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»Warum vertrauen wir Fotografien, wenn es um Identität geht?«, fragt Bernd Stiegler angesichts einer allseits beklagten Flut von Bildern, die noch dazu leicht zu manipulieren oder gar per KI herzustellen sind. Weil offenbar Identität nicht ohne ihre mediale Beglaubigung zu haben ist. Fragt man nach dem bildpolitischen Zusammenhang von Identität und Medien, so geraten rasch die kommerziellen Angebote des Metaverse wie auch das aggressive Auftreten der Neuen Rechten in den Social Media-Kanälen in den Blick, die sich als Kampfzone von Identität erweisen.Heute sehen wir uns konfrontiert mit der…mehr

Produktbeschreibung
»Warum vertrauen wir Fotografien, wenn es um Identität geht?«, fragt Bernd Stiegler angesichts einer allseits beklagten Flut von Bildern, die noch dazu leicht zu manipulieren oder gar per KI herzustellen sind. Weil offenbar Identität nicht ohne ihre mediale Beglaubigung zu haben ist. Fragt man nach dem bildpolitischen Zusammenhang von Identität und Medien, so geraten rasch die kommerziellen Angebote des Metaverse wie auch das aggressive Auftreten der Neuen Rechten in den Social Media-Kanälen in den Blick, die sich als Kampfzone von Identität erweisen.Heute sehen wir uns konfrontiert mit der doppelten Anforderung, einerseits den Standards und Formaten der digitalen Plattformen zu entsprechen, um überhaupt wahrgenommen zu werden, andererseits zugleich als einzigartig herauszustechen. Diese Pole von Typisierung und Individualisierung sind vorgezeichnet in der Fotografie des 19. Jahrhunderts, wenn Verfahren wie die Bertillonage die fotografische Erfassung von »Straftätern« standardisieren und das Überblenden einzelner Fotos »Typen« kreiert, die Vorstellungen von »Rasse« und »Wesen« veranschaulichen sollen. Zugleich findet sich mit dem Aufkommen der Carte de Visite-Fotos, die eine bis dahin ungekannte Verfügung über das eigene Auftreten und Rollenspiel möglich machen, ein spielerischer Umgang mit dem eigenen Bild. Dem steht gegenüber die neurechte Fixierung auf Identität, die an Bilder ankoppelt, die aus der Geschichte nur zu vertraut sind. Bernd Stiegler führt auf prägnante Weise die Konflikte und Versprechen vor Augen, die Bildpolitik heute regieren.
Autorenporträt
Bernd Stiegler ist Professor für Neuere Deutsche Literatur mit Schwerpunkt Literatur des 20. Jahrhunderts im medialen Kontext an der Universität Konstanz. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Theorie und Geschichte der Medien, insbesondere der Fotografie, deutsche und französische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts und bildwissenschaftliche Fragestellungen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Aufschlussreich ist dieses Buch laut Rezensent Ingo Arend eher aus einer historiographischen als aus einer gegenwartsanalytischen Perspektive. Der Historiker und Literaturwissenschaftler Bernd Stiegler zeichnet darin nach, erfahren wir, wie die Fotografie bereits seit dem 19. Jahrhundert eine Doppelrolle spielt: als Werkzeug der zum Beispiel polizeilichen Identifizierung und als Markierung beziehungsweise Produzent von Identität. Dem Wunsch, gleichzeitig ähnlich wie andere und doch einzigartig zu wirken, kommen etwa Porträtfotografien entgegen, lernt Arend. Mit Blick auf aktuelle Debatten konstatiert der Rezensent allerdings, dass Stichworte wie kulturelle Aneignung bei Stiegler nicht vorkommen. Interessiert liest Arend hingegen Stieglers Ausführungen zu Unterschieden in rechten und linken Bildpolitiken der Gegenwart, die möglicherweise auf einer zu kleinen Datengrundlage basieren. Jedenfalls argumentiert Stiegler Arend zufolge, dass Linke Bilder partikularistisch nutzen, während Rechte auf typisierte Darstellungen von Begriffen wie Natur und Masse setzen. Insgesamt ein interessanter, gut lesbarer Beitrag zu einem hochaktuellen Thema, so das Fazit.

© Perlentaucher Medien GmbH