Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Germanistik), Veranstaltung: Hauptseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Anhand der Tatsache, dass innerhalb der Literatur der Moderne eine intensive Auseinandersetzung mit den religiösen Texten der Bibel erfolgt, ja indem die Religion in den modernen Texten hochgradig präsent ist, wird der Bezug zur Tradition aufrechterhalten. Für die moderne Lyrik trifft dies ganz besonders zu, gilt doch die Lyrik als diejenige Gattung, in der erhabenes, das heißt ursprünglich göttlich inspiriertes Sprechen seinen Platz hat.Die These des Traditionsbezugs soll im Rahmen dieser Seminararbeit exemplifiziert werden, indem der jeweils differenzierte Umgang mit Psalmen seitens zweier herausragender deutschsprachiger Lyriker des 20. Jahrhunderts, Bertolt Brecht und Peter Huchel, untersucht wird. Der Analyse unterzogen werden hierfür auf der einen Seite Brechts Gedicht "Gesang vom Sommer. 14. Psalm", auf der anderen Seite Huchels "Winterpsalm". Die Auswahl der Texte begründet sich zunächst durch den spannungsreichen rezeptionsästhetischen Gegensatz der beiden Gedichte; denn so unter-schiedliche Assoziationen, Gefühle und Empfindungen mit den Jahreszeiten Sommer und Winter einhergehen, so differenziert erscheint auch die von den beiden Gedichten ausgehende Wirkung auf den Leser. Vor allem aber erfolgte die Auswahl der Texte in Hinblick auf den biblischen Psalter. Analog zu den dort überlieferten 150 Psalmen, bei denen als wichtigste Klassifikationsmöglichkeit meist die Einteilung in die vier Großgattungen der Bitt- und Danklieder einerseits, der Klage- und Loblieder andererseits erfolgt, tendiert Brechts "Gesang vom Sommer" zur Gattung des Lobpsalms, während sich das Gedicht von Huchel der Kategorie der Klagepsalmen zuordnen lässt.Die Arbeit konzentriert sich dabei insbesondere auf die Beantwortung zweier Fragestellungen. Zum einen soll im Rahmen einer genauen Textanalyse untersucht werden, wie sich die beiden Autoren auf die biblische Tradition rückbeziehen, zum anderen soll der Frage nachgegangen werden, warum Brecht bzw. Huchel für ihren dichterischen Ausdruck die biblischen Psalmen als Prätext heranziehen. Folglich wird hier versucht, einen spezifischen Blickwinkel auf zwei moderne Psalmen zu richten, dem in der bisherigen Forschung relativ wenig Raum geschenkt worden ist.
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