"Wir wollten bloß wissen, warum sie so hart geworden war. Deshalb waren wir in ihr Büro eingebrochen, Linda und ich. Jetzt saßen wir auf dem Boden, aßen grüne M&M's und paßten auf, daß wir keine grünen Fingerabdrücke hinterließen. Wir hörten Glendas Blues-Kassette von 1974. Zufällig das Jahr, in dem Du geboren wurdest, kleine Schwester. Ich vermisse Dich."
Musik und die Erinnerung an gemeinsame Augenblicke sind es, die Rick Moodys Erzähler den Tod seiner Lieblingsschwester begreiflicher machen läßt. Und genau wie Moody selbst sucht er nach einer Sprache der Liebe, nach einer Sprache, die Trauer und Wut, Anteilnahme und Zuversicht zugleich in sich tragen kann. Moodys Geschichten über die amerikanische Familie, über Freundschaft, Mißerfolg und Schmerz lassen sich auf das Wagnis ein, das Unerklärliche menschlicher Regungen zu erklären. Und in ihrer virtuosen Mischung aus Entsetzen und Heiterkeit kommen sie dem Geheimnis unserer Existenz einen Schritt näher.
Musik und die Erinnerung an gemeinsame Augenblicke sind es, die Rick Moodys Erzähler den Tod seiner Lieblingsschwester begreiflicher machen läßt. Und genau wie Moody selbst sucht er nach einer Sprache der Liebe, nach einer Sprache, die Trauer und Wut, Anteilnahme und Zuversicht zugleich in sich tragen kann. Moodys Geschichten über die amerikanische Familie, über Freundschaft, Mißerfolg und Schmerz lassen sich auf das Wagnis ein, das Unerklärliche menschlicher Regungen zu erklären. Und in ihrer virtuosen Mischung aus Entsetzen und Heiterkeit kommen sie dem Geheimnis unserer Existenz einen Schritt näher.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.10.2001Der Zeilenfall des Engels
Schwesternsterben: Rick Moodys erzählerische Wissenschaft vom Bösen · Von Richard Kämmerlings
So eng bedruckt die Seiten eines Buchs auch sind, für den Teufel ist zwischen den Zeilen immer noch Platz genug. Wenn er nicht gleich in Menschengestalt auftritt und zum Vertragspartner taugt, so wirkt er im verborgenen, um der Geschichte einen Pferdefuß anzuhängen und den Lauf der Dinge ins Stolpern zu bringen. Denn der Teufel ist eine Krämerseele, er steckt im Detail, weil er im Großen nichts vernichten kann und daher im Kleinen anfängt.
In der ersten Geschichte von Rick Moodys neuem Erzählband mag sich der Teufel in jenem kleinen, grünen M&M-Schokobonbon verbergen, das unbemerkt auf dem kaffeefleckigen Teppich im Büro von Chefin Glenda liegenbleibt und die heimlichen Eindringlinge verrät. Daß dies für Andrew Wakefield, Glendas rechter Hand im größten Hochzeitsplanungs-Service der Region, nicht zur persönlichen Katastrophe wird, liegt daran, daß er von ganz anderen Dämonen geplagt wird. Während die Firma täglich mit einer ganzen Armada "Kindermädchen, Priester, Pastoren, Schamanen, Polaritätstherapeuten", einem "richtig fanatischen Floristen" und einem DJ, der selbst auf ein "Death-Metal-Hochzeitsmedley" vorbereitet ist, daran arbeitet, "makellose Erinnerungen zu produzieren" jagen Andrew die Geister der Vergangenheit: Seine Schwester starb kurz vor ihrer Hochzeit bei einem Autounfall. Als deren Bräutigam die Firma mit seiner neuen Hochzeit beauftragt ("eine heilende Feier"), kommt es zum Eklat.
"Die Villa auf dem Hügel", so der Titel der Erzählung, versammelt alles, was den 1961 geborenen New Yorker Rick Moody zu einem der interessantesten und klügsten, aber auch zu einem der komischsten Autoren seiner Generation macht. Die grotesken Auswüchse der Hochzeitsplanungen werden zur Allegorie der prekären Versuche, sich des Glücks dauerhaft zu versichern. Doch bei Moody findet sich immer auch eine Ebene des literarischen Spiels: Wakefield heißt auch die Titelfigur einer Erzählung von Nathaniel Hawthorne, der plötzlich seine Frau verläßt und den Fortgang ihres Lebens heimlich zwanzig Jahre lang beobachtet - als er zurückkehrt, ist nur ein Tag vergangen. Und einer der Hochzeitssäle ist nach Rip van Winkle benannt, jener Sagengestalt, die umgekehrt nach einen Schlaf die Welt zwanzig Jahr älter vorfindet: An solche Reflexionen über Zeit und Vergänglichkeit knüpft Moody an, um sie mit der Leichtigkeit seines schnoddrigen Tonfalls und seinem Sinn für schwarzen Humor in die amerikanische Gegenwart, die Welt der Paartherapeuten und Scheidungsanwälte zu übertragen.
Der amerikanische Originaltitel des Bandes lautet "Demonology", und man kann Moodys Geschichten mit Recht als prosaische Versuchsanordnungen einer Wissenschaft vom Teufel lesen. Wie die Theologie die Wirklichkeit Gottes nicht mehr beweisen muß, wird hier die Existenz einer bösen Macht vorausgesetzt: Die Welt, betrachtet unter der Prämisse, daß jeder Ordnung schon der Keim der Katastrophe innewohnt. Das kann wie in Moodys von Ang Lee verfilmtem Roman "Der Eissturm" (deutsch 1995) der Tod eines Jungen durch eine unglückliche Verkettung von Zufällen sein oder, wie in "Ein amerikanisches Wochenende" (1998), ein Störfall in einem Atomkraftwerk: Jede Handlung ist eine unkontrollierbare Kettenreaktion, die fatale Folgen birgt.
Moodys Weltbild mag paranoid wirken, so allgegenwärtig ist die Gefahr eines tödlichen Einbruchs des Realen in den Alltag, in die prästabilierte Harmonie von Familie und Beruf: So wenn Mutter und Tochter vor dem McDrive in die Schußlinie rivalisierender Gangs geraten und der Kugelhagel zum Gewitter wird, das den Sinn ihres Lebens blitzartig erhellt ("Auf dem Kreisel"). In "Dämonologie" ist es abermals der Tod der Schwester, diesmal an einem Herzleiden, der auf die innere Leinwand des Erzählers eine Serie von Schnappschüssen wirft und zugleich einen Sprachstrom auslöst, der zu einem Negativabzug von Moodys Poetik wird: "Ich sollte die Ereignisse ordnen, ich sollte abwarten und später darüber schreiben, ich sollte warten, bis ich nicht mehr wütend bin, ich sollte eine Erzählung nicht mit Fragmenten überladen . . . ich sollte nicht das Undenkbare denken müssen, ich sollte nicht leiden müssen, ich sollte sie hier direkt anreden (so fehlst du mir), ich sollte nur von Zuneigung schreiben." Die Frage der Theodizee, der Rechtfertigung Gottes angesichts des Bösen in der Welt, wird bei Moody zum Problem der erzählerischen Ordnung einer chaotischen und dem Willen des Menschen nicht gehorchenden Wirklichkeit.
Nicht alles gelingt hier. Der Versuch, in "Wilkie Fahnstock, Die Collection" eine amerikanische Durchschnittsbiographie seiner eigenen Generation anhand seiner Lieblingssongs zu erzählen, wirkt ebenso gewollt wie in "Unausweichliche Modalität des Vaginalen" die Parodie des Oberseminar-Feminismus. Auch wenn wie in "Hawaiische Nacht" das Memento mori als greller Kontrast zum sorglosen Luxusurlaub eingesetzt wird - das kenternde Boot, das eine Mutter tötet, heißt ausgerechnet "Pretty Young Thing" -, dann dröhnen die Vanitasrufe so penetrant wie in einer barocken Pestpredigt. Doch solche Mißgriffe fallen wenig ins Gewicht, sind doch die besten Stories nicht allein handwerklich virtuos, sondern in ihrer Mischung von menschlicher Tragik und distanzierendem Humor große Literatur, die Vergleiche mit Nabokov, dem Urvater moderner literarischer Dämonologie, nicht scheuen muß.
Wer die ganze Palette der Möglichkeiten dieses Autors kennenlernen will, der beginne mit der bald hundert Seiten langen Erzählung "Die karnevalistische Tradition", fast ein Miniroman in zwei auf den ersten Blick ganz unzusammenhängenden Kapiteln. Im ersten Teil sind wir Zeugen, wie die junge Tänzerin M. J. mit ihrem Freund Gerry in Hoboken, New Jersey, eine kleine Galerie eröffnet und die Feier zum Kristallisationspunkt aller Hoffnungen, Sehnsüchte und Ängste der jungen Frau wird. Wie in einer Urszene verdichten sich in den wilden Hunden, die ihr den Eingang zur eigenen Wohnung versperren, im Verkehrschaos, das vor ihrem Haus entsteht, die Irrungen und Wirrungen eines Lebens am Scheideweg. Der zweite Teil zeigt ausführlich eine Schlüsselepisode aus der Jugend Gerrys, vorher lediglich eine Nebenfigur: Eine aus dem Ruder laufende Halloweenparty in der Villa reicher Nachbarn führt ihn an die Schwelle zum Erwachsenwerden und zur ersten Begegnung mit Schuld und Verrat.
Beide Episoden, die sich auf vielfache Weise spiegeln (und dabei ganz beiläufig Bachtins Theorie des Karnevals beim Wort nehmen), sind Rückblicke des Mittdreißigers Gerry, der nach einem schweren Unfall starke, intensive Erinnerungen auslösende Schmerzmittel nehmen muß: "Es war ein Delirium von Geschichten, in denen sich die Hauptfiguren nie richtig begegneten, nie richtig miteinander sprachen, sich nie richtig liebten, sich nie richtig verließen." Das könnte über vielen Geschichten Moodys stehen, der uns die Zerbrechlichkeit des Menschen und der Liebe vor Augen führt, die ständige Möglichkeit eines jähen Verlusts und die Unbeständigkeit des Glücks, das wir erst dann wahrnehmen, wenn es verloren ist.
Rick Moody: "Bis ich nicht mehr wütend bin". Stories. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Nikolaus Stingl. Piper Verlag, München und Zürich 2001. 336 S., geb., 39,80 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schwesternsterben: Rick Moodys erzählerische Wissenschaft vom Bösen · Von Richard Kämmerlings
So eng bedruckt die Seiten eines Buchs auch sind, für den Teufel ist zwischen den Zeilen immer noch Platz genug. Wenn er nicht gleich in Menschengestalt auftritt und zum Vertragspartner taugt, so wirkt er im verborgenen, um der Geschichte einen Pferdefuß anzuhängen und den Lauf der Dinge ins Stolpern zu bringen. Denn der Teufel ist eine Krämerseele, er steckt im Detail, weil er im Großen nichts vernichten kann und daher im Kleinen anfängt.
In der ersten Geschichte von Rick Moodys neuem Erzählband mag sich der Teufel in jenem kleinen, grünen M&M-Schokobonbon verbergen, das unbemerkt auf dem kaffeefleckigen Teppich im Büro von Chefin Glenda liegenbleibt und die heimlichen Eindringlinge verrät. Daß dies für Andrew Wakefield, Glendas rechter Hand im größten Hochzeitsplanungs-Service der Region, nicht zur persönlichen Katastrophe wird, liegt daran, daß er von ganz anderen Dämonen geplagt wird. Während die Firma täglich mit einer ganzen Armada "Kindermädchen, Priester, Pastoren, Schamanen, Polaritätstherapeuten", einem "richtig fanatischen Floristen" und einem DJ, der selbst auf ein "Death-Metal-Hochzeitsmedley" vorbereitet ist, daran arbeitet, "makellose Erinnerungen zu produzieren" jagen Andrew die Geister der Vergangenheit: Seine Schwester starb kurz vor ihrer Hochzeit bei einem Autounfall. Als deren Bräutigam die Firma mit seiner neuen Hochzeit beauftragt ("eine heilende Feier"), kommt es zum Eklat.
"Die Villa auf dem Hügel", so der Titel der Erzählung, versammelt alles, was den 1961 geborenen New Yorker Rick Moody zu einem der interessantesten und klügsten, aber auch zu einem der komischsten Autoren seiner Generation macht. Die grotesken Auswüchse der Hochzeitsplanungen werden zur Allegorie der prekären Versuche, sich des Glücks dauerhaft zu versichern. Doch bei Moody findet sich immer auch eine Ebene des literarischen Spiels: Wakefield heißt auch die Titelfigur einer Erzählung von Nathaniel Hawthorne, der plötzlich seine Frau verläßt und den Fortgang ihres Lebens heimlich zwanzig Jahre lang beobachtet - als er zurückkehrt, ist nur ein Tag vergangen. Und einer der Hochzeitssäle ist nach Rip van Winkle benannt, jener Sagengestalt, die umgekehrt nach einen Schlaf die Welt zwanzig Jahr älter vorfindet: An solche Reflexionen über Zeit und Vergänglichkeit knüpft Moody an, um sie mit der Leichtigkeit seines schnoddrigen Tonfalls und seinem Sinn für schwarzen Humor in die amerikanische Gegenwart, die Welt der Paartherapeuten und Scheidungsanwälte zu übertragen.
Der amerikanische Originaltitel des Bandes lautet "Demonology", und man kann Moodys Geschichten mit Recht als prosaische Versuchsanordnungen einer Wissenschaft vom Teufel lesen. Wie die Theologie die Wirklichkeit Gottes nicht mehr beweisen muß, wird hier die Existenz einer bösen Macht vorausgesetzt: Die Welt, betrachtet unter der Prämisse, daß jeder Ordnung schon der Keim der Katastrophe innewohnt. Das kann wie in Moodys von Ang Lee verfilmtem Roman "Der Eissturm" (deutsch 1995) der Tod eines Jungen durch eine unglückliche Verkettung von Zufällen sein oder, wie in "Ein amerikanisches Wochenende" (1998), ein Störfall in einem Atomkraftwerk: Jede Handlung ist eine unkontrollierbare Kettenreaktion, die fatale Folgen birgt.
Moodys Weltbild mag paranoid wirken, so allgegenwärtig ist die Gefahr eines tödlichen Einbruchs des Realen in den Alltag, in die prästabilierte Harmonie von Familie und Beruf: So wenn Mutter und Tochter vor dem McDrive in die Schußlinie rivalisierender Gangs geraten und der Kugelhagel zum Gewitter wird, das den Sinn ihres Lebens blitzartig erhellt ("Auf dem Kreisel"). In "Dämonologie" ist es abermals der Tod der Schwester, diesmal an einem Herzleiden, der auf die innere Leinwand des Erzählers eine Serie von Schnappschüssen wirft und zugleich einen Sprachstrom auslöst, der zu einem Negativabzug von Moodys Poetik wird: "Ich sollte die Ereignisse ordnen, ich sollte abwarten und später darüber schreiben, ich sollte warten, bis ich nicht mehr wütend bin, ich sollte eine Erzählung nicht mit Fragmenten überladen . . . ich sollte nicht das Undenkbare denken müssen, ich sollte nicht leiden müssen, ich sollte sie hier direkt anreden (so fehlst du mir), ich sollte nur von Zuneigung schreiben." Die Frage der Theodizee, der Rechtfertigung Gottes angesichts des Bösen in der Welt, wird bei Moody zum Problem der erzählerischen Ordnung einer chaotischen und dem Willen des Menschen nicht gehorchenden Wirklichkeit.
Nicht alles gelingt hier. Der Versuch, in "Wilkie Fahnstock, Die Collection" eine amerikanische Durchschnittsbiographie seiner eigenen Generation anhand seiner Lieblingssongs zu erzählen, wirkt ebenso gewollt wie in "Unausweichliche Modalität des Vaginalen" die Parodie des Oberseminar-Feminismus. Auch wenn wie in "Hawaiische Nacht" das Memento mori als greller Kontrast zum sorglosen Luxusurlaub eingesetzt wird - das kenternde Boot, das eine Mutter tötet, heißt ausgerechnet "Pretty Young Thing" -, dann dröhnen die Vanitasrufe so penetrant wie in einer barocken Pestpredigt. Doch solche Mißgriffe fallen wenig ins Gewicht, sind doch die besten Stories nicht allein handwerklich virtuos, sondern in ihrer Mischung von menschlicher Tragik und distanzierendem Humor große Literatur, die Vergleiche mit Nabokov, dem Urvater moderner literarischer Dämonologie, nicht scheuen muß.
Wer die ganze Palette der Möglichkeiten dieses Autors kennenlernen will, der beginne mit der bald hundert Seiten langen Erzählung "Die karnevalistische Tradition", fast ein Miniroman in zwei auf den ersten Blick ganz unzusammenhängenden Kapiteln. Im ersten Teil sind wir Zeugen, wie die junge Tänzerin M. J. mit ihrem Freund Gerry in Hoboken, New Jersey, eine kleine Galerie eröffnet und die Feier zum Kristallisationspunkt aller Hoffnungen, Sehnsüchte und Ängste der jungen Frau wird. Wie in einer Urszene verdichten sich in den wilden Hunden, die ihr den Eingang zur eigenen Wohnung versperren, im Verkehrschaos, das vor ihrem Haus entsteht, die Irrungen und Wirrungen eines Lebens am Scheideweg. Der zweite Teil zeigt ausführlich eine Schlüsselepisode aus der Jugend Gerrys, vorher lediglich eine Nebenfigur: Eine aus dem Ruder laufende Halloweenparty in der Villa reicher Nachbarn führt ihn an die Schwelle zum Erwachsenwerden und zur ersten Begegnung mit Schuld und Verrat.
Beide Episoden, die sich auf vielfache Weise spiegeln (und dabei ganz beiläufig Bachtins Theorie des Karnevals beim Wort nehmen), sind Rückblicke des Mittdreißigers Gerry, der nach einem schweren Unfall starke, intensive Erinnerungen auslösende Schmerzmittel nehmen muß: "Es war ein Delirium von Geschichten, in denen sich die Hauptfiguren nie richtig begegneten, nie richtig miteinander sprachen, sich nie richtig liebten, sich nie richtig verließen." Das könnte über vielen Geschichten Moodys stehen, der uns die Zerbrechlichkeit des Menschen und der Liebe vor Augen führt, die ständige Möglichkeit eines jähen Verlusts und die Unbeständigkeit des Glücks, das wir erst dann wahrnehmen, wenn es verloren ist.
Rick Moody: "Bis ich nicht mehr wütend bin". Stories. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Nikolaus Stingl. Piper Verlag, München und Zürich 2001. 336 S., geb., 39,80 DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Obwohl Rick Moody in seinem Erzählband das "Scheitern" zum "angemessenen Lebensprogramm" für seine Figuren gewählt hat, drängt durch die skurrile erzählerische Überzeichnung und den "bitteren Humor" jene Form von Stärke ins Bild, welche das Mitleid des Lesers nicht nötig hat, meint Michael Schmitt. Ihm gefällt auch, dass der Autor bei dieser "Dämonologie" ohne alte Mythen und psychotherapeutische Erklärungen auskommt und dadurch die Konflikte im Inneren seiner Figuren belässt. Besonders interessant sei die zweite meist "idiosynkratische" Bedeutungsebene der Erzählungen, welche über Gegenstände, Vorlieben oder sprachliche Eigenheiten der Figuren bestimmte Charaktermerkmale und Verwicklungen überhaupt erst möglich macht.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH