Ich hatte mich auf eine tragische Liebesgeschichte vorbereitet. Was geliefert wurde, war die Liebe von einem namenslosen Ich-Erzähler zu Angela, die ihm nur schlecht zugespielt hat. Während er vor Herzschmerz kaum noch zu essen, schlafen, atmen, leben mag, lächelt sie nicht nur, nein, sie wagt es
sogar glücklich zu sein und zu lachen.
Bis hierhin kann ich seinen Schmerz verstehen und sogar…mehrIch hatte mich auf eine tragische Liebesgeschichte vorbereitet. Was geliefert wurde, war die Liebe von einem namenslosen Ich-Erzähler zu Angela, die ihm nur schlecht zugespielt hat. Während er vor Herzschmerz kaum noch zu essen, schlafen, atmen, leben mag, lächelt sie nicht nur, nein, sie wagt es sogar glücklich zu sein und zu lachen.
Bis hierhin kann ich seinen Schmerz verstehen und sogar nachvollziehen. Allerdings geht er von diesem Punkt aus weiter und erzählt von weiteren nicht namentlich weiter genannten Liebesbeziehungen, die ich nun allerdings nicht mehr Angela zuordnen würde. Und ich sollte Recht behalten. Plötzlich ist Angela vergessen. Sie wird in keiner Weise wieder erwähnt. Stattdessen taucht plötzlich eine Melissa auf, in die der Ich-Erzähler abgrundtief verliebt ist. Und besagten Punkt an verliert der Protagonist für mich auch an Authenzität und Glaubwürdigkeit – er erzählt kein bisschen, wie, was, wo, warum. Der Leser kann daher diesen Wendepunkt kein bisschen nachvollziehen. Auch, wenn vom Autor Mehmet Ali Kilinc nach einer kurzen Internetrecherche kaum etwas Konkretes auszumachen ist, so vermute ich, dass er zwischen 22 und 28 Jahre alt ist. Gehen wir davon aus, dass er in diesem Buch von seiner eigenen Erfahrung im Bezug zur Liebe geschrieben hat. Dass er erst von der ernstgemeinten, tief empfundenen Liebe (und keine jugendlichen Schwärmereien) spricht, so gehe ich davon aus, dass er also für diese Erfahrungen 4-7 Jahre Zeit hatte. (Mein Exemplar ist die 4. Auflage aus dem Jahr 2017 – wann die anderen gedruckt wurden, weiß ich nicht – und rechnen wir mal mit einem Jahr Zeit bis das Manuskript in den Druck geschickt wurde, ergibt das das Jahr 2016, daher 28 – 3 Jahre = 25 Jahre; ergo zwischen 18 und 25 Jahren hat er exakt höchstens 7 Jahre Zeit für all die tragischen Erlebnisse in der Liebe gehabt.) Wer in so kurzer Zeit sich mehrfach tief und innig verlieben kann – gehört für mich definitiv in die Kategorie zukünftiger Bachelorette-Kandidat, aber nicht in die Kategorie eines wirklich ernstzunehmenden Schriftstellers, der mich für einige Stunden mit seinem Werk ausgezeichnet unterhalten kann. Denn irgendwie ist alles, was er beschreibt sehr einseitig – zu seinen eigenen Gunsten. Immer sind es die Frauen, die ihm übel zuspielen, ihn belügen und betrügen. Er dagegen hat ein reines Herz und es umsonst verschenkt und jetzt hört es nicht mehr auf zu bluten und er hat die Hoffnung aufgegeben und erbittet Amor ihn in Liebesangelegenheiten von nun an für immer in Ruhe zu lassen.
Fazit: Absolut nicht zu empfehlen – außer für Männer, die sich mit diesem Protagonisten identifizieren können und sich in ihm wiedergefunden haben.