Buchbegeisterung findet sich auf Schritt und Tritt in Lesezirkeln, Buchrezensionen, auf literarischen Webseiten, in Buchhandlungen, in Buchgemeinschaften, Bibliotheken, bei Bibliophilen, Bücherwürmern und gewöhnlichen Lesern wie Ihnen und mir. Trotz all der neuen, sich gegenseitig konkurrierenden Medien am angeblichen Ende der Gutenberg-Galaxie breitet sich die Bibliomanie fröhlich weiter aus. Die vorliegende Sammlung literarischer Fakten und Kuriositäten lässt diese Begeisterung hochleben.
"Ein Buch ist ein Spiegel. Wenn ein Affe hineinguckt, so kann kein Apostel heraussehen", soll Georg Christoph Lichtenberg gesagt haben. So steht es in "Bibliomania", einem "Buch über Bücher". Und was ist, wenn der Affe den Spiegel hält? Das erfährt man nur indirekt in diesem Kompendium zur Büchersammelwut. "Bibliomania" ist ein Sammelsurium literarischer Fakten und Eigentümlichkeiten, zusammengestellt vom Amerikaner Steven Gilbar. Die Begeisterung an Büchern sei trotz der schnellen Weiterentwicklung neuer Medien ungebrochen, schreibt Gilbar, der schon seit fünfundzwanzig Jahren buchweltliche Kuriositätensammlungen herausgibt. "Bibliomania" will dazu beitragen, diese Begeisterung wachzuhalten, indem es Kleinsthappen von Informationen liefert. So finden sich Kurzabrisse über antike Quellen sprichwörtlicher Wendungen oder die Entwicklung des Buchdrucks; Auflistungen von Romanen, in denen Tiere eine tragende Rolle spielen, oder von Autoren, die eine medizinische Ausbildung genossen haben. Vor allem aber gibt es Aufzählungen: fünfzehn autobiographische Bücher, zehn berühmte Ehebrecherinnen der Literatur. Bemüht, dem Bild des verstaubt Bildungsbeflissenen zu entgehen, gibt es auch vermeintlich Ungewöhnliches: Madonna liest lieber Bücher, als Sex zu haben, und Pu der Bär braucht ab und zu einen Mundvoll Honig. Einen gar nicht so ungebräuchlichen Ausdruck hat Gilbar auf seiner Liste der "zwanzig Begriffe der Verlagswelt" allerdings vergessen: Sofatischtrivialitätenbuch. ("Bibliomania". Ein listenreiches Buch über Bücher. Zusammengestellt von Steven Gilbar. Bearbeitet, ergänzt und aus dem Amerikanischen übersetzt von Christian Detoux. Diogenes Taschenbuch, Zürich 2009. 159 S., br., 8,90 [Euro].) deli
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main