Obwohl die Bindungstheorie, welche sich mit den psychischen Auswirkungen früher Beziehungserfahrungen auf die Persönlichkeitsentwicklung des Individuums auseinandersetzt, ihre wissenschaftlichen Wurzeln im Heimerziehungskontext begründet hat, ist eine angemessene Einbeziehung der Erkenntnisse aus der Bindungsforschung in die Heimpädagogik bisher großteils ausgeblieben. Gerade in Bezug auf die Problematiken der Bindungspräsentation bei Kindern und Jugendlichen, die in Heimen leben, erscheint sie jedoch viele geeignete Ansätze zu bieten, diesen durch Verständnis, Wissen und damit einhergehenden Handlungsmöglichkeiten entgegen wirken zu können. Aufgrund dessen wird in diesem Buch der gängige Alltag zeitgemäßer Einrichtungen der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland auf den Prüfstand gestellt. Untersucht werden sie hinsichtlich der gegebenen Strukturen, welche die Entwicklung von Bindung nach den Erkenntnissen der Bindungsforschung negativ beeinflussen können sowie damit einhergehende Problematiken für die Gestaltung der Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen. Anhand einer Einzelfallstudie, in welcher eine Jugendliche aus dem stationären Setting befragt wird, werden Bedeutung und Relevanz der Ergebnisse aus der Bindungsforschung im Kontext des Praxisalltags bewertet. Dies soll dazu führen, die Bindungsbedürfnisse der Betroffenen besser nachvollziehen sowie dadurch sinnvolle Thesen und Handlungsansätze für die Anwendung der Erkenntnisse aus der Bindungsforschung in die Praxis ableiten zu können.