beschädigen. Mit der üblichen Einheitsästhetik so vieler Bildbände - blauer Himmel, Farben wie aus dem Farbkasten, sehr viel Symmetrie - will er nichts zu schaffen haben. Er wählt verblüffende Ausschnitte, kommt dabei bis an die Grenze zur Abstraktion und durchbricht mit seinen tastenden Schwarzweißaufnahmen den ewigen Gleichklang des ästhetischen Weltesperanto. Seine besten Bilder aber hat er in seinem transportablen Studiozelt aufgenommen, mit dem er durch Bhutan gefahren ist: Porträts von Mitgliedern der königlichen Familie und anderer Würdenträger, von Bauern, Hirten, Schmieden und Pferdetreibern, von Mönchen, Tänzern und Schülern. Es ist verblüffend, wie sehr er diese Menschen durch die Loslösung aus ihrer Umgebung individualisiert: Man ist mit ihnen auf Augenhöhe und schaut etwa dem alten Mönch Jeko Tshering, der sich zurückgezogen hat, um für den Rest seines Lebens zu meditieren, genauso in die Augen wie er einem selbst - und weiß plötzlich, daß dieser Blick der einzige Berührungspunkt ist, den es jemals zwischen seiner und unserer Welt geben wird. Dafür muß man diesem Bildband dankbar sein.
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"Bhutan" von Günter Pfannmüller (Fotos) und Wilhelm Klein (Text). Frederking & Thaler Verlag, München 2006. 192 Seiten, zahlreiche Fotografien. Gebunden, 75 Euro. ISBN 3-89405-646-0.
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