"Bis daß der Tag euch scheidet: Eine Antwort auf 'Das letzte Band von Beckett'? Eher ein Echo. Ein Echo jetzt fern, im Raum und auch in der Zeit, jetzt ganz nah an Herrn Krapp, dem einsamen Helden des Stücks von Samuel B. Ein Echo jetzt schwach und widersprüchlich, verzerrt, jetzt stark, verstärkt, vergrößert. Deshalb wage ich es, diesen Echo-Monolog ein Drama zu nennen, ein sehr kleines Drama - so wie Das letzte Band ein Drama ist, ein großes. Kann es sein, daß nach Beckett nur noch unsere sekundären Stücke gekommen sind, wie zum Beispiel, als Beispiel, eben Bis daß der Tag euch scheidet? Keine Reduktion mehr möglich, kein Null-Raum mehr möglich - nur noch Spuren der Verirrten - hier der 1 Verirrten? Aber man mußte sich, wir mußten uns vielleicht verirren, im Interesse der Szene, im Interesse des Theaters? 'Echo', wenn ich mich recht erinnere, bezeichnet in der griechischen Mythologie auch eine Person, eine kleine Göttin oder eine Nymphe - auf jeden Fall aber eine Frau, die Stimme einer Frau." Aus dem Nachwort von Peter Handke
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Martin Lüdke geht in die Knie bei diesem Handke. Allerdings ist das keine sehr fromme Geste, eher schon gibt er seiner Überraschung angesichts von Peter Handkes Chuzpe, sich an Becketts "Letztem Band" zu "vergreifen", eine kritische Farbe. Handkes Auftreten als kleiner Schüler des großen Iren enttarnt Lüdke als Maskerade und seine Antwort als bloßes Echo auf Becketts Text vom Ende des Sagbaren. Dass den Autor Begründungen nicht interessieren, nimmt der Rezensent so hin. Wenn Handke mit seinem Monolog jedoch anhebt, die Moderne zu erklären - als Vollendung der heiligen Schöpfung, kann sich der Rezensent ein blasphemisches Lächeln nicht verkneifen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Handke nähert sich Beckett und distanziert sich zugleich von ihm - ein literarisches Ereignis!« Stephan Sattler FOCUS