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Fakten, Meinungen, Denkanstöße zu allen Formen und Facetten der Bildung. Rund 80 bekannte Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Lebens, aus Medien, Wissenschaften und der Wirtschaft erläutern ihre Vorstellungen zum Thema Bildung. Dargestellt werden die Erscheinungsformen, Instrumente, Ziele, Voraussetzungen, Orte, Institutionen und Akteure der Bildung. Historische Überblicke und Einblicke in andere Länder runden den Band ab. Vielseitiges Lesebuch, das Diskussionsstoff bietet.

Produktbeschreibung
Fakten, Meinungen, Denkanstöße zu allen Formen und Facetten der Bildung. Rund 80 bekannte Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Lebens, aus Medien, Wissenschaften und der Wirtschaft erläutern ihre Vorstellungen zum Thema Bildung. Dargestellt werden die Erscheinungsformen, Instrumente, Ziele, Voraussetzungen, Orte, Institutionen und Akteure der Bildung. Historische Überblicke und Einblicke in andere Länder runden den Band ab. Vielseitiges Lesebuch, das Diskussionsstoff bietet.
Autorenporträt
Michael Maaser, Leiter des Frankfurter Universitätsarchivs und Lehrbeauftragter am Historischen Seminar der Goethe-Universität Frankfurt a. M.; Gerrit Walther, Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Bergischen Universität Wuppertal
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.08.2011

Erotische Bildung
Ein enzyklopädisches Reizwort

Ein Buch über Bildung, das überrascht nicht mehr. Erst recht nicht, wenn es gleich im ersten Satz behauptet, dass Bücher über Bildung uns langweilen. Stimmt. Ein Kapitel über Erotik holt allerdings die Überraschung zurück. Obendrein wenn es nicht von einem Pädagogen, sondern einem Historiker, Gerrit Walther, geschrieben ist. Der hat gerade ein Handbuch zu Bildungsfragen mit herausgegeben, voller enzyklopädischer Stichworte, zu denen eben auch dieses Reizwort gehört ("Bildung. Ziele und Formen, Traditionen und Systeme, Medien und Akteure", hrsg. von Michael Maaser und Gerrit Walther, Stuttgart 2011).

Das trifft sich gut, denn nur wenn es um das Handwerk der Lehrer aus Sicht der Lehrer geht, stehen Pädagogik und Klassenzimmer im Mittelpunkt. Aus Sicht der Schüler prägt der Schulhof und das, was dort einfach so passiert, die Erfahrung viel mehr. Auf ihm werden die interessanten Geschichten erlebt und erzählt. Dort wird das wahre Leben erfahren. Und zum wahren Leben gehört die Liebe, zu anderen, zu anderem und zu sich selbst. Anderseits; Kann die Liebe gelernt - und nicht nur geübt - werden?

Ein Kapitel über erotische Bildung könnte hier weiterhelfen, wenn die Leidenschaft eines intrinsisch motivierten Lehrlings das Ziel, die durchprogrammierte Lehrplanlaufbahn aber der Weg ist. Wer Bildung und Pädagogik mutig trennt, kann über diese Potentiale reden. Denn sie liegen ganz woanders, in der Parallelität von Liebe und Lernen. Geht es nicht bei beidem um das Sich-verlassen auf das eigene sinnliche Erleben, um das Bilden von Vertrauen, um das Kennenlernen dessen, was wirklich zählt? Liebe ist die "intensivste Erlebnisart des Daseins", sagt Max Weber. Lernen ist die Vorfreude auf sich selbst, sagt Peter Sloterdijk. Darin stecken die Fragen, die die Verbindung herstellen: Wer bin ich, und was will ich werden?

Im Lieben und im Lernen werden die Grenzen zwischen Geben und Nehmen verwischt. Bei beiden geht es um die Neugierde und die Entdeckung "geheimnisumwitterter Bereiche" und neuer Wege, die allein gar nicht beschritten werden können. Es geht um die Erfahrung von Takt und das Testen von Talent. Ganz vorsichtig darf man fragen, ob es nicht bei beidem viel weniger um Methoden und viel mehr um Personen geht. Ob man sie allerdings als "erotisch Gebildete" ansprechen muss?

Und eine weitere Unterscheidung drängt sich auf. Dass die Schule nicht mehr als Vorhof des wirklichen Lebens angesehen wird, sondern als das wahre Leben selbst, darüber hat man sich verständigt. Ob das in der Konsequenz die Grenze zwischen Erleben und Erlernen verwischt, wird noch diskutiert. Denkt man im vorgeschlagenen Modus weiter, wären Lehrpläne durch Erlebnispläne zu ersetzen. Und diese benötigten viel weniger "Substanz" im Austausch für mehr "Hirngespinst". Dass es auch um mehr Emotion und weniger Rationalität ginge, liegt auf der Hand. Es wäre ein Bildungsplan, der nicht am zu vermittelnden Wissen, sondern an der Motivation zur Erfahrung ansetzt ohne aussagen zu können, was daraus folgt.

So radikal ist Walther nicht. Er schrieb kein Plädoyer, sondern folgte dem selbsterteilten Auftrag, etwas über "erotische Bildung" zu schreiben. Er setzt sich an seinen Schreibtisch, beginnt "vollmundig", gerät ins Stocken und beschließt daraufhin, aufzubrechen, "um im Leben selbst zu erkunden, was erotische Bildung sein könnte". Das Kapitel kommt also in mehrfacher Weise seinem Auftrag nach: es klärt nicht auf, es belehrt nicht, nennt als Lehrer auch nur Bücher - der Professor geht nicht ins Kino? -, aber es inspiriert und überlässt das Verstehen dem Leser während es selbst mehrfach ausfranst. Es passt gut ins Buch, als nächstes Kapitel folgt: "praktische Bildung".

STEFAN SCHULZ

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"Im Bildungsdiskurs geht es um das Augenmaß! Und es geht darum, den offenen, objektiven Blick über den ethno- und eurozentrierten Gartenzaun zu richten, innovativ und weltoffen. Dazu ist es notwendig, nachzuschauen, wie wir als Bildungsbürger geworden sind, was wir sind, historisch und mental. Die Reflexion darüber, was wir unter "Bildung" verstehen, wie wir Bildung organisieren und wie sich unsere Vorstellungen darüber festigen und verändern, sind intellektuelle und alltägliche, individuelle und gesellschaftliche, lokale und globale Herausforderungen." -- www.socialnet.de