Was sind Bilder? Wie unterscheiden sie sich von Worten? Was genau sind Bilder heute, in einer Zeit, in der die Macht des Sichtbaren größer scheint als je zuvor und in der der "pictorial turn" den "linguistic turn" abgelöst hat? W. J. T. Mitchell, einer der Pioniere der "Visual Culture Studies", stellt diese Fragen in einer Reihe von bahnbrechenden Aufsätzen, die bereits als Klassiker der bildwissenschaftlichen Forschung gelten. Sie untersuchen das Zusammenspiel des Sichtbaren und des Sagbaren in allen kulturellen Bereichen, von der Literatur über die bildende Kunst bis zu den Massenmedien. Dabei werden grundlegende theoretische Texte von Plinius bis Foucault ebenso eingehend analysiert wie zahlreiche Produkte der Hoch- und Alltagskultur. Im Zuge dieser Analysen verwandelt sich die Frage "Was sind Bilder?" in die Frage, wer sie eigentlich sind: Worin liegt ihre Faszination, warum sprechen sie uns so stark und oft unwiderstehlich an? Warum verhalten wir uns, als ob Bilder lebten, als ob sie die Macht besäßen, uns zu beeinflussen, Dinge von uns zu fordern, uns zu überzeugen, zu verführen oder schlicht in die Irre zu leiten?Trotz ihrer überragenden Bedeutung für die internationale Bildforschung sind Mitchells Arbeiten hierzulande noch wenig bekannt. Keines seiner Bücher ist bislang in deutscher Sprache zugänglich. Der vorliegende Band schließt diese Lücke und bietet neue Impulse für die hiesigen Debatten um Gottfried Boehms "Iconic Turn", Hans Beltings Bildanthropologie und Horst Bredekamps reformierte Kunstgeschichte. Die Auswahl dokumentiert Mitchells wichtigste Beiträge aus den letzten 20 Jahren, beginnend mit seinem Buch "Iconology" von 1986 bis zu seiner jüngsten Publikation "What do pictures want?" aus dem Jahr 2005.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Bilderfluten und die Frage, was das Bild von uns will, sieht Mario Scalla in diesem Buch mit zentralen Texten des amerikanischen Bildwissenschaftlers W. J. T. Mitchell auf ganz undeutsche Weise behandelt. Scalla freut die "endlich" greifbare Textauswahl aus mehreren Gründen. Einmal wegen des "theoretischen Mehrwerts", handelt es sich bei Mitchells Kritik unserer Sehkultur doch um ein, wie er findet, avanciertes Programm, das eine Rezeption über Fachkreise hinaus verdient. Dann aufgrund von Mitchells (post-)strukturalistischer Prägung, die den Rezensenten in den Genuss einer komplexen, gegen die kategorische Trennung von Bild und Text gerichtete Argumentation bringt, hin zu einer "kritischen Ikonologie", die Velasquez, Plakatkunst und Karikatur kombiniert und kommentiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Fast im Plauderton werden Einsichten in die Bild- und Kunstwelt vermittelt, die ihresgleichen suchen.« monopol - Magazin für Kunst und Leben