Ihr ganzes Leben besteht nur aus hektischem Gedrängel, Coffee to go und Economy Class? Sie müssen sich mit anderen Pendlern um den besten Platz streiten und steuern in Ihrer knappen Freizeit möglichst exotische Urlaubsziele an, um jeden einzelnen ihrer 358 Facebookfreunde damit zu beeindrucken? Fühlen Sie sich genervt von den Versprechungen der Erlebnisindustrie, erschöpft von der ewigen Mobilität und wollen einfach mal Ihre Ruhe haben? Dann ist dieses Buch goldrichtig für Sie: Es erklärt Ihnen, wie gut es tut, nicht zu verreisen, und gibt Tipps, wie Sie nicht durchdrehen, wenn Sie doch einmal unterwegs sein müssen. Der Weg ist nicht das Ziel, sondern das Problem! Gehen Sie gut gelaunt damit um und zeigen Sie dem Urlaubsstress die rote Karte. Denn Daheim ist eindeutig das bessere Draußen!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2014Die Couch als Epizentrum des Lebens
Falko Löffler hat ein Lob des Stubenhockens und einen launig-unterhaltsamen "Reisevermeidungsführer" geschrieben. "Verreisen ist Krieg", behauptet er und plädiert statt für die "letzte Trendlocation" für das Sofa als Sehnsuchtsort, als Epizentrum des Lebens. In seiner Nichtreisephilosophie argumentiert er unter dem Motto "Alltag ist überall" gegen Erlösungsversprechen der Reiseindustrie, wider das Gerede von unberührten Orten, Exotik und Authentizität auf der Suche nach der "Mutter aller Entspannungen" und Traumzielen und zugunsten der lupenreinen Ökobilanz der "Couch-Potatoes". Er konstatiert, dass Stubenhocker als die tiefenentspannteren Menschen nicht in Kriege zögen. Löffler studiert Psychogramme der Stubenhocker und ihr Selbstverständnis als "Nihilisten der Wellness" und grenzt diese bewusst gewählte Seinsform vom Urlaub auf Balkonien als "Methadon-Programm der verklemmten Reisesüchtigen" ab. Fernab vom "unwürdigen Wettstreit" derer, die über die jährlichen Auszeiten ihren sozialen Status definieren, untersucht Löffler Leitmotive und Lebensentwürfe des Stubenhockers. Das Buch relativiert Reiselügen wie "Reisen bildet" oder angesichts eingefriedeter Paradiese den Mythos der Horizonterweiterung oder eingedenk von Staus und Streiks die romantisierende Vorstellung "Der Weg ist das Ziel". Neben Tipps für die Infrastruktur der Stubenhockerwohnung liefert es Anleitungen für ein erfülltes Stubenhockerleben, sozialverträgliche Musterabsagen bei Mitreisegelegenheiten und den Umgang mit dem Rechtfertigungsdruck gegenüber Urlaubsfundamentalisten. Schlüssig beleuchtet das Plädoyer für den Müßiggang bei Versagen der Vermeidungsstrategien den Schrecken der Dienstreisen oder - beim Überstimmtwerden durch die Angehörigen - des Familienurlaubs. Der Autor führt aus, wie man als Reisemuffel den Reisekoller pflegt und nach der Rückkehr die "Reise ins beste schlechte Licht" rückt. So widmet sich das originelle Pamphlet eines Reiseverweigerers der Pauschalreise als der "untersten Stufe der Erholungskette", dem Kreuz der Kreuzfahrt, der Fiktion und Realität des Reisens mit dem Wohnmobil und im Kapitel "Flieger, grüß mir die Hölle" der Unbill und Unfreiheit des Reisens über den Wolken.
sg
"Bin ich blöd und fahr in Urlaub? Zuhausebleiben ist der beste Trip" von Falko Löffler. Wilhelm Goldmann Verlag, München 2014. 240 Seiten. Broschiert, 8,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Falko Löffler hat ein Lob des Stubenhockens und einen launig-unterhaltsamen "Reisevermeidungsführer" geschrieben. "Verreisen ist Krieg", behauptet er und plädiert statt für die "letzte Trendlocation" für das Sofa als Sehnsuchtsort, als Epizentrum des Lebens. In seiner Nichtreisephilosophie argumentiert er unter dem Motto "Alltag ist überall" gegen Erlösungsversprechen der Reiseindustrie, wider das Gerede von unberührten Orten, Exotik und Authentizität auf der Suche nach der "Mutter aller Entspannungen" und Traumzielen und zugunsten der lupenreinen Ökobilanz der "Couch-Potatoes". Er konstatiert, dass Stubenhocker als die tiefenentspannteren Menschen nicht in Kriege zögen. Löffler studiert Psychogramme der Stubenhocker und ihr Selbstverständnis als "Nihilisten der Wellness" und grenzt diese bewusst gewählte Seinsform vom Urlaub auf Balkonien als "Methadon-Programm der verklemmten Reisesüchtigen" ab. Fernab vom "unwürdigen Wettstreit" derer, die über die jährlichen Auszeiten ihren sozialen Status definieren, untersucht Löffler Leitmotive und Lebensentwürfe des Stubenhockers. Das Buch relativiert Reiselügen wie "Reisen bildet" oder angesichts eingefriedeter Paradiese den Mythos der Horizonterweiterung oder eingedenk von Staus und Streiks die romantisierende Vorstellung "Der Weg ist das Ziel". Neben Tipps für die Infrastruktur der Stubenhockerwohnung liefert es Anleitungen für ein erfülltes Stubenhockerleben, sozialverträgliche Musterabsagen bei Mitreisegelegenheiten und den Umgang mit dem Rechtfertigungsdruck gegenüber Urlaubsfundamentalisten. Schlüssig beleuchtet das Plädoyer für den Müßiggang bei Versagen der Vermeidungsstrategien den Schrecken der Dienstreisen oder - beim Überstimmtwerden durch die Angehörigen - des Familienurlaubs. Der Autor führt aus, wie man als Reisemuffel den Reisekoller pflegt und nach der Rückkehr die "Reise ins beste schlechte Licht" rückt. So widmet sich das originelle Pamphlet eines Reiseverweigerers der Pauschalreise als der "untersten Stufe der Erholungskette", dem Kreuz der Kreuzfahrt, der Fiktion und Realität des Reisens mit dem Wohnmobil und im Kapitel "Flieger, grüß mir die Hölle" der Unbill und Unfreiheit des Reisens über den Wolken.
sg
"Bin ich blöd und fahr in Urlaub? Zuhausebleiben ist der beste Trip" von Falko Löffler. Wilhelm Goldmann Verlag, München 2014. 240 Seiten. Broschiert, 8,99 Euro.
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"Weil er (...) witzig den Mobilitätszwang unserer Zeit auf die Schippe nimmt (...) kommt man bei der Lektüre übers Schmunzeln direkt ins Nachdenken." Stuttgarter Zeitung