"Nadifa Mohamed beschreibt die Lebensgeschichte ihres Vaters in einer literarisch faszinierenden und bildhaften Sprache. Dazu gibt ihr Roman einen zeitgeschichtlichen, gut recherchierten Einblick in das Geschehen im Nordosten Afrikas und vor der Küste Palästinas. Ein unbedingtes Muss, wenn man auch die heutige Welt besser verstehen will." (Hans J. Jansen. In: Bücher-Medien-Magazin HITS für KIDS, Print-Ausgabe 44/2015)
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Insa Wilke entdeckt formale Schwächen in diesem vom Verlag nachgereichten Debüt von Nadifa Mohamed. Dazu zählen für Wilke eine gewisse Hast, ein filmisch orientiertes Erzählen und eine voraussehbare Dramaturgie. Das alles tritt für Wilke jedoch zurück hinter die Leistung der Autorin, eine individuelle Geschichte als allgemeingültige Geschichte zu erzählen. In diesem Fall geht es um das wundersame an das Leben des Vaters der Autorin angelehnte Schicksal eine jungen Mannes, der zwischen 1935 und 1947 aus dem Jemen über Eritrea und Ägypten bis nach Hamburg und London gelangt, teils wandernd, teils auf Gefängnisschiffen. Erzählt als Stationendrama, berührt die Story Wilke sehr, zumal Mohamed ihrer harten, realistischen Erzählweise, die den Rassimus der Clans thematisiert und die Gewaltstrategien der Kolonialmächte, das Motiv der Liebe entgegegenstellt, wie wir erfahren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.03.2015Erwartungsperlen
Nadifa Mohameds Adoleszenz- und Wunderroman „Black Mamba Boy“ über die Dreißiger- und Vierzigerjahre im Osten Afrikas
Die britische Autorin Nadifa Mohamed gehört zu den jungen, international erfolgreichen Stimmen, die es schaffen, sich einerseits von den Festschreibungen durch ihre Herkunft zu befreien und andererseits die Geschichte ihrer Herkunftsländer im Bewusstsein zu behalten. Mohamed wurde 1981 in Hargesia geboren, heute die Hauptstadt von Somaliland, das 1992 einseitig und international nicht anerkannt seine Unabhängigkeit von Somalia erklärte. Nach dem Erfolg ihres zweiten Romans „Garten der verlorenen Seelen“ hat der C. H.-Beck-Verlag jetzt auch ihr Debüt „Black Mamba Boy“ veröffentlicht. Dieser Roman spielt in den Jahren zwischen 1935 und 1947 und erzählt die Geschichte von Mohameds Vater Jama – fiktionalisiert und als Stationendrama, mit allen Stärken und Schwächen dieses Verfahrens.
Es beginnt in Jemen, wo Jama mit seiner Mutter, einem Ausbund an Kampfgeist und Autorität, bei somalischen Verwandten lebt. Nach ihrem frühen, elenden Tod macht er sich auf die Suche nach seinem Vater und wandert über Dschibuti nach Eritrea, von wo aus es ihn weitertreibt in den Sudan, bis nach Ägypten, Palästina und schließlich auf einem der Gefängnisschiffe, die 1947 in Palästina von den Briten abgewiesene jüdische Überlebende zurück nach Deutschland bringen, nach Hamburg und London. Die mütterliche Schlinge aus „Erwartungsperlen“ zieht ihn vorwärts: „Ich setze nämlich große Hoffnungen in dich, du bist mein Glückskind, du bist dazu bestimmt, jemand Wichtiges zu werden, Goode.“ Die Worte der Mutter begleiten ihn hartnäckig und liebevoll auf seiner abenteuerlichen Reise durch die Kriege im Osten Afrikas.
Mohamed erzählt die anrührende Geschichte dieses Jungen als Adoleszenz- und Wunderroman. Oder ist es kein Wunder, wenn ein Elfjähriger gegen alle Wahrscheinlichkeit die Wüste durchquert und überlebt, als Teenager mitten im Zweiten Weltkrieg Kindersoldat bei den Italienern wird und überlebt, Heuschreckenplagen, Hunger, Gefängnis und einen Rückschlag nach dem anderen erlebt und überlebt? Möglich wird dies durch das dichte soziale Netz der Somalis und die Freundschaft mit dem optimistischen Straßenkind Shidane und seinem kleinen ängstlichen Onkel Abdi. In den Seelen dieser drei Jungs klingt „zu viel Musik“, als dass sie sich mit ihrer Existenz abfinden könnten.
Mohamed erzählt von den Dreißiger- und Vierzigerjahren im Osten Afrikas ganz gegenwärtig: Aden, wo Jamas Reise beginnt, nennt sie einen „Industriehafen“ und eine „moderne“ Stadt. Das wirkt nicht verfremdend, sondern zoomt das Zeitgefühl für heutige Leser heran. Sie beschreibt den Rassismus, mit dem sich die unterschiedlichen Stämme der Somali begegnen, aber auch das bis in die europäische Fremde verzweigte Verwandtschaftssystem, das Mitglieder eines Clans zur Solidarität verpflichtet.
„Black Mamba Boy“ ist ein harter, realistischer Roman, aber auch einer, dem man seinen Wunsch aufzuklären anmerkt. Nadifa Mohamed hat Politik und Geschichte in Oxford studiert. Jamas Reise nutzt sie, um die unterschiedlichen Strategien der Kolonialmächte zu beschreiben und vom Anfang und Ende der italienischen Kolonie „Ostafrika“ zu erzählen, die unter dem Vorwand errichtet wurde, die Sklaverei abzuschaffen. Einer seiner väterlichen Retter warnt Jama unterwegs: Wenn er nach Eritrea komme, werde er ohne jeden Zweifel feststellen, dass es dort Leute gibt, „die der Ansicht sind, dass du nicht Schmerz empfindest wie sie, keine Träume hast wie sie, das Leben nicht so liebst wie sie.“ Jama erfährt die furchtbare Wahrheit dieses Satzes, als Shidane eine Hand voll Reis klaut: „Sie waren erbarmungslos, rackerten sich an ihm ab, wie Automechaniker, die ein Fahrzeug verschrotten.“
Nadifa Mohamed entfaltet ihre Geschichte der Gewalt in täuschend mildem Ton und stellt ihr die Geschichte der Liebe entgegen. Man kann ihrem Roman die teilweise voraussehbare Dramaturgie vorwerfen, auch sein am Film orientiertes, auf Ereignisse und Figuren bezogenes Erzählen und die Hast, mit der Jama durch Raum und Zeit getrieben wird. Solche formalen Schwächen verblassen aber angesichts der Leistung, eine individuelle Geschichte als Geschichte von vielen und für viele zu erzählen. „Black Mamba Boy“ schafft so ein politisches und historisches Bewusstsein, das weit über die wie Wundmale pochenden Grenzen der Kolonialzeit hinausreicht.
INSA WILKE
Nadifa Mohamed: Black Mamba Boy. Roman. Aus dem Englischen von Susann Urban. C. H. Beck Verlag, München 2015. 366 Seiten, 19,95 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Wie ein Stationendrama
hat die britische Autorin ihre
Rückschau aufgebaut
Starke Erzählerin mit Oxford-Abschluss: Nadifa Mohamed.
Foto: Sabreen Hussain
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Nadifa Mohameds Adoleszenz- und Wunderroman „Black Mamba Boy“ über die Dreißiger- und Vierzigerjahre im Osten Afrikas
Die britische Autorin Nadifa Mohamed gehört zu den jungen, international erfolgreichen Stimmen, die es schaffen, sich einerseits von den Festschreibungen durch ihre Herkunft zu befreien und andererseits die Geschichte ihrer Herkunftsländer im Bewusstsein zu behalten. Mohamed wurde 1981 in Hargesia geboren, heute die Hauptstadt von Somaliland, das 1992 einseitig und international nicht anerkannt seine Unabhängigkeit von Somalia erklärte. Nach dem Erfolg ihres zweiten Romans „Garten der verlorenen Seelen“ hat der C. H.-Beck-Verlag jetzt auch ihr Debüt „Black Mamba Boy“ veröffentlicht. Dieser Roman spielt in den Jahren zwischen 1935 und 1947 und erzählt die Geschichte von Mohameds Vater Jama – fiktionalisiert und als Stationendrama, mit allen Stärken und Schwächen dieses Verfahrens.
Es beginnt in Jemen, wo Jama mit seiner Mutter, einem Ausbund an Kampfgeist und Autorität, bei somalischen Verwandten lebt. Nach ihrem frühen, elenden Tod macht er sich auf die Suche nach seinem Vater und wandert über Dschibuti nach Eritrea, von wo aus es ihn weitertreibt in den Sudan, bis nach Ägypten, Palästina und schließlich auf einem der Gefängnisschiffe, die 1947 in Palästina von den Briten abgewiesene jüdische Überlebende zurück nach Deutschland bringen, nach Hamburg und London. Die mütterliche Schlinge aus „Erwartungsperlen“ zieht ihn vorwärts: „Ich setze nämlich große Hoffnungen in dich, du bist mein Glückskind, du bist dazu bestimmt, jemand Wichtiges zu werden, Goode.“ Die Worte der Mutter begleiten ihn hartnäckig und liebevoll auf seiner abenteuerlichen Reise durch die Kriege im Osten Afrikas.
Mohamed erzählt die anrührende Geschichte dieses Jungen als Adoleszenz- und Wunderroman. Oder ist es kein Wunder, wenn ein Elfjähriger gegen alle Wahrscheinlichkeit die Wüste durchquert und überlebt, als Teenager mitten im Zweiten Weltkrieg Kindersoldat bei den Italienern wird und überlebt, Heuschreckenplagen, Hunger, Gefängnis und einen Rückschlag nach dem anderen erlebt und überlebt? Möglich wird dies durch das dichte soziale Netz der Somalis und die Freundschaft mit dem optimistischen Straßenkind Shidane und seinem kleinen ängstlichen Onkel Abdi. In den Seelen dieser drei Jungs klingt „zu viel Musik“, als dass sie sich mit ihrer Existenz abfinden könnten.
Mohamed erzählt von den Dreißiger- und Vierzigerjahren im Osten Afrikas ganz gegenwärtig: Aden, wo Jamas Reise beginnt, nennt sie einen „Industriehafen“ und eine „moderne“ Stadt. Das wirkt nicht verfremdend, sondern zoomt das Zeitgefühl für heutige Leser heran. Sie beschreibt den Rassismus, mit dem sich die unterschiedlichen Stämme der Somali begegnen, aber auch das bis in die europäische Fremde verzweigte Verwandtschaftssystem, das Mitglieder eines Clans zur Solidarität verpflichtet.
„Black Mamba Boy“ ist ein harter, realistischer Roman, aber auch einer, dem man seinen Wunsch aufzuklären anmerkt. Nadifa Mohamed hat Politik und Geschichte in Oxford studiert. Jamas Reise nutzt sie, um die unterschiedlichen Strategien der Kolonialmächte zu beschreiben und vom Anfang und Ende der italienischen Kolonie „Ostafrika“ zu erzählen, die unter dem Vorwand errichtet wurde, die Sklaverei abzuschaffen. Einer seiner väterlichen Retter warnt Jama unterwegs: Wenn er nach Eritrea komme, werde er ohne jeden Zweifel feststellen, dass es dort Leute gibt, „die der Ansicht sind, dass du nicht Schmerz empfindest wie sie, keine Träume hast wie sie, das Leben nicht so liebst wie sie.“ Jama erfährt die furchtbare Wahrheit dieses Satzes, als Shidane eine Hand voll Reis klaut: „Sie waren erbarmungslos, rackerten sich an ihm ab, wie Automechaniker, die ein Fahrzeug verschrotten.“
Nadifa Mohamed entfaltet ihre Geschichte der Gewalt in täuschend mildem Ton und stellt ihr die Geschichte der Liebe entgegen. Man kann ihrem Roman die teilweise voraussehbare Dramaturgie vorwerfen, auch sein am Film orientiertes, auf Ereignisse und Figuren bezogenes Erzählen und die Hast, mit der Jama durch Raum und Zeit getrieben wird. Solche formalen Schwächen verblassen aber angesichts der Leistung, eine individuelle Geschichte als Geschichte von vielen und für viele zu erzählen. „Black Mamba Boy“ schafft so ein politisches und historisches Bewusstsein, das weit über die wie Wundmale pochenden Grenzen der Kolonialzeit hinausreicht.
INSA WILKE
Nadifa Mohamed: Black Mamba Boy. Roman. Aus dem Englischen von Susann Urban. C. H. Beck Verlag, München 2015. 366 Seiten, 19,95 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Wie ein Stationendrama
hat die britische Autorin ihre
Rückschau aufgebaut
Starke Erzählerin mit Oxford-Abschluss: Nadifa Mohamed.
Foto: Sabreen Hussain
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2015So weit die Füße tragen
Nadifa Mohameds Romandebüt "Black Mamba Boy"
Dieses Buch ist eine Lebens- und Überlebensgeschichte der besonderen Art. Sie beginnt 1935 im Jemen, in den Gassen der von den Briten kolonisierten Hafenstadt Aden. Hier begegnet der Leser dem halbverhungerten Straßenjungen Yama zum ersten Mal. Mit seiner Mutter war er vor der Armut in Somaliland geflohen, nachdem der Vater beide verlassen hatte, um im Sudan für die Briten zu arbeiten. Seitdem fehlt jede Spur von ihm. Doch im damals noch multikulturellen arabisch-jüdischen Aden ist es nicht viel besser. Vom kargen Lohn als Kaffeesortiererin kann die Mutter sich und den Jungen kaum ernähren, und als sie, die sich keinen Arzt leisten kann, plötzlich stirbt, beschließt dieser Oliver Twist der Wüste, sich auf die Suche nach seinem Vater zu machen.
Es soll eine Odyssee werden, die ihn von Aden nach Djibouti, Eritrea, Sudan, Ägypten und dem Sinai und am Ende bis nach Europa führt, eine Jahre dauernde Reise der Entbehrungen und Demütigungen, der Hoffnungen und Enttäuschungen. Yama lernt auf der Reise nicht nur lesen, sondern auch das Fürchten. Er und seine zwei treuen Freunde geraten zwischen die Fronten des Zweiten Weltkrieges, der am Horn von Afrika erbittert zwischen Engländern und Italienern ausgefochten wird. Nur knapp entkommt er den Bomben der Engländer und der Niedertracht der italienischen Kolonialherren, die seinen Freund mit bestialischer Brutalität zu Tode quälen. Nach einer mörderischen Hatz durch die Wüste des Sinai trifft er - inzwischen ein Matrose in britischen Diensten - am Suezkanal auf Holocaust-Überlebende, Passagiere der legendären "Exodus", denen die Briten die Einreise nach Palästina verweigern. Den Vater wird er nicht finden, aber eine Liebe, die ihn zurückkehren lässt in seine Heimat.
Somaliland ist für die meisten hierzulande ein weißer Fleck nicht nur auf der geographischen, sondern auch auf der literarischen Weltkarte. Mit dem Staat in der Sahel-Zone, der sich 1991 vom bürgerkriegszerrütteten Somalia abspaltete und international nicht anerkannt ist, verbindet man am ehesten Hunger, Dürre, Elend und Krieg. Abertausende mit ihren Leidensgeschichten hat dieser bis heute schwelende Konflikt in Europa stranden lassen, darunter auch die Familie von Nadifa Mohamed.
Im Jahr 1981 in Hargeisa geboren, kam die Autorin als Kind mit ihren Eltern nach England. Die geplante Rückkehr vereitelte der Krieg. Nadifa Mohamed studierte in Oxford Politik und Geschichte und avancierte schnell zur gefeierten Schriftstellerin. Die britische Zeitschrift "Granta" zählt sie zu den zwanzig besten britischen Nachwuchsautoren. In Deutschland erschien 2014 zunächst ihr zweiter Roman "Der Garten der verlorenen Seelen" über Frauenschicksale im somalischen Bürgerkrieg. Ihr jetzt vorliegendes Romandebüt aus dem Jahr 2010 verarbeitet die Lebensgeschichte ihres 1926 geborenen Vaters. Entstanden ist daraus ein herzergreifender literarischer Blockbuster, dessen sympathischer Held rührt, kurz eine super Filmvorlage. Manchmal aber wünscht man sich zwischen den eng aneinandergereihten Abenteuern Yamas mit ihren oft traumatischen Erlebnissen, die in ihrem schlichten Gut-Böse-Schema allzu rührselig daherkommen, ein Innehalten. Weniger wäre hier mehr gewesen.
SABINE BERKING
Nadifa Mohamed: "Black Mamba Boy". Roman.
Aus dem Englischen von Susann Urban, C. H. Beck Verlag, München 2015. 366 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nadifa Mohameds Romandebüt "Black Mamba Boy"
Dieses Buch ist eine Lebens- und Überlebensgeschichte der besonderen Art. Sie beginnt 1935 im Jemen, in den Gassen der von den Briten kolonisierten Hafenstadt Aden. Hier begegnet der Leser dem halbverhungerten Straßenjungen Yama zum ersten Mal. Mit seiner Mutter war er vor der Armut in Somaliland geflohen, nachdem der Vater beide verlassen hatte, um im Sudan für die Briten zu arbeiten. Seitdem fehlt jede Spur von ihm. Doch im damals noch multikulturellen arabisch-jüdischen Aden ist es nicht viel besser. Vom kargen Lohn als Kaffeesortiererin kann die Mutter sich und den Jungen kaum ernähren, und als sie, die sich keinen Arzt leisten kann, plötzlich stirbt, beschließt dieser Oliver Twist der Wüste, sich auf die Suche nach seinem Vater zu machen.
Es soll eine Odyssee werden, die ihn von Aden nach Djibouti, Eritrea, Sudan, Ägypten und dem Sinai und am Ende bis nach Europa führt, eine Jahre dauernde Reise der Entbehrungen und Demütigungen, der Hoffnungen und Enttäuschungen. Yama lernt auf der Reise nicht nur lesen, sondern auch das Fürchten. Er und seine zwei treuen Freunde geraten zwischen die Fronten des Zweiten Weltkrieges, der am Horn von Afrika erbittert zwischen Engländern und Italienern ausgefochten wird. Nur knapp entkommt er den Bomben der Engländer und der Niedertracht der italienischen Kolonialherren, die seinen Freund mit bestialischer Brutalität zu Tode quälen. Nach einer mörderischen Hatz durch die Wüste des Sinai trifft er - inzwischen ein Matrose in britischen Diensten - am Suezkanal auf Holocaust-Überlebende, Passagiere der legendären "Exodus", denen die Briten die Einreise nach Palästina verweigern. Den Vater wird er nicht finden, aber eine Liebe, die ihn zurückkehren lässt in seine Heimat.
Somaliland ist für die meisten hierzulande ein weißer Fleck nicht nur auf der geographischen, sondern auch auf der literarischen Weltkarte. Mit dem Staat in der Sahel-Zone, der sich 1991 vom bürgerkriegszerrütteten Somalia abspaltete und international nicht anerkannt ist, verbindet man am ehesten Hunger, Dürre, Elend und Krieg. Abertausende mit ihren Leidensgeschichten hat dieser bis heute schwelende Konflikt in Europa stranden lassen, darunter auch die Familie von Nadifa Mohamed.
Im Jahr 1981 in Hargeisa geboren, kam die Autorin als Kind mit ihren Eltern nach England. Die geplante Rückkehr vereitelte der Krieg. Nadifa Mohamed studierte in Oxford Politik und Geschichte und avancierte schnell zur gefeierten Schriftstellerin. Die britische Zeitschrift "Granta" zählt sie zu den zwanzig besten britischen Nachwuchsautoren. In Deutschland erschien 2014 zunächst ihr zweiter Roman "Der Garten der verlorenen Seelen" über Frauenschicksale im somalischen Bürgerkrieg. Ihr jetzt vorliegendes Romandebüt aus dem Jahr 2010 verarbeitet die Lebensgeschichte ihres 1926 geborenen Vaters. Entstanden ist daraus ein herzergreifender literarischer Blockbuster, dessen sympathischer Held rührt, kurz eine super Filmvorlage. Manchmal aber wünscht man sich zwischen den eng aneinandergereihten Abenteuern Yamas mit ihren oft traumatischen Erlebnissen, die in ihrem schlichten Gut-Böse-Schema allzu rührselig daherkommen, ein Innehalten. Weniger wäre hier mehr gewesen.
SABINE BERKING
Nadifa Mohamed: "Black Mamba Boy". Roman.
Aus dem Englischen von Susann Urban, C. H. Beck Verlag, München 2015. 366 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Eine super informative und ergreifende Geschichte von Migration."
Katrin Bettina Müller, die tageszeitung, 5. Dezember 2015
"Dies ist der Roman der Stunde."
Sigrid Löffler, Rundfunk Berlin-Brandenburg, 26. Januar 2015
"Mohamed, wohnhaft in London, geboren in Hargeisa, schreibt über Somalia. Und zwar so kenntnisreich und detailverliebt und gut, wie es sonst selten zu lesen ist."
Maren Keller, Spiegel-Online, 21. Januar 2015
"Nadifa Mohamed entfaltet ihre Geschichte der Gewalt in täuschend mildem Ton und stellt ihr die Geschichte der Liebe entgegen."
Insa Wilke, Süddeutsche Zeitung, 9. März 2015
"Mohamed schreibt so bildreich und so sinnlich über diese Länder wie es nur jemand kann, der sie gut kennt oder sich auf die Erzählungen anderer berufen kann."
Roana Brogsitter, Bayerischer Rundfunk, 28. Januar 2015
"Poetisch."
Yvonne Poppek, Süddeutsche Zeitung, 19. März 2015
"'Black Mamba Boy' ist eine der schönsten Einladungen, sich diesem Teil Afrikas nicht nur in Gedanken zuzuwenden."
Harald Loch, Erlanger Nachrichten, 19. März 2015
"Ein lesenswertes Buch, das an ein in Europa nicht selten verdrängtes Kapitel europäisch-afrikanischer Geschichte erinnert."
Goslarsche Zeitung, 13. März 2015
Katrin Bettina Müller, die tageszeitung, 5. Dezember 2015
"Dies ist der Roman der Stunde."
Sigrid Löffler, Rundfunk Berlin-Brandenburg, 26. Januar 2015
"Mohamed, wohnhaft in London, geboren in Hargeisa, schreibt über Somalia. Und zwar so kenntnisreich und detailverliebt und gut, wie es sonst selten zu lesen ist."
Maren Keller, Spiegel-Online, 21. Januar 2015
"Nadifa Mohamed entfaltet ihre Geschichte der Gewalt in täuschend mildem Ton und stellt ihr die Geschichte der Liebe entgegen."
Insa Wilke, Süddeutsche Zeitung, 9. März 2015
"Mohamed schreibt so bildreich und so sinnlich über diese Länder wie es nur jemand kann, der sie gut kennt oder sich auf die Erzählungen anderer berufen kann."
Roana Brogsitter, Bayerischer Rundfunk, 28. Januar 2015
"Poetisch."
Yvonne Poppek, Süddeutsche Zeitung, 19. März 2015
"'Black Mamba Boy' ist eine der schönsten Einladungen, sich diesem Teil Afrikas nicht nur in Gedanken zuzuwenden."
Harald Loch, Erlanger Nachrichten, 19. März 2015
"Ein lesenswertes Buch, das an ein in Europa nicht selten verdrängtes Kapitel europäisch-afrikanischer Geschichte erinnert."
Goslarsche Zeitung, 13. März 2015