Todkomisch und erschreckend echt: Dieser Comic entmystifiziert den Führer von Al-Kaida und zeigt ihn als das, was er wirklich ist: ein übergeschnappter, machtgieriger Terrorist, der Menschen und Religion gnadenlos und zynisch instrumentalisiert.
2016 wird Bin Laden tatsächlich festgenommen – natürlich nur durch einen glücklichen Zufall. In seiner Vernehmung packt er aus – und entpuppt sich als machtgeiler Misanthrop, der über alles und jeden was meckern hat. Heiliger Krieg, der islamische Gottesstaat, Selbstmordattentäter? Alles nur in der Welt, um der Eitelkeit des angeblich größten Terroristen der Welt zu schmeicheln. Denn der höchste Zweck seines Kampfes ist mitnichten der Sieg des Islam, sondern das eigene Wohlbefinden. Und je mehr Gotteskrieger er mit immer absurderen Versprechen ins Paradies schicken kann, desto besser seine Laune ...
Als "Bin Laden enthüllt" unter dem Originaltitel "Ben Laden dévoilé" im September 2009 in Frankreich erschien, stürmte der Comic sofort die Bestsellerlisten. Und das Erstaunliche ist: alle biografischen Details sind authentisch, nur in der Zuspitzung und den witzigen Dialogen liegt die kreative Freiheit der Autoren.
2016 wird Bin Laden tatsächlich festgenommen – natürlich nur durch einen glücklichen Zufall. In seiner Vernehmung packt er aus – und entpuppt sich als machtgeiler Misanthrop, der über alles und jeden was meckern hat. Heiliger Krieg, der islamische Gottesstaat, Selbstmordattentäter? Alles nur in der Welt, um der Eitelkeit des angeblich größten Terroristen der Welt zu schmeicheln. Denn der höchste Zweck seines Kampfes ist mitnichten der Sieg des Islam, sondern das eigene Wohlbefinden. Und je mehr Gotteskrieger er mit immer absurderen Versprechen ins Paradies schicken kann, desto besser seine Laune ...
Als "Bin Laden enthüllt" unter dem Originaltitel "Ben Laden dévoilé" im September 2009 in Frankreich erschien, stürmte der Comic sofort die Bestsellerlisten. Und das Erstaunliche ist: alle biografischen Details sind authentisch, nur in der Zuspitzung und den witzigen Dialogen liegt die kreative Freiheit der Autoren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.07.2010Bin Ladin, der Sexsüchtige
Der algerische Journalist Mohamed Sifaoui war 1999 vor dem islamistischen Terror nach Frankreich geflohen. Seitdem kämpft er als Publizist gegen jede Form des Islamismus an, häufig auf sachliche, zuweilen auch auf betont polemische und provokative Art. Letztere prägt auch seinen zusammen mit dem Zeichner Philippe Bercovici veröffentlichten Comic "Bin Laden enthüllt" (Mohamed Sifaoui: "Bin Laden enthüllt". Ein Comic-Attentat auf Al-Kaida. Illustriert von Philippe Bercovici. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010. 112 S., geb., 16,95 [Euro]).
Mit der Waffe des Humors will der Muslim Sifaoui dem Terror zu Leibe rücken, den die radikalen Islamisten verbreiten, und den Leser über das zum Lachen bringen, was an ihnen am schrecklichsten sei: Hass, Barbarei, Dummheit und Fanatismus. Eines indes fehlt noch bei dieser Aufzählung, nämlich ihre angebliche Sexbesessenheit.
Und die avanciert hier zu einer der Haupteigenschaften Bin Ladins - aber nicht nur seiner. Von den als besonders dumm karikierten Amerikanern im Jahr 2016 an der pakistanisch-afghanischen Grenze endlich gefasst, so die Rahmenhandlung, denkt der inzwischen weißhaarige Al-Qaida-Gründer im Gefängnis immer nur an das eine. Auch der Agent und die Agentin von der CIA, die den Terroristenführer verhören, landen miteinander im Bett. Und auch der ehemalige amerikanische Präsident Bill Clinton, der in der in langen Verhörsitzungen rekonstruierten Lebensgeschichte des prominenten Gefangenen ebenfalls ein Mitspieler ist, wird weitgehend auf seinen berühmten Seitensprung reduziert.
Doch der Spagat zwischen Dokumentation und satirischer Fiktion mag nicht so recht gelingen, noch weniger der Witz. Dieser verliert sich im ersten Viertel des Buches, wo der junge Bin Ladin als verwöhnter Trottel (der er in Wirklichkeit keineswegs ist) mit viel Geld (das er tatsächlich hat) dargestellt ist, häufig in Zoten, die mit fortschreitender Erzählung allerdings seltener werden. Das macht die Lektüre zwar um einiges erquicklicher, aber so richtig lachen musste der Rezensent nur einmal, was gemessen an dem großspurigen Humorversprechen im Vorwort des Autors eine ziemlich magere Bilanz ergibt: Da schimpft ein alter Dschihad-Prediger im Stillen über den Anschluss suchenden Osama, wie blöd er sei, und wünscht: "Hoffentlich stirbt er den Märtyrertod."
Treten nun im Laufe der Erzählung die Fakten in den Vordergrund, so stößt der Leser doch allenthalben auf antiislamische Klischees, die anscheinend witzig wirken sollen. Dies wird vermutlich auch bei denjenigen der Fall sein, die sich in ihren gängigen westlichen Vorurteilen - sie werden hier bewusst bedient - bestätigt sehen wollen. Mit Jenseitsbelohnungen für künftige Märtyrer wird zwar bekanntermaßen für die Teilnahme am Heiligen Krieg geworben. Diese sind jedoch weder eine Erfindung noch zentraler Motivationskern der Terroristen, deren Beweggründe man nicht auf Verheißungen wie die von den Paradiesjungfrauen reduzieren sollte. Hier kommen sich der Provokateur und der aufklärerische Terrorismus-Bekämpfer Sifaoui, der doch mit der Realitätstreue seines Comicstrips wirbt, ins Gehege.
JOSEPH CROITORU
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der algerische Journalist Mohamed Sifaoui war 1999 vor dem islamistischen Terror nach Frankreich geflohen. Seitdem kämpft er als Publizist gegen jede Form des Islamismus an, häufig auf sachliche, zuweilen auch auf betont polemische und provokative Art. Letztere prägt auch seinen zusammen mit dem Zeichner Philippe Bercovici veröffentlichten Comic "Bin Laden enthüllt" (Mohamed Sifaoui: "Bin Laden enthüllt". Ein Comic-Attentat auf Al-Kaida. Illustriert von Philippe Bercovici. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2010. 112 S., geb., 16,95 [Euro]).
Mit der Waffe des Humors will der Muslim Sifaoui dem Terror zu Leibe rücken, den die radikalen Islamisten verbreiten, und den Leser über das zum Lachen bringen, was an ihnen am schrecklichsten sei: Hass, Barbarei, Dummheit und Fanatismus. Eines indes fehlt noch bei dieser Aufzählung, nämlich ihre angebliche Sexbesessenheit.
Und die avanciert hier zu einer der Haupteigenschaften Bin Ladins - aber nicht nur seiner. Von den als besonders dumm karikierten Amerikanern im Jahr 2016 an der pakistanisch-afghanischen Grenze endlich gefasst, so die Rahmenhandlung, denkt der inzwischen weißhaarige Al-Qaida-Gründer im Gefängnis immer nur an das eine. Auch der Agent und die Agentin von der CIA, die den Terroristenführer verhören, landen miteinander im Bett. Und auch der ehemalige amerikanische Präsident Bill Clinton, der in der in langen Verhörsitzungen rekonstruierten Lebensgeschichte des prominenten Gefangenen ebenfalls ein Mitspieler ist, wird weitgehend auf seinen berühmten Seitensprung reduziert.
Doch der Spagat zwischen Dokumentation und satirischer Fiktion mag nicht so recht gelingen, noch weniger der Witz. Dieser verliert sich im ersten Viertel des Buches, wo der junge Bin Ladin als verwöhnter Trottel (der er in Wirklichkeit keineswegs ist) mit viel Geld (das er tatsächlich hat) dargestellt ist, häufig in Zoten, die mit fortschreitender Erzählung allerdings seltener werden. Das macht die Lektüre zwar um einiges erquicklicher, aber so richtig lachen musste der Rezensent nur einmal, was gemessen an dem großspurigen Humorversprechen im Vorwort des Autors eine ziemlich magere Bilanz ergibt: Da schimpft ein alter Dschihad-Prediger im Stillen über den Anschluss suchenden Osama, wie blöd er sei, und wünscht: "Hoffentlich stirbt er den Märtyrertod."
Treten nun im Laufe der Erzählung die Fakten in den Vordergrund, so stößt der Leser doch allenthalben auf antiislamische Klischees, die anscheinend witzig wirken sollen. Dies wird vermutlich auch bei denjenigen der Fall sein, die sich in ihren gängigen westlichen Vorurteilen - sie werden hier bewusst bedient - bestätigt sehen wollen. Mit Jenseitsbelohnungen für künftige Märtyrer wird zwar bekanntermaßen für die Teilnahme am Heiligen Krieg geworben. Diese sind jedoch weder eine Erfindung noch zentraler Motivationskern der Terroristen, deren Beweggründe man nicht auf Verheißungen wie die von den Paradiesjungfrauen reduzieren sollte. Hier kommen sich der Provokateur und der aufklärerische Terrorismus-Bekämpfer Sifaoui, der doch mit der Realitätstreue seines Comicstrips wirbt, ins Gehege.
JOSEPH CROITORU
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"SEHR WITZIG! BILD meint: Kaufen und lachen!" (Hans-Jörg Vehlewald, BILD, 29. Juni 2010)
"Neben den respektlosen Dialogen sind es vor allem die cartoonartigen Bilder von Zeichner Philippe Bercovici, die "Bin Laden enthüllt" zu einem Lesespaß machen."(Björn Reinfrank, WDR 1LIVE, 30. Juli 2010)
"Autor Mohamed Sifaoui flieht [...] nicht in den Klamauk, sondern hält sich an Osamas Biografie. Bei allen Verbrechensungeheuerlichkeiten, wie dem dezent zeichnerisch angespielten Angriff auf die zwei Türme, konzentriert er sich auf das Menschlein Osama, dessen Gesicht vom dümmlichen Geltungsdrang zum grantigen Großvater altert. Um die volle Wirkungskraft dieser Osama-Entkleidung zu entfalten, müsste dieser Comic nur übersetzt und als unproblematischer und kostenfreier Download der Jihad-Community zur Verfügung gestellt werden." (Christian Jooß, Abendzeitung, 03. Juli 2010)
"In seinem [...] Comic "Bin Laden enthüllt" verzerrt Mohamed Sifaoui, Publizist und Filmemacher aus Algerien, Bin Laden mit satirischen Mitteln bis zur Kenntlichkeit. Dabei bedarf es bisweilen nur dezenter Zuspirtzungen, die biografischen Fakten sprechen ohnehin für sich." (profil, 05. Juli 2010)
"Während bin Ladens Worte in den schönen Erinnerungen schwelgen, konterkarieren die Zeichnungen häufig seine Aussagen Klein-Osama hochbegabt? Das Bild zeigt etwas anderes. Groß-Osama gegen Pornografie und westliche Dekadenz? Von wegen - erwischt! Wie schon zu vermuten ist: Zum Comic-Helden hat es für Osama bei Sifaoui/Bercovici nicht gelangt, nur zum Terroristen: doof und feige, aber geil, fanatisch und größenwahnsinnig." (Oliver Seifert, Freie Presse, 02. Juli 2010)
"Es ist eine 100-seitige Gratwanderung: Die Zeichnungen des 47-jährigen Bercovici oszillieren zwischen Realismus und Karikatur, die Handlung und die Dialoge schwanken zwischen Witz und Wahrheit." (Lars von Törne, Der Tagesspiegel, 04. Juli 2010)
"Der Stil der beiden Franzosen ist so frech und hemmungslos, wie man es von französischen Comics mit Bezug zu real existierenden Figuren gewohnt ist. Allerdings bleibt einem bei der Lektüre von "Bin Laden enthüllt" immer wieder das Lachen im Halse stecken. [...] er [der Comic] zeigt, wie vor 2001 die Warnzeichen von CIA, FBI und anderen Sicherheitsbehörden immer wieder missachtet oder heruntergespielt werden. Anders als die meisten anderen Comic-Beiträge zu diesem ernsten Thema schaffen es Sifaoui und Bercovici aber immer wieder, den Schrecken mit unterhaltsamem Spott zu verbinden." (Lars von Törne, Der Tagesspiegel, 04. Juli 2010)
"Ein Comic, der für Aufsehen sorgen könnte."(Märkischer Sonntag, 04. Juli 2010)
"Neben den respektlosen Dialogen sind es vor allem die cartoonartigen Bilder von Zeichner Philippe Bercovici, die "Bin Laden enthüllt" zu einem Lesespaß machen."(Björn Reinfrank, WDR 1LIVE, 30. Juli 2010)
"Autor Mohamed Sifaoui flieht [...] nicht in den Klamauk, sondern hält sich an Osamas Biografie. Bei allen Verbrechensungeheuerlichkeiten, wie dem dezent zeichnerisch angespielten Angriff auf die zwei Türme, konzentriert er sich auf das Menschlein Osama, dessen Gesicht vom dümmlichen Geltungsdrang zum grantigen Großvater altert. Um die volle Wirkungskraft dieser Osama-Entkleidung zu entfalten, müsste dieser Comic nur übersetzt und als unproblematischer und kostenfreier Download der Jihad-Community zur Verfügung gestellt werden." (Christian Jooß, Abendzeitung, 03. Juli 2010)
"In seinem [...] Comic "Bin Laden enthüllt" verzerrt Mohamed Sifaoui, Publizist und Filmemacher aus Algerien, Bin Laden mit satirischen Mitteln bis zur Kenntlichkeit. Dabei bedarf es bisweilen nur dezenter Zuspirtzungen, die biografischen Fakten sprechen ohnehin für sich." (profil, 05. Juli 2010)
"Während bin Ladens Worte in den schönen Erinnerungen schwelgen, konterkarieren die Zeichnungen häufig seine Aussagen Klein-Osama hochbegabt? Das Bild zeigt etwas anderes. Groß-Osama gegen Pornografie und westliche Dekadenz? Von wegen - erwischt! Wie schon zu vermuten ist: Zum Comic-Helden hat es für Osama bei Sifaoui/Bercovici nicht gelangt, nur zum Terroristen: doof und feige, aber geil, fanatisch und größenwahnsinnig." (Oliver Seifert, Freie Presse, 02. Juli 2010)
"Es ist eine 100-seitige Gratwanderung: Die Zeichnungen des 47-jährigen Bercovici oszillieren zwischen Realismus und Karikatur, die Handlung und die Dialoge schwanken zwischen Witz und Wahrheit." (Lars von Törne, Der Tagesspiegel, 04. Juli 2010)
"Der Stil der beiden Franzosen ist so frech und hemmungslos, wie man es von französischen Comics mit Bezug zu real existierenden Figuren gewohnt ist. Allerdings bleibt einem bei der Lektüre von "Bin Laden enthüllt" immer wieder das Lachen im Halse stecken. [...] er [der Comic] zeigt, wie vor 2001 die Warnzeichen von CIA, FBI und anderen Sicherheitsbehörden immer wieder missachtet oder heruntergespielt werden. Anders als die meisten anderen Comic-Beiträge zu diesem ernsten Thema schaffen es Sifaoui und Bercovici aber immer wieder, den Schrecken mit unterhaltsamem Spott zu verbinden." (Lars von Törne, Der Tagesspiegel, 04. Juli 2010)
"Ein Comic, der für Aufsehen sorgen könnte."(Märkischer Sonntag, 04. Juli 2010)