Wann, wie und warum kam die Bioethik nach Deutschland? Wie konnte sie sich in der Turbulenzzone zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit so erfolgreich etablieren? In Biegsame Expertise schreibt Petra Gehring die spannende Geschichte einer Diskursformation, die binnen weniger Jahrzehnte in einer hochpolitischen Arena entstand. Denn Parlamente, Massenmedien und Protestbewegungen spielten hierbei eine ebenso wichtige Rolle wie Medizin und Recht, Theologie und Philosophie sowie das Zauberwort »interdisziplinär«.
Auf Basis zahlreicher Zeitzeugengespräche und umfangreicher Hintergrundrecherchen schildert Gehring die Debatten etwa um Organtransplantation und Hirntoddefinition, um »Retortenbabys« und Präimplantationsdiagnostik, aber auch die Kämpfe darum, was überhaupt als ethische Expertise gelten soll. Sie zeichnet nach, wie sich die Vorstellung einer instrumentell »anzuwendenden« Ethik zu einem wirkmächtigen Leitbild verfestigt hat. Und sie reflektiert kritisch die Rolle einer Ethik, die zugleich Wissenschaft, Auftrittsformat und mächtige Einflussgröße ist. Biegsame Expertise bietet somit auch eine Theorie der Macht der angewandten Ethik, ist aber vor allem ein fesselndes Stück Zeitgeschichte öffentlicher Moralität.
Auf Basis zahlreicher Zeitzeugengespräche und umfangreicher Hintergrundrecherchen schildert Gehring die Debatten etwa um Organtransplantation und Hirntoddefinition, um »Retortenbabys« und Präimplantationsdiagnostik, aber auch die Kämpfe darum, was überhaupt als ethische Expertise gelten soll. Sie zeichnet nach, wie sich die Vorstellung einer instrumentell »anzuwendenden« Ethik zu einem wirkmächtigen Leitbild verfestigt hat. Und sie reflektiert kritisch die Rolle einer Ethik, die zugleich Wissenschaft, Auftrittsformat und mächtige Einflussgröße ist. Biegsame Expertise bietet somit auch eine Theorie der Macht der angewandten Ethik, ist aber vor allem ein fesselndes Stück Zeitgeschichte öffentlicher Moralität.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Hans-Jörg Rheinberger lobt Petra Gehrings monumentale Untersuchung zur Geschichte der Bioethik in Deutschland als beeindruckende Zusammenschau. Ihr 1200-seitiges Werk verbindet historische Einordnung, philosophische Reflexion und zahlreiche Interviews mit Akteuren aus Wissenschaft, Medizin, Politik und Journalismus. Diese Zeitzeugenberichte verleihen dem Buch Authentizität und machen es zugleich zugänglicher als viele akademische Abhandlungen, lesen wir. Gehring zeigt, fährt der Kritiker fort, dass Bioethik nicht klar definierbar ist - sie speist sich aus verschiedenen Disziplinen und entstand als politische Diskursmacht im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts und ist nicht zu entkoppeln vom Schatten der nationalsozialistischen Rassenpolitik. Trotz gelegentlicher Redundanzen gelingt ihr eine sachliche, kritische und zugleich faire Analyse eines hochkomplexen und existenziellen Themenfeldes, schließt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»In ihrem monumentalen Übersichtswerk zeigt die Philosophin Petra Gehring, wie die Bioethik in Parlamenten, Medien und Universitäten Einzug fand.« DIE ZEIT 20250226