In der Studie werden die Stärken und Schwächen des deutschen Bildungssystems aufgezeigt und zehn Thesen zur Reform einzelner Bildungsbereiche formuliert. Bildungspolitik wird dabei als Teil einer Wirtschaftspolitik definiert, die auf die langfristige Sicherung des Standortes im internationalen Wettbewerb ausgerichtet ist und von der erhebliche Impulse für Wachstum und Beschäftigung ausgehen können. Die bildungspolitischen Empfehlungen beruhen auf einer umfassenden Analyse verschiedener Bildungsbereiche aus ökonomischer Sicht. Es werden Aspekte vertieft, die im Mittelpunkt der aktuellen bildungspolitischen Diskussion stehen, wie die Qualität der allgemeinen Schulbildung, die Finanzierung der beruflichen Bildung und der Hochschulbildung, die potentiellen Auswirkungen von Bildungsausgaben auf die Leistung von Schülern, der Wachstumsbeitrag von Bildung und die Möglichkeit, die Produktivität einer alternden Bevölkerung mit Hilfe einer Weiterbildungsoffensive zu erhöhen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.10.2001Dem Standort D zu Diensten
Wettbewerbsorientierte Reformvorschläge für Schule, Lehre, Studium
Federico Foders: Bildungspolitik für den Standort D. Verlag Springer, Berlin 2001, 130 Seiten, 89,90 DM.
Die Globalisierung schärft das Bewußtsein für die Notwendigkeit einer aktiven Standortsicherung. Besonderes Augenmerk verdient dabei die Produktivitätsentwicklung. Standorte, die im internationalen Produktivitätswettbewerb zurückbleiben, sind für Investoren weniger attraktiv - das bremst Wachstum und Beschäftigung. Das gesamtwirtschaftliche Produktivitätsniveau ist dabei wesentlich von der Qualität der menschlichen Arbeitskraft ("Humankapital") bestimmt. Hier gilt es also anzusetzen. In der überarbeiteten Fassung eines Forschungsberichts des Instituts für Weltwirtschaft sucht Federico Foders nach Möglichkeiten und Grenzen der Politik, mit marktkonformen Mitteln die wichtigsten Schwächen auf allen Ebenen des deutschen Bildungssystems zu beheben.
Der Wissenschaftler protestiert zunächst gegen die übermäßige Regulierung der Arbeitsmärkte. "Eine Arbeitsmarktverfassung, die eine qualifikationsgerechte und an herrschenden Knappheiten orientierte Differenzierung der Löhne behindert, kann kaum genügend Arbeitsplätze hervorbringen, vor allem für die Gruppe der Geringqualifizierten. Gleichzeitig entsteht ein (zum Teil künstlicher) Nachfrageüberschuß nach mittleren und höheren Qualifikationen." Dieses Ungleichgewicht könnte nur durch eine stärkere Lohndifferenzierung korrigiert werden, die Anreize zur Beschäftigung von niedrig oder mittel qualifizierten Arbeitskräften entstehen ließe. Im übrigen würden eine Deregulierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarkts "den Teilnehmern eine realistischere Einschätzung der Rentabilität von Bildungsinvestitionen ermöglichen".
Angesichts der Schwierigkeiten allgemeinbildender Schulen, vor allem in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern anerkannte Leistungsstandards durchzusetzen, empfiehlt Foders zentrale Leistungskontrollen auf Länderebene. Außerdem sollte die regelmäßige Fortbildung der Lehrer zum integralen Bestandteil dieses Berufs gemacht werden. Auch für andere Berufe gelte, daß die Verweildauer in der ersten Bildungsphase verkürzt und das Konzept des lebenslangen, berufsbegleitenden Lernens gestärkt werden müsse. Zudem müßten wirtschaftliche Zusammenhänge als Teil der Schulbildung vermittelt werden.
Zum Lehrstellenmangel bemerkt Foders, dieser "Nachfrageüberschuß" sei in den vergangenen Jahren immer wieder mit großem Engagement der privaten Wirtschaft abgebaut worden. "Solange dies zufriedenstellend gelingt, sollte sich der Staat hier nicht einmischen." Diese Bilanz erscheint freilich ein wenig naiv - im Bündnis für Arbeit, das sich dieses Problem zum Thema macht, ist der Staat schon jetzt die treibende Kraft, und das Engagement der Wirtschaft sieht selten wahrhaft freiwillig aus. Foders empfiehlt als bildungspolitische Maßnahme die Vergabe von Stipendien, welche die betriebliche Vergütung zum Teil ersetzen könnten, sowie eine stärkere Betonung der außerbetrieblichen Ausbildung. Dabei sollte einer breiten Grundausbildung mehr Raum gewährt werden.
Für die Hochschulen hält der Autor ein ganzes Bündel an guten, wettbewerbsorientierten Ratschlägen bereit. Die Überfüllung der deutschen Universitäten sei die "natürliche Folge eines Systems, das Studienplätze zum Nulltarif anbietet und den Bewerbern im wesentlichen nach Kriterien wie Wohnsitz und Wartezeit zuteilt". Das ließe sich freilich zügig ändern, wenn die Hochschulen ihre Plätze nur an ausgesuchte Bewerber vergäben. Foders plädiert für Aufnahmeprüfungen nach dem Vorbild privater Hochschulen. "An den staatlichen Hochschulen sollten auch Bewerber ohne traditionelle Hochschulreife zu den Aufnahmeprüfungen zugelassen werden." Daneben müßten die staatlichen Universitäten ihre Budgets effizient verwalten und eigene Finanzierungsquellen erschließen. Dazu brauchten sie mehr Autonomie, eine kaufmännische Kostenrechnung und eine Befreiung von den personalpolitischen Zwängen des öffentlichen Dienstes.
KAREN HORN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wettbewerbsorientierte Reformvorschläge für Schule, Lehre, Studium
Federico Foders: Bildungspolitik für den Standort D. Verlag Springer, Berlin 2001, 130 Seiten, 89,90 DM.
Die Globalisierung schärft das Bewußtsein für die Notwendigkeit einer aktiven Standortsicherung. Besonderes Augenmerk verdient dabei die Produktivitätsentwicklung. Standorte, die im internationalen Produktivitätswettbewerb zurückbleiben, sind für Investoren weniger attraktiv - das bremst Wachstum und Beschäftigung. Das gesamtwirtschaftliche Produktivitätsniveau ist dabei wesentlich von der Qualität der menschlichen Arbeitskraft ("Humankapital") bestimmt. Hier gilt es also anzusetzen. In der überarbeiteten Fassung eines Forschungsberichts des Instituts für Weltwirtschaft sucht Federico Foders nach Möglichkeiten und Grenzen der Politik, mit marktkonformen Mitteln die wichtigsten Schwächen auf allen Ebenen des deutschen Bildungssystems zu beheben.
Der Wissenschaftler protestiert zunächst gegen die übermäßige Regulierung der Arbeitsmärkte. "Eine Arbeitsmarktverfassung, die eine qualifikationsgerechte und an herrschenden Knappheiten orientierte Differenzierung der Löhne behindert, kann kaum genügend Arbeitsplätze hervorbringen, vor allem für die Gruppe der Geringqualifizierten. Gleichzeitig entsteht ein (zum Teil künstlicher) Nachfrageüberschuß nach mittleren und höheren Qualifikationen." Dieses Ungleichgewicht könnte nur durch eine stärkere Lohndifferenzierung korrigiert werden, die Anreize zur Beschäftigung von niedrig oder mittel qualifizierten Arbeitskräften entstehen ließe. Im übrigen würden eine Deregulierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarkts "den Teilnehmern eine realistischere Einschätzung der Rentabilität von Bildungsinvestitionen ermöglichen".
Angesichts der Schwierigkeiten allgemeinbildender Schulen, vor allem in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern anerkannte Leistungsstandards durchzusetzen, empfiehlt Foders zentrale Leistungskontrollen auf Länderebene. Außerdem sollte die regelmäßige Fortbildung der Lehrer zum integralen Bestandteil dieses Berufs gemacht werden. Auch für andere Berufe gelte, daß die Verweildauer in der ersten Bildungsphase verkürzt und das Konzept des lebenslangen, berufsbegleitenden Lernens gestärkt werden müsse. Zudem müßten wirtschaftliche Zusammenhänge als Teil der Schulbildung vermittelt werden.
Zum Lehrstellenmangel bemerkt Foders, dieser "Nachfrageüberschuß" sei in den vergangenen Jahren immer wieder mit großem Engagement der privaten Wirtschaft abgebaut worden. "Solange dies zufriedenstellend gelingt, sollte sich der Staat hier nicht einmischen." Diese Bilanz erscheint freilich ein wenig naiv - im Bündnis für Arbeit, das sich dieses Problem zum Thema macht, ist der Staat schon jetzt die treibende Kraft, und das Engagement der Wirtschaft sieht selten wahrhaft freiwillig aus. Foders empfiehlt als bildungspolitische Maßnahme die Vergabe von Stipendien, welche die betriebliche Vergütung zum Teil ersetzen könnten, sowie eine stärkere Betonung der außerbetrieblichen Ausbildung. Dabei sollte einer breiten Grundausbildung mehr Raum gewährt werden.
Für die Hochschulen hält der Autor ein ganzes Bündel an guten, wettbewerbsorientierten Ratschlägen bereit. Die Überfüllung der deutschen Universitäten sei die "natürliche Folge eines Systems, das Studienplätze zum Nulltarif anbietet und den Bewerbern im wesentlichen nach Kriterien wie Wohnsitz und Wartezeit zuteilt". Das ließe sich freilich zügig ändern, wenn die Hochschulen ihre Plätze nur an ausgesuchte Bewerber vergäben. Foders plädiert für Aufnahmeprüfungen nach dem Vorbild privater Hochschulen. "An den staatlichen Hochschulen sollten auch Bewerber ohne traditionelle Hochschulreife zu den Aufnahmeprüfungen zugelassen werden." Daneben müßten die staatlichen Universitäten ihre Budgets effizient verwalten und eigene Finanzierungsquellen erschließen. Dazu brauchten sie mehr Autonomie, eine kaufmännische Kostenrechnung und eine Befreiung von den personalpolitischen Zwängen des öffentlichen Dienstes.
KAREN HORN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Karen Horn bemüht sich, eine detaillierte Übersicht über den Inhalt der Studie zu geben, die eine überarbeitete Version eines Forschungsberichts des Instituts für Weltwirtschaft ist und die Vorschläge zur Reform des deutschen Bildungssystems macht. Sie referiert die Lösungsansätze, die der Autor für die Misere des Wirtschaftsstandorts Deutschland anbietet, wie "zentrale Leistungskontrollen" der Bildungseinrichtungen und veränderte Aufnahmebedingungen von Studenten an den Hochschulen. Mit Urteilen über das Buch hält sich die Rezensentin allerdings zurück, sie merkt lediglich an, dass sie die Ansicht des Autors, der Staat solle sich aus der Vergabe von Lehrstellen durch die Wirtschaft heraus halte, dann reguliere sich das Problem von selbst, "ein wenig naiv" findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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