Was kann ein Rätoromane tun, um Europäer zu werden? Was eigentlich ist ein Europäer, was sind die wahren Werte und Haltungen, auf die man sich in Europa tatsächlich einigen kann, und wo und durch wen sind sie exemplarisch vorgelebt worden? In seinem neuen, geistreichen und anschaulichen Buch umspielt Iso Camartin, einer der profiliertesten Autoren und Intellektuellen der Schweiz, dieses Thema auf eine erzählerische und unterhaltsame Art, indem er anhand von Porträts - von François Bondy, aber auch Giordano Bruno -, und von Betrachtungen über Orte, Dinge, Wörter und Gebräuche Lebenswelten und Lebenseinstellungen plastisch werden läßt. Er schreibt über das Rauschen des Rheinwassers, über eine Hausbibliothek in der Provinz, über Wortgeschichte, über Erasmus von Rotterdam und Pieter Bruegels Affen und plädiert für einen europäischen "Heimatschein". Je länger man in den Kapiteln dieses schönen Buches liest, desto freier, lichter und heiterer wird der Geist, man spürt, daß sich auch hier, wie in vielem, was Iso Camartin schreibt, eine Lebenshaltung und Lebenskunst manifestiert, die umso kostbarer ist, als wir immer deutlicher lernen müssen, sie als etwas Europäisches zu schätzen und zu verteidigen.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Iso Camartin habe nicht einfach nur eine der üblichen Apologien europäischer Werte geschrieben, lobt Rezensent Georg Kreis, nein, Camartin beherrsche die Kunst, diese Beschwörungen auch "Fleisch und Blut" werden zu lassen. In den teilweise schon veröffentlichten Texten tauchen Leitfiguren wie Giordano Bruno und Francis Bacon neben weniger bekannten auf. Es geht um Sprachenvielfalt oder Bibliotheken und immer wieder um die "himmlische Kraft" der Musik. Als den Europäer überhaupt, gibt der Rezensent mit patriotischer Freude zu Protokoll, feiert Iso Camartin aber Francois Bondy, und erinnere so nachdrücklich daran, was Europa und nicht zuletzt die Schweiz diesem Intellektuellen zu verdanken habe.
© Perlentaucher Medien GmbH
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