Ausgangspunkt der Studie Bilder - Blicke - Reflexion ist die für pädagogisches und insbesondere kunstpädagogisches Handeln konstitutive Herausforderung, sich als Lehrperson absichtsvoll auf ein unvorhersehbares Geschehen und auf Schüler_innen als unverfügbare Andere einzulassen. Dies führt in der Lehrer_innenbildung zu der Frage, wie die Reflexion dieses Zusammenhanges hochschuldidaktisch unterstützt und begleitet werden kann. Vor bildungsphilosophischem und phänomenologischem Theoriehintergrund wird im Feld der Kunstpädagogik ein konkretes hochschuldidaktisches Setting zur bildgestützten Reflexion des beschriebenen Konnex entwickelt, erprobt und über das Fach hinausgehend grundlagentheoretisch diskutiert. Die Studie zeigt, dass sich fotografische Bilder in besonderer Weise anbieten, um gemeinsam mit Studierenden den Mehrdeutigkeiten, Widersprüchen und Komplexitäten auf die Spur zu kommen, die in (kunst-)pädagogischen Situationen - teilweise unbemerkt - wirksam sind. Wortwörtlichgerät mithilfe fotografischer Bilder Hintergründiges, Randständiges und Unscharfes im Nachhinein in den Blick und wird einer verweilenden, behutsamen Betrachtung zugänglich. Im Arrangieren der Bilder auf einer Fläche, im Wahrnehmen von Bildzwischenräumen und im Entstehen neuer zeitlicher Bezüge lassen sich verschiedene Perspektiven auf das Unterrichtsgeschehen in Beziehung setzen: der eigene Blick auf die Anderen und der Blick der Anderen.Entgegen des Verständnisses von Reflexion als didaktische Problemlösung wird in dieser Arbeit Reflexion als eine responsive Praxis diskutiert, die dem Eingebundensein als (angehende) Lehrperson in das Unterrichtsgeschehen und damit auch der Unverfügbarkeit und Fremdheit der Anderen besondere Aufmerksamkeit schenkt.