Bilder der Christophanie, die den auferstandenen Christus vor seinen Jünger:innen zeigen, sind oftmals komplex strukturiert und irritieren durch widersprüchliche Sehangebote und Aussagen. Die Ambiguität dieser Darstellungen wurde von der kunsthistorischen Forschung lange Zeit unterschätzt oder gänzlich ignoriert. Dies resultierte aus der traditionellen Methode der ikonographischen Interpretationspraxis, christliche Bildinhalte möglichst eindeutig zu bestimmen. Motivische Widersprüchlichkeiten wurden in diesem Sinne zumeist als Ausnahmen disqualifiziert, auf pragmatische Gründe zurückgeführt oder als künstlerische Fehler abgetan. Im Buch wird anhand mehrerer Fallbeispiele aus der Zeit der Spätantike und des frühen Mittelalters dargelegt, dass diese Sicht der immanenten Logik vieler prominenter Christusbilder nicht gerecht wird. Dagegen wird aufgezeigt, dass die Bild-Ambiguitäten von den Produzenten mit großem konzeptuellem Kalkül in Szene gesetzt wurden und im Rahmen eines christlichen Bekehrungs-Diskurses zu verstehen sind, bei dem Momente der Liminalität - die kognitive Verwirrung, der Glaubenszweifel und die innere Wandlung - eine entscheidende Rolle spielen.