Am 1. Juli 1946 zündeten die Amerikaner auf dem Bikini-Atoll im Südpazifik zu Testzwecken eine Atombombe. Vier Tage später platzte im Rahmen einer Miss-Wahl eine Bombe ganz anderer Art: der Bademodendesigner Louis Reard präsentierte einen revolutionären Zweiteiler, den er nach dem Ort des Atom-Tests benannt hatte: Bikini. Für das gewagte Kleidungsstück begann ein Siegeszug ohnegleichen. Es gab den Frauen ein völlig neues Freiheitsgefühl, sorgte andererseits bei den Moralaposteln für Empörung. Die Modeexpertin Beate Berger erzählt mit viel Esprit die Erfolgsgeschichte des "hübschen Nichts", das der Erotik neuen Raum eröffnet hat, während Prüderie und Spießbürgertum der Nachkriegszeit sich allmählich verloren.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nichts geringeres als "eine kleine Sittengeschichte des 20. Jahrhunderts" habe Beate Bergers mit ihrem "witzig bebilderten" Band vorgelegt, konstatiert Dorion Weickmann. Mit ihrer Schilderung des Siegeszuges der Badeklamotte von einer geächteten Anstößigkeit zur vergötterten Kunstfaser zeichne die Autorin auf unterhaltsame und informative Weise die Karriere eines Modestücks nach und stelle damit - zumindest illustrativ - einen Beziehung her zwischen ästhetischen und politischen Entwicklungen der letzten 60 Jahre. Angefangen bei den amerikanischen Atom-Tests auf dem Bikini-Atoll und der päpstlichen Ächtung des Kleidungsstücks in den späten Vierzigern, über die Entstehung eines antibourgeoisen Befreiungszwangs in den Siebzigern durch das Blecken weiblicher Brüste, bis zur gegenwärtigen, aus Miniatur-Bikinis herrührenden Notwendigkeit der Intimrasur, werde man von Berger über alle wichtigen Ereignisse und wissenswerten Anekdoten zum Thema in Kenntnis gesetzt, versichert unser verzückt Rezensent, der sich von Bergers Band aber auch unangenehm an die Strände seiner Jugend erinnert fühlt, sowie an die letzten Anti-Bikini-Bastionen unserer Tage.
© Perlentaucher Medien GmbH
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