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Billy hat eine wahnsinnige Wut. Auf seine Mutter, die ihn weggegeben hat, auf die Stiefeltern, die ihn nicht behalten haben, auf das verdammte Heim, auf seinen ach-so-besorgten Betreuer. Als er Daisy kennenlernt, auch ein Heimkind wie er, glaubt er, endlich eine Freundin gefunden zu haben - aber auch die hat Geheimnisse vor ihm. Wären da nicht seine kleinen Geschwister, die er jeden, aber wirklich jeden Abend ins Bett bringt und bei ihnen sitzt, bis sie eingeschlafen sind, dann würde er alles hinschmeißen. Abhauen. Draufhauen. Was auch immer. Dann wäre er nämlich ganz allein auf der Welt. Denn…mehr

Produktbeschreibung
Billy hat eine wahnsinnige Wut. Auf seine Mutter, die ihn weggegeben hat, auf die Stiefeltern, die ihn nicht behalten haben, auf das verdammte Heim, auf seinen ach-so-besorgten Betreuer.
Als er Daisy kennenlernt, auch ein Heimkind wie er, glaubt er, endlich eine Freundin gefunden zu haben - aber auch die hat Geheimnisse vor ihm.
Wären da nicht seine kleinen Geschwister, die er jeden, aber wirklich jeden Abend ins Bett bringt und bei ihnen sitzt, bis sie eingeschlafen sind, dann würde er alles hinschmeißen. Abhauen. Draufhauen. Was auch immer. Dann wäre er nämlich ganz allein auf der Welt.
Denn niemand kann sich wirklich vorstellen, wie das ist - Billy zu sein.
Autorenporträt
Phil Earle betreute selbst Heimkinder, war Theatertherapeut in einer Einrichtung für misshandelte Kinder und arbeitete lange als Buchhändler. Heute ist er Vertriebsleiter bei Simon and Schuster Children's Books. Er lebt mit seiner Familie in London. "Billy sein" ist sein erstes Buch.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2011

Haven’t had a dream . . .  
Die Geschichte eines Jungen, der wieder Vertrauen fasst
Verlassene und misshandelte Kinder sind ein großes Thema in der Kinder- und Jugendliteratur, und die Heime oder Ersatzeltern, die ihnen Zuflucht bieten, werden in den meisten Romanen nicht als Orte geschildert, in denen diese verlorenen Kinder emotionale Hilfe finden. Damit spiegeln sie die Wirklichkeit, wie die Aufdeckung der Missbrauchsfälle in Heimen und Internaten nur allzu deutlich zeigt. Dass es aber auch Menschen gibt, die es sich zur Aufgabe machen, diesen Kindern das verlorene Vertrauen zurück zu geben, ohne deshalb als Gutmenschen abgewertet zu werden, zeigen zwei beeindruckende Romane, die in diesem Jahr ins Deutsche übersetzt wurden. Das ist einmal Brennweite des norwegischen Autors Harald Rosenlöw Eeg, (siehe SZ Literaturbeilage vom 13. April 2011) und nun ein Debüt aus England: Billy sein von Phil Earl, der seiner Geschichte eine Strophe aus einem Song der englischen Indie-Rock-Band The Smiths voranstellt:
Haven't had a dream in a long time
See, the life I've had
Can make a good man bad
So for once in my life
Let me get what I want
Lord knows, it would be the first time
Lord knows, it would be the first time
Im Prolog wird diese Sehnsucht eines verletzten Jungen nach Sicherheit und Geborgenheit noch einmal vertieft. Hätte der Autor auf diesen Prolog verzichtet, in dem sich der Held Billy Gefühle erlaubt, man könnte ihn für einen ganz harten Burschen halten, so drastisch ist der Einstieg in seine Geschichte als Heimkind. Seine Betreuer nennt er „Penner“, verspottet und verachtet sie, und von sich selbst spricht er als „Lebenslänglicher“, der nichts anderes kennt als das verhasste Heim und der sofort um sich schlägt, wenn ihm jemand zu nah kommt. Wut auf die Erwachsenen ist sein vorherrschendes Gefühl, vor allem auf seine Mutter, die ihn weggegeben, auf seinen Stiefvater, der ihn misshandelt hat, und auf seine Betreuer, denen er misstraut.
Aber es gibt noch einen anderen Billy, den großen Bruder der Zwillinge Louie und Lizzie, für die er sich verantwortlich fühlt und denen er mit zärtlicher Liebe zugetan ist. „Dieses Jahr werden sie zehn, und es macht mich echt fertig, dass die beiden nichts anderes kennen, als das hier“. Seit sie als Babys der trunksüchtigen Mutter und ihrem gewalttätigen Vater, Billys Stiefvater, weggenommen wurden und zusammen mit Billy ins Heim kamen, kümmert er sich um sie, bringt sie jeden Abend ins Bett und sitzt vor ihrer Tür, bis sie eingeschlafen sind. Mit Ausnahme der kurzen Zeit, als er, von seiner Mutter zur Adoption freigegeben, zu den Pflegeeltern Jan und Grant zog, die ihn liebevoll aufnahmen, bis Jan einen Fehler machte und von Billy brutal zusammengeschlagen wurde. Und dann ist da noch „der Colonel“, der Heimleiter, dessen raue Zuwendung Billy nicht annehmen kann und will, der aber dennoch die feste Größe im Leben der Kinder ist.
Das Faszinierende an diesem Roman ist, wie sich der Leser langsam von der Sicht des erzählenden Helden löst, der gefangen ist in seinem Trauma, das ihm nicht erlaubt Vertrauen zu entwickeln. Viel früher als Billy selbst erkennt er, dass der „Colonel“ Billy liebt, dass er ihm helfen will und seine manchmal militärische Strenge seiner Sorge um seinen Schützling entspringt.
Als Billy dem gleichaltrigen Mädchen Daisy begegnet, erkennt er in ihr eine verwandte Seele. Aber auch sie ist so verletzt, dass sie ihm nicht wirklich vertraut und es zwischen den beiden zu Missverständnissen kommt, die ihre beginnende Freundschaft beinahe zerstören.
Dramatisch aber wird es für Billy, als man ihm die Geschwister wegnehmen will, die zu ihrer Mutter zurückkehren sollen, weil diese sich vom Vater der Zwillinge und auch vom Alkohol befreit hat. Dass es dem Autor gelingt, die Eskalation der Ereignisse zu einem behutsamen, für Billy fast glücklichen Ende zu führen, ohne je ins Sentimentale abzugleiten, beweist seine große erzählerische Kraft. (ab 13 Jahre) HILDE ELISABETH MENZEL
Phil Earle
Billy sein
Aus dem Englischen von Annette von der Weppen. Carlsen 2010. 336 Seiten, 14,90 Euro.
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