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Wim Wenders - als Filmemacher, Schriftsteller, Photograph und Weltreisender nur unzureichend beschrieben - hat seit vielen Jahren eine alte Panoramakamera im Reisegepäck, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn die Fülle oder der Eindruck des Gesehenen das Normalmaß sprengt. Diesem Bildband wird in der erweiterten Neuauflage ein spektakulärer, dramatischer Aspekt hinzugefügt: Der Blick auf die Ereignisse des 11. September 2001.

Produktbeschreibung
Wim Wenders - als Filmemacher, Schriftsteller, Photograph und Weltreisender nur unzureichend beschrieben - hat seit vielen Jahren eine alte Panoramakamera im Reisegepäck, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn die Fülle oder der Eindruck des Gesehenen das Normalmaß sprengt.
Diesem Bildband wird in der erweiterten Neuauflage ein spektakulärer, dramatischer Aspekt hinzugefügt: Der Blick auf die Ereignisse des 11. September 2001.
Autorenporträt
Peter-Klaus Schuster, geboren 1943, studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie. Der international anerkannte Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher ist seit 1999 Generaldirektor der Staatlichen Museen Berlin und Leiter der Berliner Nationalgalerie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.2003

Die Matrix des Entsetzens

Die Art, in der Wim Wenders die Welt fotografiert, vermittelt bisweilen den Eindruck, die Motive würden zum ersten Mal gezeigt - aus einer seltsam unentschiedenen, fast emotionslosen Distanz und zugleich mit einer frischen, nie restlos zu befriedigenden Neugierde auf Formen, Farben, Zusammenhänge. Wie sich ein Archäologe mit der Lupe über Hieroglyphen beugt, so tastet Wenders mit seinem Fotoapparat Spuren an den Fassaden alter Häuser ab, betrachtet Reklameschilder oder schaut auf den Lack schrottreifer Wagen. Und ebenso blickt er mit der extremen Weitsicht einer Panoramakamera über den leeren, öden Raum amerikanischer und australischer Landschaften, in denen nicht der Mensch, sondern die Zeit ihre Spuren eingegraben hat - und manchmal ein Meteor. "Bilder von der Oberfläche der Erde" heißt sein Fotoband aus dem Jahr 2001, der nun in einer erweiterten Fassung aufgelegt wurde; doch ist es Wenders mit den Bildern um mehr zu tun, als nur die Außenhaut von Orten abzubilden. Wie der Archäologe die Botschaften zu enträtseln versucht, kommt man bei Wenders' Aufnahmen nicht umhin, hinter den Fassaden und unter der Oberfläche eine Botschaft zu vermuten - und zu glauben, der besonders intensive Blick könne die Schichten so lange freilegen, bis das Wesen der Welt aufgedeckt vor einem liege. Die Orte, die er auf seinen zahlreichen Reisen fotografiert hat, macht Wenders im buchstäblichen Sinn zu Schauplätzen.

Von aktueller Brisanz freilich war kaum einer von ihnen; im Gegenteil. Sie schienen nachgerade aus dem Zeitgeschehen herausgehoben. Um so mehr überrascht es deshalb zunächst, daß Wenders das Buch ausgerechnet um fünf Aufnahmen von "Ground Zero" ergänzt hat, entstanden am 8. November 2001 während der Aufräumarbeiten im Schutt der Zwillingstürme des World Trade Center (unsere Abbildung). Es sind düstere, beklemmende Bilder. Für Wim Wenders werden sie zur Matrix, die den Eindruck aller vorangegangenen Aufnahmen rückwirkend verändert. Sie rauben seinen Havannabildern den morbiden Charme des Verfalls, und sie vertreiben die Andeutungen romantischer Gefühle angesichts des geologischen Chaos in den Wüsten. Bloß nie hinter die Oberfläche schauen, denkt man.

F.L.

"Bilder von der Oberfläche der Erde" von Wim Wenders; mit Texten von Klaus-Peter Schuster, Nicole Hartje und Wim Wenders. Schirmer/Mosel Verlag, München 2003, erweiterte Ausgabe. 128 Seiten, 56 Farbfotografien. Gebunden, 29,80 Euro. ISBN 3-8296-0029-1.

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