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Dieser Band versammelt die erstaunliche Spannbreite metaphorischer Bilder in anschaulichen Artikeln, die von A (wie Äquivalent, Archiv, Auferstehung oder Auge) bis Z (wie Zauberlampe oder Zeuge) reichen und Photographien mit Geschichten, historischen Darstellungen, Anekdoten und auch theoretischen Ansätzen verbinden: ein Bilder- und ein Lesebuch, das die Geschichte und die Theorie der Photographie in Begriffe und in Bilder zu fassen versucht.

Produktbeschreibung
Dieser Band versammelt die erstaunliche Spannbreite metaphorischer Bilder in anschaulichen Artikeln, die von A (wie Äquivalent, Archiv, Auferstehung oder Auge) bis Z (wie Zauberlampe oder Zeuge) reichen und Photographien mit Geschichten, historischen Darstellungen, Anekdoten und auch theoretischen Ansätzen verbinden: ein Bilder- und ein Lesebuch, das die Geschichte und die Theorie der Photographie in Begriffe und in Bilder zu fassen versucht.
Autorenporträt
Bernd Stiegler ist Professor für Neuere Deutsche Literatur mit Schwerpunkt Literatur des 20. Jahrhunderts im medialen Kontext an der Universität Konstanz.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.08.2006

In Bildern haben wir das Leben
Bernd Stiegler sortiert Theoriegeschichte und Metaphern der Fotografie
„Wir glauben nicht länger an die Objektivität der Photographie, wohl aber daran, daß Photographien in spezifischer Weise unsere Wirklichkeit sind”, schreibt Bernd Stiegler am Ende seiner fast 500 Seiten umfassenden Abhandlung zur „Theoriegeschichte der Photographie”. Eine gründliche Aufarbeitung der Geschichte der Fotografietheorie ist längst überfällig.
Seit mehr als zwanzig Jahren ist Wolfgang Kemps Sammlung historischer Essays zur Fotografiegeschichte, in den neunziger Jahren ergänzt durch Hubertus von Amelunxens Anthologie zeitgenössischer Texte, auf dem Markt, sie werden bei Schirmer/Mosel noch in dieser Saison wieder aufgelegt werden. In jüngster Zeit erschien bei Suhrkamp Herta Wolfs zweibändiges Kompendium mit Essays, welche die Fotografie auch im Kontext wissenschaftlicher und kriminalistischer Gebrauchsweisen reflektieren.
Dennoch wird noch immer vornehmlich die Trias von Walter Benjamin, Roland Barthes und Susan Sontag zu Rate gezogen, wenn es darum geht, Bemerkungen zur Fotografie einen theoretischen Rahmen zu geben. Traditionslinien und Topoi von 150 Jahren Fotografietheorie jenseits der kanonisierten Texte werden in Stieglers Studie kenntnisreich nachgezeichnet. Frühe Texte zur Daguerreotypie und zur Kalotypie formulierten bereits Gedankengänge, die bis weit ins zwanzigste Jahrhundert wirkmächtig bleiben werden.
Fast alle frühen Texte nehmen ihren Ausgang im Staunen über die naturgetreue Wiedergabe der äußeren Welt, auf deren Abbild die menschliche Hand keinen Einfluss zu haben schien. Sehr früh aber zeigt sich die theoretisch kaum in den Griff zu bekommende Ambivalenz des fotografischen Bildes: Es fasziniert der Vorgang der Aufzeichnung, der objektiv wie kein anderer zu sein scheint - die Fotografie ist Bild gewordener Gegenstand. Und doch ist dieses Bild ein Kunstprodukt, zu dessen Erzeugung ein Apparat erforderlich ist - und die Lichteinstrahlung der Sonne.
Das Sprechen über Fotografie aber ist, so Bernd Stiegler, zugleich ein Sprechen über den eigenen Blick. Welch fundamentale Auswirkungen der Diskurs über Fotografie und besonders die bahnbrechenden Momentaufnahmen von Marey und Muybridge auf die zeitgenössische Kunst hatten, ist schon öfter gezeigt worden. Besonders deutlich aber wird in Stieglers Theoriegeschichte, wie mit dem Nachdenken über Fotografie und die vorher niemals gesehenen Perspektiven und Strukturen der Bilder selbst auch die Erziehung des „unzulänglichen” Auges durch Erfahrung, Bewusstsein und Kultur in den Blickpunkt gerückt worden ist.
Das Unsichtbare erscheint
Der Wandel in der Reflexion über das fotografische Bild, vom Staunen über die objektive Wiedergabe eines Gegenstandes zum Staunen über das Sichtbarwerden des Unsichtbaren, der sich im 20. Jahrhundert allmählich abzeichnet und mit Walter Benjamin Essays einen ersten Höhepunkt erreicht, ist nicht nur mit der technischen und künstlerischen Entwicklung der Fotografie parallel zu führen. Er korrespondiert auch mit der im 19. Jahrhundert einsetzenden physiologischen Forschung zur eingeschränkten Leistungsfähigkeit des Auges. Das Sichtbarwerden des Unsichtbaren, das zwar nicht unserem Auge, wohl aber der Kamera zugänglich ist, trifft sich mit Hermann von Helmholtz’ physiologischen Erkenntnissen: „Die Sinnesempfindungen”, wie sie das Auge als farbige Fläche im Gesichtsfeld aufnimmt, „sind für unser Bewusstsein Zeichen, deren Bedeutung verstehen zu lernen unserem Verstande überlassen ist”, schreibt Helmholtz und betont damit die Übersetzungsleistung, die das Gehirn beim Wahrnehmungsvorgang vornehmen muss.
Das Nachdenken über das Medium Fotografie führt zu einem ähnlichen Schluss und so lässt sich Fotografie als „Zeichenordnung parallel zur Natur” sehen, „die als formale Ordnung symbolische Qualitäten aufweist”, wie Stiegler salomonisch formuliert.
Bedenkenswert sind Stieglers Beobachtungen zu den diskursanalytischen Tendenzen in der Fotografietheorie. Statt vom Charakter der Fotografie wird von ihrer historischen Bedingtheit gesprochen. Sie erscheint als Instrument der Normierung des Blicks, orientiert an Foucaults Analyse der Machtstrategien. Gerade Foucault aber hatte angesichts der Fotografie von ihrer archaischen Kraft geschwärmt, einem zügellosen „Fest der Bilder”.
Ein „Fest der Bilder” gibt es dann in Stieglers parallel bei Suhrkamp erschienenem Buch, dem „Album photographischer Metaphern”. In mildem, erzählerischem Licht und alphabetischer Reihenfolge geben sich hier die einander widersprechenden Metaphern zur Fotografie ein Stelldichein, denen man zuvor in der strengeren Zucht der Theoriegeschichte begegnet ist. Immer gibt es als Blickfang eine Fotografie, die den Eintrag in das Album einleitet - allerdings auf grobem Suhrkamp-Papier gedruckt, sodass die Augenlust sich in Grenzen hält. Phantasmen und Utopien, Ängste und Verheißungen stehen nebeneinander.
Unter dem Stichwort „Archiv” begegnen sich Vilém Flusser und Oliver Wendell Holmes als Zukunftsvisionäre ihrer jeweiligen Zeit. Es dominieren, wie kann es anders sein, die Beiträge zum Auge: der böse Blick, die Blickfalle, die Retina, die Verlängerung des Auges, der Voyeurismus.
Nach der „Theoriegeschichte”, der wortwörtlich einige Sätze entnommen sind, sollte man das Album allerdings nicht von A - Z lesen, sondern sich lieber von den Gelüsten des Augenblicks leiten lassen. ANDREA GNAM
BERND STIEGLER: Theoriegeschichte der Photographie. München 2006. Wilhelm Fink Verlag, 472 S., 39,90Euro.
BERND STIEGLER: Bilder der Photographie. Ein Album photographischer Metaphern. Frankfurt am Main 2006, Edition Suhrkamp, 276 S., 12 Euro.
Cumbersome Clothing, circa 1887: (Eadweard Muybridge/George Eastman House)
Foto: Getty Images
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.03.2011

Wahrnehmung und Wirklichkeitssicht

Seit wann "schießen" wir eigentlich unsere Fotografien - und ist es gleichgültig, ob wir das mit einem 5-Megapixel-Handy oder dem Werkzeug eines Cartier-Bresson tun? Auf die erste Frage gibt das Buch auf Seite 255 eine Antwort, die zweite blendet es schon auf Seite 19 aus. Also dürfen wir nicht erwarten, unter Stichwörtern wie "Licht-Schrift" oder "Objektiv, objektives" etwa Anleitung zur technischen Verbesserung unserer Ablichtungen zu erhalten. Stattdessen finden wir zunächst zu jedem der 55 Schlagworte ein Foto: manchmal ein berühmtes, häufiger aber auch wenig Bekanntes, und leider alle herzlich schlecht gedruckt. Dem folgt jeweils ein kenntnisreicher Miniessay von wenigen Seiten, gefolgt von einer kurzen Literaturliste, die zusammen überschlägig 40 Seiten des Buchs ausmachen mögen. Sie sind der reale Reichtum dieses - nicht nur nicht ganz neuen, sondern vollkommen zur Analogfotografie zurückgewandten - Buchs. Es geht ihm nicht vorrangig um Bildverfahren, sondern darum, wie fotografische Abbildung Wahrnehmung und Wirklichkeitssicht beeinflusst und welche zwischen erstaunlichen Polen oszillierende Deutungen die Techniken der Lichtbildnerei hervorgebracht haben. Das ist nicht nur als historisches Bilder-Lesebuch unterhaltsam bildend, sondern stößt einen geradezu darauf, dass man es weiter denkt bis zur sofortigen Teleportation (vulgo: "Raufladen") digital geraubter Momente. (py.)

Bilder der Photographie - Ein Album photographischer Metaphern. Von Bernd Stiegler, 276 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Suhrkamp Verlag, 12 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit zwei Bänden von Bernd Stiegler zur Fotografie hat sich Andrea Gnam beschäftigt. Gleichzeitig zu einem Buch über die Geschichte der Fotografie-Theorie ist ein Band mit Bildern "fotografischer Metaphern" erschienen, der in alphabetischer Reihenfolge die diversen Sinnbilder der Fotografie, die auch im Theorie-Band zur Sprache kommen, sowohl erzählerisch als auch bildlich abbildet. Leider, bedauert die Rezensentin, überzeuge die Druckqualität der Fotografien in keiner Weise, weshalb das Anschauen der Bilder nur eingeschränkt erfreulich ist. Auch stellt sie fest, dass einiges, was bereits im Theorie-Band zu lesen war, hier wortgleich abgedruckt ist. Insgesamt rät sie, das Album nicht von vorn bis hinten durchzulesen, sondern nach persönlichem Interesse zu flanieren.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Stieglers Band, der bekannte, mittlerweile schon zu Metaphern geronnene historische Fotografien mit Begleittexten wie kleine Embleme assoziativ versammelt, lässt den Leser dabei in inspirierender Weise seine Gedanken an der Reibung zwischen Text und Bild entzünden und lädt ihn zu einem blätternden Streifzug durch die Geschichte der Fotografie ein.« Neue Zürcher Zeitung