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Rätselhafte Formeln und Gleichungen, faszinierende mathematische Fragestellungen und Lösungsansätze - auf den Tafeln der Forschenden erscheinen sie so fesselnd wie abstrakte Kunst. Nach und nach erschließen sie sich als ein Schatz an Geistesblitzen, kreativen Denkprozessen und konzeptioneller Schönheit.Die Kreidetafel hat für Mathematiker und Mathematikerinnen bis heute einen einzigartigen Stellenwert: Sie dient der Lösung hochkomplexer Fragen und Probleme und als Ort der Zusammenarbeit und der Vermittlung. Während die meisten Forschungsgebiete längst Whiteboards und andere digitale…mehr

Produktbeschreibung
Rätselhafte Formeln und Gleichungen, faszinierende mathematische Fragestellungen und Lösungsansätze - auf den Tafeln der Forschenden erscheinen sie so fesselnd wie abstrakte Kunst. Nach und nach erschließen sie sich als ein Schatz an Geistesblitzen, kreativen Denkprozessen und konzeptioneller Schönheit.Die Kreidetafel hat für Mathematiker und Mathematikerinnen bis heute einen einzigartigen Stellenwert: Sie dient der Lösung hochkomplexer Fragen und Probleme und als Ort der Zusammenarbeit und der Vermittlung. Während die meisten Forschungsgebiete längst Whiteboards und andere digitale Präsentationsformen nutzen, bleibt die Mathematik Tafel und Kreide treu. In über einhundert Fotografien zeigt Jessica Wynne in »Bitte nicht wegwischen« Tafelbilder, die für uns Laien zunächst so rätselhaft wie ästhetisch fesselnd sind. Gezeichnet, gekritzelt, verändert, weggewischt und immer wieder neu entworfen wurden sie von renommierten und jungen Stimmen der Mathematik aus aller Welt, die in ihrenBegleittexten anschaulich von ihrer Arbeit erzählen. Nach und nach erschließt sich so aus dem Zusammenspiel von Wort und Bild die bewundernswerte Vorstellungskraft ihres Denkens und die konzeptuelle und visuelle Schönheit ihrer Disziplin.
Autorenporträt
Jessica Wynne ist Dozentin für Fotografie am Fashion Institute of Technology in New York. Ihre Werke finden sich in den Sammlungen der Morgan Library & Museum und des San Francisco Museum of Modern Art und wurden u.a. im Whitney Museum ausgestellt. Veröffentlichungen in New York Times, Guardian, New Yorker und Fortune. Mehr von ihr auf Instagram: @jessica___wynne / Twitter: @jessicawynne6 und auf ihrer Website: www.jessicawynne.com
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.04.2023

Das Handwerk des Vermutens und Beweisens
Ein Band präsentiert rund um die Welt gesammelte Tafelbilder aus mathematischen Instituten

Ein hübsch komponiertes Bild. In der Mitte eine grüne Tafel, links und rechts zwei hohe, vielleicht sogar bis zum Boden reichende Fenster, durch die man über eine Terrasse hinweg auf tropische Pflanzen blickt. Auf der Tafel eine beschriftete Zeichnung. Es bräuchte nicht einmal den über sie gesetzten Namen, "Poincaré", um die merkwürdige Figur zu erkennen. Gerade hat offenbar jemand einen Sachverhalt erläutert, auf den Henri Poincaré in den späten Achtzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts unerwartet stieß: Selbst bei nur drei Massen, deren Parameter noch dazu starken Einschränkungen unterworfen sind, kann sich ein höchst merkwürdiges Verhalten dieses Systems herausbilden.

Es war der Schritt in die Untersuchung dynamischer Systeme, wo Sattelpunkte, Attraktoren, Bifurkationen und chaotisches Verhalten warteten. Die klassische Mechanik hat es eben in sich, selbst wenn da alles schön deterministisch abläuft. Es sollte noch lange dauern, bis starke mathematische Sätze einigermaßen klärten, worauf es Poincaré ursprünglich abgesehen hatte, als er auf das wilde Verhalten stieß, nämlich die Frage der Stabilität der Planetenbahnen.

In der Mitte also, auf der Tafel, ein auf eine geradezu komische Übersichtlichkeit gebrachter Modellrest der Welt, links und rechts die Welt, wie sie unter anderem aussieht, hier in der Form tropischer Vegetation. Allerdings muss nun gleich hinzugefügt werden: Auf eine Kenntnis dessen, wovon die Zeichen und Diagramme handeln, welche auf all den mathematischen Tafelbildern dieses Bandes zu sehen sind, kommt es nicht an. Es wäre auch ein schwieriges Unterfangen, selbst für Mathematiker, die wohl doch am ehesten das Zielpublikum des Bandes sind. Denn um halbwegs Elementares, sagen wir von Pflichtvorlesungen, geht es auf diesen rund um die Welt gesammelten Beispielen, die von kurzen Statements ihrer Urheber begleitet werden, nur ganz selten. Es ist da also die reine, von keinem näherem Verständnis getrübte Wahrnehmung von Bildern mathematischer Tätigkeit möglich. Sie führen den unangestrengten, sogar öfters in Farbe gehaltenen Nachweis, dass eine der vornehmsten Existenzformen mathematischer Entitäten Kreidestaub auf Tafeln ist. All die großen Fragen zu ihrer Seinsweise, über welche man sich in der Philosophie der Mathematik ohnehin nie einig sein wird, treten dagegen zurück.

Unter den Mathematikern, in deren Büros und Seminarräumen diese Bilder entstanden, finden sich Größen ihres Fachs genauso wie solche, die gerade erst beginnen, sich vielleicht einen Namen zu machen. Ihre knapp gehaltenen Statements zu lesen lohnt sich. Manchmal werden in ihnen Winke gegeben, was es mit dem fotografierten Tafelbild auf sich hat, mit welchen mathematischen Fragen es zusammenhängt, die sie oder er traktiert (oft wird dabei tatsächlich Poincarés Erbe, das Studium der dynamischen Systeme, berührt).

Aber wichtiger noch, auch zugänglicher, ist das Lob von Tafel und Kreide, das diese Beiträge durchzieht. Sie sind für alle die bevorzugten Mittel, um mathematisches Arbeiten vorzuführen. Ob nun auf schon gebahnten Wegen oder auf der Suche nach neuen Blickwinkeln und Beweispfaden. Dann kann gleich wieder gelöscht werden, was nicht passt oder nicht mehr benötigt wird, ermöglicht der Schritt zurück prüfendes Einhalten, können im Gespräch auch andere zur Kreide greifen. Kein Whiteboard, keine Folien und erst recht kein Bildschirm können da mithalten. Und das will, angesichts der Sauerei, die mit Kreide und Löschzeug unweigerlich verbunden ist, doch einiges bedeuten. HELMUT MAYER

Jessica Wynne: "Bitte nicht wegwischen". Die Schönheit mathematischer Tafelbilder.

Nachwort von Alec Wilkinson. A.d. Englischen von Jörn Pinnow. Antje Kunstmann Verlag, München 2023, 228 S., geb., 40,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Helmut Mayer staunt über die Schönheit mathematischer Tafelbilder, wie sie Jessica Wynne in diesem Band, knapp kommentierend, präsentiert. Kein Whiteboard vermittelt das Ephemere mathematischer Theorien besser, findet Mayer. Verstehen muss man die Formeln und Diagramme nicht, um sich an diesem Band zu erfreuen, verspricht er, auch wenn das Zielpublikum wohl Mathematiker sind, wie er mutmaßt. Ein außergewöhnliches Lob auf Tafel und Kreide, findet der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH