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Produktdetails
  • Verlag: Frieden-Vertriebsgemeinschaft
  • 2000.
  • Seitenzahl: 362
  • Deutsch
  • Abmessung: 155mm x 225mm
  • Gewicht: 600g
  • ISBN-13: 9783905313628
  • ISBN-10: 3905313626
  • Artikelnr.: 08730556

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.07.2001

Was zieh' ich nur um?
Gar nicht weiblich: Eine unelegante Studie über das Frauenbild der Zeitschrift "Brigitte"

Zwischen selbstbewußt und selbstgestrickt hat die Frauenzeitschrift "Brigitte" seit ihrer Gründung 1886 sämtliche Höhen und Tiefen weiblicher Identität beschrieben, analysiert und mitbestimmt. Höchste Zeit also für akademische Ehren, jene Dissertation nämlich, in der Dora Horvath die Entwicklung des Frauenbildes der "Brigitte" zwischen 1949 und 1982 untersucht. Die Wahl des Untersuchungszeitraums macht hierbei bereits den zugrundeliegenden methodischen Ansatz deutlich: Nicht endogene, der redaktionellen Entwicklung der "Brigitte" eigene Kriterien werden zur Bestimmung der Eckdaten herangezogen, sondern die Gründung der Bundesrepublik und der Koalitionswechsel von 1982 geben den ideologisch-politischen Rahmen ab, in den sich die Stilanalyse einzuordnen hat.

Noch bevor die empirische Untersuchung beginnt, werden daher auch die politisch und ökonomisch bestimmenden Merkmale dieser Epoche kurz und äußerst plakativ skizziert. Mit der Vorgabe, das Frauenbild einer klassischen Frauenzeitschrift sei nicht als getreues Abbild einer real-gesellschaftlichen Situation zu verstehen, sondern als Interpretation einer gesellschaftlichen Tendenz, die bereits existierende Veränderungen in einer für die Massenmedien abgeschwächten Form widerspiegele, ist also eine der beiden Variablen - und das eigentliche Untersuchungsziel - schon von vornherein umschrieben. Es verwundert daher nicht, daß die Ergebnisse zwar nachvollziehbar, aber wenig überraschend sind. Denn vor dem Hintergrund einer genauen Vorstellung der ideologischen Rahmenbedingungen lassen sich ähnliche Stilelemente je nach zeitlicher Einbettung unterschiedlich interpretieren. So können Anklänge an den Trachtenstil in den ersten Nachkriegsjahren noch "vormoderne Deutungsmuster" konnotieren und von ländlichen und regionalen Bewahrungsstrategien künden, während sie in den siebziger Jahren eine im Sinne der Autorin ideologisch fortschrittlich ökologische Haltung ausdrücken.

Zwei Bereiche greift Horvath heraus, um das Frauenbild der "Brigitte" zu analysieren: den Modeteil in Bild und Wort und die anderen Beiträge, wobei der Schwerpunkt auf Texte zum Thema "Liebe und Partnerschaft" gelegt wird. Eine solche Doppeluntersuchung ermöglicht es, explizite und implizite Leitmodelle gegeneinander zu stellen, eine Methode, die besonders dann interessant zu werden verspricht, wenn beide Vorstellungen auseinanderklaffen. So stellt Horvath spätestens seit den siebziger Jahren einen deutlichen Unterschied zwischen dem im Bild und dem im Wort sich artikulierenden weiblichen Selbstverständnis fest. Im Gegensatz zum Modejournalismus, der weiterhin durchaus klassische und ästhetisch-eskapistische Formen weiblicher Schönheit propagiert, schlagen die anderen Beiträge nun stärker emanzipatorische Töne an.

Allerdings werden diese beiden Tendenzen von Horvath lediglich nebeneinandergestellt und nicht in ihrer inneren Spannung untersucht. Ergiebiger sind jene Stellen, an denen die Autorin das Gegeneinander von vordergründiger Fortschrittlichkeit, wie sie insbesondere Kleidung und Hintergrund der Modefotografien suggerieren, und implizitem Konservatismus in der Inszenierung - die Autorin bezieht sich in diesem Zusammenhang immer wieder auf die Körperhaltung der Modelle - beschreibt. Der allenthalben beschworene elementare Gegensatz von "eckigen" und "runden" Formen hätte aber noch etwas deutlicher herausgearbeitet werden können. Über Allgemeinplätze zur politischen und ökonomischen Lage der Bundesrepublik hinaus wird das hier skizzierte Frauenbild in keinen deutlichen ideologisch-argumentativen Kontext eingebettet.

Daher lassen sich auch keine Rückschlüsse auf die Eigenständigkeit des Frauenbilds der "Brigitte" ziehen. Denn gerade der Modejournalismus kann nicht von allgemeinen Trends losgelöst betrachtet werden. Hier hätte man zeigen können, inwieweit die Zeitschrift von solchen Modetrends abweicht, wo sie ihnen mit welcher Absicht folgt. Somit hätten sich Momente der bewußt gesetzten Identität deutscher mittelständischer Wirklichkeit ausmachen lassen, und ein viel spezifischeres Frauenbild wäre entstanden. Hinzu kommt, daß die Studie in einem Dissertationsjargon geschrieben wurde, der nur wenig Lesevergnügen erlaubt. Geballtes Fremdwortgeschütz straft schon auf den ersten Seiten den farbigen Einband und trivialisierten Titel Lügen. Und wie so oft funktioniert auch hier die Verwissenschaftlichung durch Sprache nicht immer einwandfrei. Der "zentrale Kerngehalt" verschwindet allzuoft in der sprachlichen Peripherie.

NATHALIE JACOBY

Dora Horvath: "Bitte recht weiblich!" Frauenleitbilder in der deutschen Zeitschrift "BRIGITTE" 1949-1982. Chronos Verlag, Zürich 2000. 362 S., 191 Abb., br., 64,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Titel dieser Schweizer Dissertation "Bitte recht weiblich!" verweist laut Birgit Weidinger etwas ironisch auf das "Chamäleonhafte" des Weiblichkeitsbegriffs, den die deutsche Frauenzeitschrift über die Jahre 1949 bis 1982 durchgespielt hat: die Frau sollte alles verkörpern, mal die züchtige Hausfrau, mal den Vamp, mal die erfolgreiche Karrierefrau, mal die konsequente Aussteigerin. Allerdings ist "Brigitte" erst ab den 70er Jahren daran gegangen, ein komplexeres Bild von moderner Weiblichkeit zu entwerfen, in das auch Emanzipationsstrategien Einzug gehalten haben, berichtet Weidinger. Aus diesem Grunde klaffen ab diesem Zeitpunkt auch der redaktionelle und der Modeteil der "Brigitte" auseinander, so Weidinger: während in der Modestrecke erfolgreiches weibliches Handeln nach wie vor über Sexualität definiert wird, hat sich der inhaltliche Teil von biologistischen Zuschreibungen gelöst. Gerade diese Doppelstrategie, vermutet die Rezensentin unabhängig vom Buch, sei wiederum Bestandteil des wirtschaftlichen Erfolgs von Frauenzeitschriften wie "Brigitte".

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