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Eine Mutter auf der Flucht - ein Roadtrip ans Ende der Zivilisation
»Bis an die Grenze« ist ein berührender, warmherziger Roman, in dessen Zentrum Josie steht, eine alleinerziehende Mutter, die mitsamt ihren beiden Kindern aus den Zwängen ihres Vorstadtlebens flieht und sich in der Wildnis Alaskas neu zu finden sucht. Dave Eggers Porträt einer Frau, die hin- und hergerissen ist zwischen dem Wunsch nach Konformität und nach Freiheit, ist hochkomisch, wahrhaftig und ungemein aktuell.
Josie, eine Zahnärztin, die ihre Praxis hat schließen müssen, bekommt Panik, als ihr Exmann darum bittet,
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Produktbeschreibung
Eine Mutter auf der Flucht - ein Roadtrip ans Ende der Zivilisation

»Bis an die Grenze« ist ein berührender, warmherziger Roman, in dessen Zentrum Josie steht, eine alleinerziehende Mutter, die mitsamt ihren beiden Kindern aus den Zwängen ihres Vorstadtlebens flieht und sich in der Wildnis Alaskas neu zu finden sucht. Dave Eggers Porträt einer Frau, die hin- und hergerissen ist zwischen dem Wunsch nach Konformität und nach Freiheit, ist hochkomisch, wahrhaftig und ungemein aktuell.

Josie, eine Zahnärztin, die ihre Praxis hat schließen müssen, bekommt Panik, als ihr Exmann darum bittet, die gemeinsamen Kinder seiner neuen Verlobten vorstellen zu dürfen. Sie packt die Kinder und flieht mit ihnen an den entlegensten Ort, der für sie ohne Pass erreichbar ist: Alaska. Die Reise in dem angemieteten, abgetakelten Wohnmobil durch die Wildnis rüttelt die Familie durcheinander. Der achtjährige Paul übernimmt die fürsorgliche Vaterrolle in der Familie, während die fünfjährige Ana Chaos und Zerstörung magisch anzieht. Was sich zunächst wie ein Abenteuerurlaub am Ende der Welt anfühlt, wird schnell zur verzweifelten Flucht, nicht zuletzt vor einem Lauffeuer, das in der Region ausgebrochen ist. Doch nicht nur das Feuer scheint Josie auf den Fersen zu sein, sie kämpft auch gegen die imaginären sowie realen Geister ihrer Vergangenheit und muss dafür bis an ihre Grenze gehen.
Autorenporträt
Eggers, DaveDave Eggers, geboren 1970, ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren. Sein Roman »Der Circle« war weltweit ein Bestseller. Sein Werk wurde mit zahlreichen literarischen Preisen ausgezeichnet. Der Roman »Ein Hologramm für den König« war nominiert für den National Book Award, für »Zeitoun« wurde ihm u.a. der American Book Award verliehen. Dave Eggers stammt aus Chicago und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Nordkalifornien.

Wasel, UlrikeUlrike Wasel geb. 1955 in Bergneustadt. Magisterstudium: Anglistik, Amerikanistik, Romanistik. Ulrike Wasel und Klaus Timmermann entdeckten noch während des Studiums die Freude am gemeinsamen Übersetzen und beschlossen nach dem Examen, den Sprung in das Leben als Literaturübersetzer zu wagen. Nach ersten nebenberuflichen Anfängen im Bereich der Kriminalliteratur arbeiten wir seit 1991 hauptberuflich als literarische Übersetzer und sind für zahlreiche namhafte Verlage tätig. Nach nunmehr fast fünfundzwanzigjähriger Berufserfahrung blicken wir auf ein breites und buntes Spektrum übersetzter Titel zurück, das sich vom erfolgreichen Bestseller bis zum "Nischensachbuch" erstreckt. 2012 wurden wir gemeinsam mit dem Autor Dave Eggers für unsere Übersetzung seines Roman Zeitoun mit dem internationalen Albatros-Literaturpreis der Günther-Grass-Stiftung Bremen ausgezeichnet.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Josie will nur noch weg. Weg von ihrer Zahnarztpraxis, weg von ihrem Ex-Partner. Weg von den anderen Müttern in Ohio, die sie, die Alleinerziehende, an ihren Versäumnissen messen. Weg von ihren Schuldgefühlen und Selbstzweifeln. Der einzige ferne Ort, der für sie ohne Pass zu erreichen ist, ist Alaska. Dort begibt sie sich mit der fünfjährigen Ana und dem achtjährigen Paul in einem Wohnmobil auf eine Reise, die als Abenteuerurlaub gedacht war, sich jedoch eher zu einer Flucht entwickelt. Dazu wären die Waldbrände, die Josie einzuholen drohen, nicht nötig gewesen, glaubt sie sich doch ständig verfolgt und verurteilt. Ähnlich wie in "Hologramm für einen König" ist Eggers' Protagonistin in einer Krise und sucht den Ausweg in der Flucht. Jedoch fehlen hier die tiefen Einsichten in die Figur, vielmehr wählen Autor und Hauptfigur den häufigen Ortswechsel, um Intimität und Nähe zu entkommen, so dass sich bisweilen der Eindruck einstellt, keiner von beiden weiß, wohin er eigentlich möchte. Weitaus gelungener ist die Beschreibung der Beziehung zwischen Josie und ihren Kindern, die lebendig und irritierend ist, zumal Eggers mit der wilden Ana, die beständig von Trümmern und Chaos umgeben ist, und dem seelenvollen, vernünftigen Paul zwei wundervolle Charaktere gelungen sind.

© BÜCHERmagazin, Sonja Hartl (sh)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2017

Ich glaub, mich knutscht ein Bär

Und das ist noch längst nicht alles: Dave Eggers setzt seinen Road-Roman über eine selbstbewusste Frau in Alaska konsequent in den Sand.

Von Jan Wiele

Wer ein Faible für fahrende Häuser in großartigen Landschaften hat, was ja beides in Nordamerika nicht unüblich ist, der wird gar nicht anders können, als sich für den neuen Roman von Dave Eggers erst einmal zu begeistern. Er spielt in Alaska und beginnt mit einem klassischen Roadtrip-Motiv: Die Hauptfigur Josie, eine Zahnärztin aus Ohio, sucht sprichwörtlich das Weite, nachdem ihr Mann sie verlassen hat.

Das privat gemietete Wohnmobil, in dem sie diesen Fluchtversuch mit ihren beiden Kindern unternimmt, ist allerdings eine fahrende Altbauwohnung. Der Fahrzeugtyp nennt sich "The Chateau", doch dieses Schloss nähert sich bereits der Ruine und bringt eine Höchstgeschwindigkeit von 48 Meilen pro Stunde auf die Straße, so dass sich hinter ihm ständig hupende Autos stauen. "Das Chateau klapperte und röchelte", heißt es einmal, dafür verfügt es aber über eine Kaffeemaschine und sogar über ein Handrührgerät, "falls jemand einen Napfkuchen backen wollte". Das erinnert an ein romantisiertes Unterwegssein wie in John Steinbecks "Travels With Charley" oder seinem Roman "The Wayward Bus".

Ehe es aber zu lieblich wird, schiebt Eggers dem einen Riegel vor und lässt seine Figuren eine in Amerika leider ebenfalls typische, sehr enttäuschende Camper-Erfahrung machen: An den schönsten Stellen darf man nicht über Nacht stehen - das ist wohl leider nicht nur am kalifornischen Highway One, sondern auch in Alaska so - und wird mitunter unsanft von der Polizei geweckt und vertrieben. Da hat man nun also die große Freiheit, muss aber für 55 Dollar in einem Wohnmobilpark stehen, mit Blick auf den Parkplatz und ein kaputtes Schild.

Das auch sonst noch einiges kaputt oder zumindest arg angekratzt ist in Josies Leben, wird dank aufdringlicher Symbolik bald dem Leser dämmern, der dieser Frau auf Gedeih und Verderb in ihre Erinnerungen folgen muss. Sie nehmen leider bald mehr Raum ein als das auf der Reise Erlebte: Der seelische Ballast von Jahren fährt da mit, wird bei jedem einsamen Glas Pinot aus dem Plastikbecher umgewälzt: unglückliche Kindheit, rastloses Wandern und eine wohl auch nicht ganz glückliche Berufswahl, eine unerfüllte Ehe mit einem Mann, der ein großes Kind ist, unerquickliche Mitmenschen und Wut über den Sozialdruck, den die Helikoptereltern der Mitschüler von Josies Kindern zu erzeugen wussten.

Aber auch die Menschen, denen Josie, die kleine Ana und deren älterer Bruder Paul dann in Alaska begegnen, sind nicht alle offen und freundlich. Da gibt es zwar mal den Campingplatzbesitzer mit verständnisvollem Blick, der Josie zunächst einen Bourbon einschenkt, aber woanders wird die Kleinfamilie schroff abgewiesen oder sogar verjagt. Die Missgeschicke der Reise und das immer wieder blank liegende beschädigte Leben Josies lassen den Originaltitel des Romans, "Heroes of the Frontier", der auf eine glorreiche Besiedlung Amerikas anspielt, einigermaßen zynisch wirken. Und doch weiß man nicht, ob Eggers ihn wirklich zynisch meint oder doch affirmativ, ob er das Durchwursteln dieser Josie wirklich für heroisch hält - es ist natürlich die Frage, woran man seine Figuren misst, und immerhin übersteht die Frau mit ihren Kindern Waldbrände und ein Gewitter, hat Sex mit einem Kriegsveteranen, lernt eine Gruppe Musiker kennen und scheint am Ende auf wundersame Weise geläutert.

Der Roman ist offenbar am Reißbrett entstanden, und die konzeptuellen Schlüsselsätze werden den Figuren oft direkt in den Mund oder in die Gedanken gelegt. Weil der Autor vielleicht selbst ein schlechtes Gewissen dabei hat, die Geschichte derart glatt aufgehen zu lassen, fügt er ihr noch ein allerletztes Kapitel an, das aus einem einzigen Satz besteht. Er beschreibt die Ungewissheit darüber, wie der nächste Tag sein wird. So unbeholfen wie dieser Schluss wirkt häufig auch Eggers' grobklötzig-substantivischer Stil, der kaum Lesefreude macht: "Als sie die Tür öffnete, roch sie Sauberkeit und guten Geschmack."

Die Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann klebt noch viel zu sehr an den englischen Buchstaben und vermag den Roman kaum je elegant in ein lesbares Deutsch zu überführen. Was zum Beispiel ist "das vulkanische Aufkommen uralter Hassformen"? Manchmal kann diese Übersetzung freilich auch nur den Mangel verwalten: "Mut war einfach eine Form von Weitergehen."

Auf die Schreibkünste von Dave Eggers wirft dieses Werk, so wie schon sein Bestseller "The Circle" und andere Bücher, kein gutes Licht. Auch wenn der 1970 in Boston Geborene hier mit seinem Land manchmal hart ins Gericht geht ("Amerikaner sein bedeutet, eine Leerstelle zu sein"), produziert er ziemlich amerikanischen Kitsch. Was Josie nämlich in Alaska findet, diesem vermeintlich so ganz anderen Amerika, wo alle wild und frei sind, ist auch nur ein Klischee, eine Leerformel: "Es gab so viel Platz, so viel Weite, so viel Überfluss." Ja, es heißt über dieses Alaska der Seele in Anspielung auf die Inschrift der Freiheitsstatue sogar einmal, dass es "die Müden und Heimatlosen" einlade.

Dieser raunende Ton wirkt auch deshalb befremdlich, weil der Erzähler sonst viel derber redet, im Bukowski-Sound. Er kostet etwa die Beschreibung einer unerklärlichen Inkontinenz von Josies Ehemann weidlich aus, und nachdem ungefähr zwanzigmal vom Pinkeln die Rede war, heißt es: "Carl musste auch dauernd scheißen." Weil insbesondere die Darstellung von Sex häufig guter Gradmesser für schriftstellerische Qualität ist, soll auch hier eine Kostprobe nicht vorenthalten werden - wir sehen Josie in flagranti mit dem Veteranen Jim: "Wundervoll, dass dieser Mann Ende fünfzig seinen harten Penis an ihr rieb, im Chateau, im tiefsten Alaska. Sie fand es wundervoll spontan und verführerisch und hatte sogar die vorübergehende Fantasie, hinter ihr stünde Smokey der Bär, nicht Jim. Seine Ofenrohrarme, seine breite Brust." Ja, heiliges Ofenrohr, geht es noch schlechter?

Schade, dass aus dem vielversprechenden Stoff nicht mehr geworden ist - aber irgendwo ist das Wohnmobil, das jeder Roman für seine Leser darstellt, in diesem Fall völlig vom Weg abgekommen.

Dave Eggers: "Bis an die Grenze". Roman.

Aus dem amerikanischen Englisch von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017. 496 S., geb., 23,- [Euro].

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»Er unterhält, er ist genau und funkelt irr.« Boris Pofalla FAZ 20170319

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Zunächst ist Rezensentin Petra Ahne irritiert, dass Dave Eggers nach Romanen wie "Zeitoun" oder "The Circle" nun die Geschichte einer vierzigjährigen, alleinerziehenden Mutter erzählt, die mit ihren beiden Kindern nach der Pleite ihrer Zahnarztpraxis aus ihrem Vorstadt-Leben in Ohio zu einer Wohnmobil-Tour durch Alaska aufbricht. Schnell erscheint der Kritikerin der neue Roman aber als logische Fortsetzung von "The Circle": Während Eggers dort die "falschen Heilsversprechen" des Silicon Valley untersuchte, durchleuchtet er nun die "naive Sehnsucht" eines einfachen Lebens in der Natur, erklärt Ahne, die sich mit den Schilderungen einer überforderten Mittelstands-Elternschicht und den verschiedenen Missgeschicken auf der Reise bestens amüsiert. Eggers Figuren sind differenziert und ergreifend gezeichnet, einem simplen Happy End entgeht der Autor geschickt und auf die großen Fragen nach dem Glück gibt Eggers keine einfachen Antworten, lobt die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH