Das auf fünf Bände angelegte Nachschlagewerk erfasst alle Angehörigen des höheren Auswärtigen Dienstes zwischen 1871 und 1945. Es bietet Informationen, die in keinem anderen Nachschlagewerk verfügbar sind. Auf der Basis der erstmals vollständig ausgewerteten Personalunterlagen der Behörde und zahlreicher weiterer Quellen bietet es in standardisierter Form Informationen zu Lebensdaten, Herkunft, Familie, Konfession, Ausbildungsgang, Parteizugehörigkeit, zu den einzelnen Stationen der Laufbahn innerhalb und außerhalb des Dienstes. Die Artikel enthalten neben Fotos bibliographische Hinweise und Angaben zum Verbleib des Nachlasses. Aufgenommen sind neben den Außenministern alle Beamten und Angestellten des höheren Dienstes - in der Berliner Zentrale vom "Wissenschaftlichen Hilfsarbeiter" und Referenten bis zum Staatssekretär, in den Auslandsmissionen Diplomaten und Konsuln ebenso wie Dolmetscher und Sachverständige für Handel und Wirtschaft, Kultur und Presse.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.06.2008Kollektivbiographie
Die Geschichte des Auswärtigen Dienstes wird weiter aufgearbeitet
Im Abstand von drei Jahren ist der dritte und vorletzte Band eines wichtigen Handbuchs erschienen. Er bietet 700 neue Kurzporträts von Mitgliedern des deutschen Auswärtigen Dienstes. Der Benutzer erfährt die wichtigsten Daten zu Lebensalter, Abstammung, Familie, Ausbildung und Karriere, dazu Angaben zu Veröffentlichungen, weiterführende Literaturhinweise und den Nachweis erhaltener Nachlässe. Alle Porträts sind nach den Personalakten des Auswärtigen Amtes gearbeitet. Die meisten Einträge sind mit einem Foto versehen.
Das Handbuch ist nicht nur für Historiker, sondern auch für Genealogen, Soziologen und Kulturwissenschaftler von Interesse. Die Daten liefern die Basis für eine zu erstellende Kollektivbiographie des deutschen Auswärtigen Dienstes in Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittem Reich und Bundesrepublik, zumal die meisten Beamten mehreren politischen Systemen gedient haben. Der Leser findet zwei Reichskanzler (Hermann Müller, Franz von Papen), fünf Außenminister (Friedrich Rosen, Walther Rathenau, Frederic von Rosenberg, Konstantin Freiherr von Neurath, Joachim von Ribbentrop), zwei Staatssekretäre (Adolf Freiherr Marschall von Biberstein, Hans Georg von Mackensen), einen Unterstaatssekretär (Martin Luther), dazu zahlreiche Botschafter, Gesandte, Ministerialräte, Konsuln, Gesandtschafts- und Legationsräte sowie wissenschaftliche Hilfsarbeiter, Dolmetscher, Chiffrierer und Pressebeauftragte.
Neben Karrierediplomaten trifft man bekannte Personen aus unterschiedlichen Bereichen: Entdeckungsreisende, Journalisten, Verleger, Professoren, Gutsbesitzer, Kaufleute, Industrielle, Politiker. Das hängt damit zusammen, dass nicht wenige Angehörige des Auswärtigen Dienstes bei politischen Umbrüchen entlassen wurden oder freiwillig eine neue Betätigung aufnahmen. Dennoch sind die Lebensläufe meist unspektakulär; eine Ausnahme bildet der in Paris akkreditierte Gesandtschaftsrat Ernst vom Rath, dessen Ermordung durch den jüdischen Studenten Herschel Grynszpan am 7. November 1938 den Nazis den Vorwand für die sogenannte Reichskristallnacht lieferte.
Wenn Außenminister Joschka Fischer kurz vor seinem Ausscheiden eine Historikerkommission eingesetzt hat, um die Verwicklungen von Mitgliedern seiner Behörde in Nazi-Verbrechen untersuchen zu lassen, dann ist anzumerken, dass das „Biographische Handbuch” seit dem ersten Band alle Daten von Eintritten in die NSDAP, die SA, SS, den SD, die „Dienststelle Ribbentrop” oder die „Auslandsorganisation der NSDAP” säuberlich auflistet – auch bei Diplomaten, die nach dem Krieg im Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik wiederverwendet wurden. Diese Angaben dürfen jedoch nicht den Blick darauf verstellen, dass eine NSDAP-Mitgliedschaft für sich genommen wenig besagt und dass die Zahl der SS-Mitglieder insgesamt betrachtet relativ klein war. Und nicht nur die Geschichte des Auswärtigen Dienstes in den zwölf „braunen” Jahren ist interessant, sondern auch diejenige in den vorangehenden sechzig Jahren, in denen sich ein qualifizierter Berufsstand entwickelte, der den verschiedenen deutschen Regierungen wichtige Dienste geleistet hat. FRANK-RUTGER HAUSMANN
Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871-1945. Band 3: L-R. Bearbeiter: Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2008. 749 Seiten, 158 Euro.
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Die Geschichte des Auswärtigen Dienstes wird weiter aufgearbeitet
Im Abstand von drei Jahren ist der dritte und vorletzte Band eines wichtigen Handbuchs erschienen. Er bietet 700 neue Kurzporträts von Mitgliedern des deutschen Auswärtigen Dienstes. Der Benutzer erfährt die wichtigsten Daten zu Lebensalter, Abstammung, Familie, Ausbildung und Karriere, dazu Angaben zu Veröffentlichungen, weiterführende Literaturhinweise und den Nachweis erhaltener Nachlässe. Alle Porträts sind nach den Personalakten des Auswärtigen Amtes gearbeitet. Die meisten Einträge sind mit einem Foto versehen.
Das Handbuch ist nicht nur für Historiker, sondern auch für Genealogen, Soziologen und Kulturwissenschaftler von Interesse. Die Daten liefern die Basis für eine zu erstellende Kollektivbiographie des deutschen Auswärtigen Dienstes in Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittem Reich und Bundesrepublik, zumal die meisten Beamten mehreren politischen Systemen gedient haben. Der Leser findet zwei Reichskanzler (Hermann Müller, Franz von Papen), fünf Außenminister (Friedrich Rosen, Walther Rathenau, Frederic von Rosenberg, Konstantin Freiherr von Neurath, Joachim von Ribbentrop), zwei Staatssekretäre (Adolf Freiherr Marschall von Biberstein, Hans Georg von Mackensen), einen Unterstaatssekretär (Martin Luther), dazu zahlreiche Botschafter, Gesandte, Ministerialräte, Konsuln, Gesandtschafts- und Legationsräte sowie wissenschaftliche Hilfsarbeiter, Dolmetscher, Chiffrierer und Pressebeauftragte.
Neben Karrierediplomaten trifft man bekannte Personen aus unterschiedlichen Bereichen: Entdeckungsreisende, Journalisten, Verleger, Professoren, Gutsbesitzer, Kaufleute, Industrielle, Politiker. Das hängt damit zusammen, dass nicht wenige Angehörige des Auswärtigen Dienstes bei politischen Umbrüchen entlassen wurden oder freiwillig eine neue Betätigung aufnahmen. Dennoch sind die Lebensläufe meist unspektakulär; eine Ausnahme bildet der in Paris akkreditierte Gesandtschaftsrat Ernst vom Rath, dessen Ermordung durch den jüdischen Studenten Herschel Grynszpan am 7. November 1938 den Nazis den Vorwand für die sogenannte Reichskristallnacht lieferte.
Wenn Außenminister Joschka Fischer kurz vor seinem Ausscheiden eine Historikerkommission eingesetzt hat, um die Verwicklungen von Mitgliedern seiner Behörde in Nazi-Verbrechen untersuchen zu lassen, dann ist anzumerken, dass das „Biographische Handbuch” seit dem ersten Band alle Daten von Eintritten in die NSDAP, die SA, SS, den SD, die „Dienststelle Ribbentrop” oder die „Auslandsorganisation der NSDAP” säuberlich auflistet – auch bei Diplomaten, die nach dem Krieg im Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik wiederverwendet wurden. Diese Angaben dürfen jedoch nicht den Blick darauf verstellen, dass eine NSDAP-Mitgliedschaft für sich genommen wenig besagt und dass die Zahl der SS-Mitglieder insgesamt betrachtet relativ klein war. Und nicht nur die Geschichte des Auswärtigen Dienstes in den zwölf „braunen” Jahren ist interessant, sondern auch diejenige in den vorangehenden sechzig Jahren, in denen sich ein qualifizierter Berufsstand entwickelte, der den verschiedenen deutschen Regierungen wichtige Dienste geleistet hat. FRANK-RUTGER HAUSMANN
Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871-1945. Band 3: L-R. Bearbeiter: Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2008. 749 Seiten, 158 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Da Frank-Rutger Hausmann das Biografische Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes für Historiker, Soziologen, Genealogen und Kulturwissenschaftler gleichermaßen für Gewinn bringend hält, kann er das Erscheinen des dritten Bandes nur begrüßen. In ihm sind die Kurzbiografien von 700 Mitgliedern des Auswärtigen Dienstes vom Kaiserreich bis 1945 versammelt, und man kann neben Berufsdiplomaten auch aus anderen Zusammenhängen bekannte Personen darin entdecken, teilt der Rezensent mit, der in diesem Handbuch eine hervorragende Grundlage für eine zukünftige "Kollektivbiografie" erkennt. Weil der damalige Außenminister Joschka Fischer eine Untersuchung zur nationalsozialistischen Vergangenheit von Mitarbeitern des Auswärtigen Dienstes angeordnet hatte, listen alle Bände des Handbuchs auch sämtliche Informationen wie Partei- oder SS-Zugehörigkeit auf, stellt Hausmann anerkennend fest, der aber betont, dass zumindest die Anzahl der SS-Angehörigen im Auswärtigen Dienst eher klein war.
© Perlentaucher Medien GmbH
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