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They were written over a period of more than twenty-five years, the first a few years after her suicide in 1963, and represent Ted Hughes's only account of his relationship with Plath and of the psychological drama that led both to the writing of her greatest poems and to her death.

Produktbeschreibung
They were written over a period of more than twenty-five years, the first a few years after her suicide in 1963, and represent Ted Hughes's only account of his relationship with Plath and of the psychological drama that led both to the writing of her greatest poems and to her death.
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Autorenporträt
Ted Hughes
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.1998

Sing mir ins Ohr, Blutbißchen
Schöne, schöne Amerikanerin: Briefe und Gedichte von Ted Hughes / Von Harald Hartung

Die nach Meinung der "Times" tragischste literarische Liebesgeschichte unserer Zeit begann im Cambridge der fünfziger Jahre: Sylvia, eine amerikanische Fulbright-Stipendiatin, die mit dem Schreiben begonnen hatte, traf Ted, einen hoffnungsvollen englischen Lyriker. Die beiden hatten neben ihrer Liebe und ihren literarischen Interessen auch ein Faible für das Okkulte, für spiritistische Séancen, vor allem für das Spiel mit dem Ouija-Brett, bei dem ausgeschnittene Buchstaben und ein Weinglas eine Rolle spielen. Bei einem dieser Spiele, so berichtet ein Freund, gestand Ted, er habe bei dem, was die Geister gedichtet hatten, ein wenig nachgeholfen. Das mag auch für die folgenden Verse gelten, die wir jetzt lesen können. Deutsch lauten diese Zeilen so: "Ruhm wird kommen. Ruhm besonders für dich. / Ruhm kommt unausweichlich. Und wenn er kommt, / Wirst du für ihn bezahlt haben mit deinem Glück, / Deinem Mann und deinem Leben."

Eine finstere Prophezeiung - wenn auch vermutlich eine nachträgliche. Berühmt wurden beide, Sylvia Plath wie Ted Hughes. Die Frau, die sich von ihm, dem Untreuen, getrennt und an einem kalten Februartag 1963, erst dreißigjährig, Selbstmord begangen hatte, gilt heute als eine der großen Dichterinnen unseres Jahrhunderts, dazu als tragische Ikone des Feminismus. Der Mann, der zwar - aus Rücksicht auf die beiden Kinder - das Tagebuch ihres letzten Jahres vernichtet hatte, aber durch Publikation ihres Nachlasses Sylvias postume Karriere erst ermöglichte, bezahlte auf andere Weise für seinen Ruhm: durch Weiterleben, Weiterdichten und - Schweigen zu allerlei Vorwürfen, die in dem Maße zunahmen, wie Sylvias Ruhm wuchs.

Jetzt, dreieinhalb Jahrzehnte später, hat er das Schweigen über seine Ehe gebrochen und so etwas wie einen Befreiungsschlag geführt. Er tat es nicht als Apologet oder Memoirenschreiber in eigener Sache, sondern als Dichter. Er veröffentlichte seine lyrischen "Birthday Letters". Die "Times" brachte sie quasi als Fortsetzungsroman, die Buchausgabe verkaufte sich über hunderttausendmal, und nun liegen sie auch auf deutsch vor, übersetzt von Andrea Paluch und Robert Habeck. Ted Hughes hat das Erinnerungsgedichtbuch seinen Kindern Frieda und Nicholas gewidmet, wie um ihnen eine Erklärung für das zu liefern, was zum Tod ihrer Mutter führte. Die Lesart des Vaters als Ersatz für das von ihm vernichtete letzte Tagebuch der Mutter.

In einem dieser meist recht breit angelegten Poeme berichtet, bedichtet Ted Hughes auch jene Szene mit der Alphabettafel, die zu der fürchterlichen Prophezeiung führte; übrigens in einer eigentümlich wertfreien, unironischen Impassibilität. Die 88 Texte von "Birthday Letters" haben trotz vielfacher Anrede der Toten überhaupt etwas Chronikalisches. Sie scheinen weniger auf die Wiederfindung der verlorenen Zeit als auf die Fixierung, ja Dokumentierung des Gewesenen gerichtet, als wären sie Beweisstücke in eigener Sache. Daß der Dichter sich so gut und zweifelsfrei erinnert, mag noch einen anderen Grund haben. Merkwürdig oft nämlich sind es Szenen aus dem gemeinsamen Leben, die uns aus Sylvias Tagebuch, ihren Gedichten und Storys oder den Berichten von Freunden bekannt sind. Und nicht immer fällt ein Vergleich zu Ted Hughes' Vorteil aus.

Was Sylvia in ihrem Gedicht "The Rabbit Catcher" zu spannungsgeladenen Zeilen fügte, wird in der lyrischen Nacherzählung des Mannes zur Schilderung eines mißlungenen Ausflugs, bei der der Ehemann sich immer noch entschuldigen möchte - wegen dieser Frau. Auch die Fast-Katastrophe mit einem Ruderboot oder die Geschichte mit dem 59. Bär kennen wir schon aus ihren Storys. Und die wahrhaft rasante Szene im Tagebuch, wo Sylvia mit blitzender Prägnanz beschreibt, wie sie Ted bei ihrer ersten Begegnung in die Wange beißt, bis Blut fließt, findet nun ihre späte lyrische Prägung im Bild vom "Burggraben aus Zahnabdrücken". Eine nicht sonderlich geglückte Metapher als Relikt. Die tote Sylvia triumphiert als Dichterin. Der Lebende entbietet ihr demütig Reverenz.

Wer Neues, ja Provozierendes erwartet, kommt dennoch auf seine Kosten. Ted Hughes muß das Amerikanische an Sylvia Plath von Anfang an ambivalent empfunden haben: als Faszination ("Schönes, schönes Amerika!"), aber auch als etwas Irritierendes und sogar Abstoßendes. Niemand verlangt, daß der Erinnernde nachträglich die Schönheit der ehemals Geliebten besingt. Aber Ted Hughes kommt merkwürdig ausführlich auf Sylvias Mängel zurück. Was er zunächst noch einen "prallen Ball aus Freude" nennt, ist einige Gedichte später ein "Gummigesicht" und "Rohmasse für elastische Grimassen". Und nicht ohne Provokationslust treibt er seine Vergleiche ins Rassistische: "Das Geheimnis deiner Lippen, / Die wulstig waren wie von Eingeborenen" ("aborigines" steht im Original). Ist das ein Bestreben um größtmögliche Präzision - oder nicht eher ein später Abwehrzauber?

Für ihn gäbe es plausible Gründe. Schon aus Sylvias Briefen an die Mutter, spätestens aus den Tagebüchern wissen wir, welche entscheidende Rolle ihr Vater in all ihren Vorstellungen und Projektionen gespielt hat. Dafür, daß er die Achtjährige durch seinen Tod verließ, verwandelte sie ihn in ihrem berühmten "Daddy"-Gedicht zum Nazi mit "Meinkampfgesicht"; und wir wissen auch, etwa aus Anne Stevensons Biographie, daß Ted Hughes, als er Sylvia mit einer anderen Frau betrog und sie verließ, zum Duplikat für Otto Plath herhalten mußte - Fortsetzung einer klassischen Übertragung.

Kaum anders sieht es der Dichter. "Deine Anbetung brauchte einen Gott. / Wo ihr einer fehlte, suchte sie sich einen", heißt es nüchtern in "Birthday Letters" (-) ein Gedanke, den Hughes in einem anderen Gedicht ins poetische Bild transformiert. Die tragende Metapher ist der Begriff der "Doppelbelichtung". Der Dichter sieht sich von Sylvia beobachtet und wie von einem "Paparazzo-Heckenschützen" fotografiert: "Ich fühlt nicht, / Wie, als deine Linsen sich verengten, / Er in mich glitt" - Sylvias Vater nämlich.

Die "Birthday Letters" über die Jahre hin zu schreiben, muß für Ted Hughes ein unabweisbares Bedürfnis gewesen sein. Sie zu publizieren war ein simpler Akt der Rechenschaft. Doch die Qualität dieser manchmal etwas geschwätzigen lyrischen Texte steht auf einem anderen Blatt. Ted Hughes hat weitaus Besseres geschrieben. Nicht ohne Grund gilt er in England als major poet.

Eine Ahnung von seiner Poesie gibt "Der Tiger tötet nicht", ein Band ausgewählter Gedichte, übersetzt von Jutta und Wolfgang Kaußen. Mit diesem Band, der auf Hughes' "Selected Poems" basiert, erhält der Dichter - und nicht bloß der Witwer Sylvia Plaths - hierzulande eine neue Chance. Denn richtig ist, daß Ted Hughes bei uns nicht viel Glück gehabt hat. Der von Elmar Schenkel übersetzte Band "Krähe" (1987) und zwei Auswahlbände (1971 und 1995) haben nichts daran geändert. Er muß - als Dichter - gleichsam noch einmal von vorn beginnen.

Ein Foto von 1960, aufgenommen im Treppenhaus des Londoner Verlags Faber & Faber, zeigt ihn zusammen mit T. S. Eliot, W. H. Auden, Louis MacNeice und Stephen Spender - Ted Hughes stand dort als Repräsentant der dritten, der jüngsten Generation der englischen Moderne. Im Jahr 1957, im Erscheinungsjahr von Enzensbergers Erstling "verteidiung der wölfe", hatte er mit "The Hawk in the Rain" debütiert. Während Enzenbergers Tiere zeitkritische Allegorien waren, gab sich Hughes in seinen Tiergedichten als ein lyrischer Schamane, inspiriert durch Graves' "Weiße Göttin" und Frazers "Der Goldene Zweig". Seine Poesie wollte immer schon die Gesellschaft transzendieren. Anders als Rilkes "Panther" ist der Jaguar bei Hughes kein Symbol der Gefangenschaft: Ihm ist der Zwinger "nicht mehr / Als dem Visionär sein Gehäus: Wildnisse an Freiheit greift sein Lauf."

Dieser visionäre Impetus beherrscht auch die Gedichte über Füchse, Falken, Katzen, Hechte, Schweine, Bären, Wölfe, Mücken und Ratten. Oft geht es in ihnen um "violence" - um die Spielarten von Gewalt, Gewalttat, Verletzung, Schändung. Und doch hat Hughes recht, wenn er 1965 in einem Interview betont: "My poems are not about violence but vitality." Es ist eben die schamanistische Zerstückelung und Wiederherstellung des Körpers, die den Dichter interessiert. Einem Freund, Lucas Myers, schrieb Hughes einmal, jedes Werk von ihm müsse eine Episode über das "Zerreißen der Katze" haben. Es kann auch die Schlachtung eines Schweins sein, das anschließend wie eine Schwelle gescheuert wird: "Ich starrte lange darauf. Sie waren dabei, es zu brühen. / Zu brühen und zu scheuern wie eine Türschwelle." Hier ist es freilich der Mensch, der Aufklärer und Fleischverzehrer, der die Wiederherstellung des Körpers verhindert.

"Was wird er wohl machen, wenn ihm die Tiere ausgehen?" - Die ironische Frage eines Kritikers brachte Hughes nicht in Verlegenheit. Er kann auch ohne Tiere. Der Raum seiner Poesie umfaßt alle Phänomene von Landschaft und Natur. Auch Historie und Gesellschaft sind von Bildern und Metaphern des Kreatürlichen durchdrungen. So bekommt sein Geschichtsbild einen darwinistischen Zug, und Krieg und Militär erscheinen als Emanation von Vitalität. Um so stärker ist Hughes dort, wo er solche vitalistischen Kurzschlüsse vermeidet. Eines seiner schönsten Gedichte ist "Staub, der wir sind", ein Gedicht über den Vater, der als einer von zehn Überlebenden einer Kompanie aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt war. Dort heißt es:

"Er war also gerettet und gereinigt

worden.

Seine Muskeln ganz weiß - marmorweiß.

Er war erheblich getötet worden.

Aber wir hatten ihn wiederbelebt.

Nun lehrte er uns Stille wie ein Gebet."

Diese meditative, ja fromme Passage darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß Hughes nicht auf Harmonisierung und Affirmation aus ist. Das lyrische Ich hat teil an der lebenslangen Beschädigung. Die "Seelennahrung", die es aus dem Vater zog, wird von der Seele wohl aufgenommen. Aber sie bleibt "ein seltsames Ding, rachitisch - eine Hyäne". Die Tiere gehen diesem Dichter tatsächlich nicht aus.

Ted Hughes: "Birthday Letters". Aus dem Englischen übertragen von Andrea Paluch und Robert Habeck. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1998. 210 S., geb., 38,- DM.

Ted Hughes: "Der Tiger tötet nicht". Ausgewählte Gedichte. Aus dem Englischen übertragen und mit einem Nachwort versehen von Jutta und Wolfgang Kaußen. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1998. 366 S., br., 48,- DM.

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