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Blackmore explores the big questions on the nature of brains, minds, and consciousness, through twenty lively and engaging interviews with some of the best-known personalities from the worlds of science and philosophy.

Produktbeschreibung
Blackmore explores the big questions on the nature of brains, minds, and consciousness, through twenty lively and engaging interviews with some of the best-known personalities from the worlds of science and philosophy.
Autorenporträt
Susan Blackmore, geboren 1951, studierte Psychologie und Physiologie in Oxford und promovierte in Parapsychologie an der Universität von Surrey. Derzeit arbeitet sie als freie Publizistin und Moderatorin u.a. für die BBC und lehrt an der Universität von Bristol. Sie hat maßgebliche Arbeiten zur Theorie des Bewußtseins und zur Evolutionstheorie vorgelegt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2007

Die Illusion fühlt sich sehr real an
Mensch ist Gehirn? Susan Blackmores Inquisitionen prominenter Bewusstseinsforscher
Seit über zwanzig Jahren hat die Philosophie des Geistes, die philosophy of mind, die zuvor dominierende Philosophie der Sprache in den Hintergrund gedrängt. Im Zentrum dieser Philosophie des Geistes steht der Begriff des Bewusstseins. Um dessen „Rätselhaftigkeit” kreisen derzeit die gänzlich kontroversen Gedanken vorwiegend angelsächsischer, mittlerweile auch deutscher Philosophen. Zugleich beanspruchen Psychologen, Neurophysiologen, Kognitionswissenschaftler, KI-Forscher, Hirnforscher, einzeln oder in Koalitionen, ein Erklärungsmonopol gegenüber den Philosophen. Da steht Meinung gegen Meinung, oder anders gesagt, es herrscht ein heilloses Durcheinander.
Vor acht Jahren hat Susan Blackmore begonnen, mit namhaften Forschern Gespräche über das Bewusstseinsproblem zu führen, dabei die Befragten drängend, spontan und ohne Fachjargon zu reagieren – Tacheles zu reden. Im daraus entstandenen Buch ist die Form freier mündlicher Rede, wie sie ursprünglich für Radiosendungen gedacht war, unverändert beibehalten worden.
Unter den zwanzig Wissenschaftlern, die sich den hartnäckigen, kompetenten Fragen der Autorin – ihr Buch „Die Macht der Meme” wurde in elf Sprachen übersetzt – gestellt haben, sind die prominentesten und bei uns am ehesten bekannten: Daniel Dennett, etwa durch sein Buch mit dem lakonischen Originaltitel „Consciousness explained”; Francis Crick, Entdecker der DNA-Struktur; David Chalmers, Philosoph und Kognitionswissenschaftler; John Searle, dessen Buch „Die Wiederentdeckung des Geistes” (1992) die heftigsten Diskussionen auslöste; oder Roger Penrose („Wege zu einer neuen Physik des Bewusstseins”).
Die Mehrheit der zu Wort Kommenden stammt aus den Naturwissenschaften oder argumentiert unter deren Auspizien. Philosophen, heißt es etwa bei Francis Crick, „tun nichts weiter, als ständig darüber zu diskutieren . . . man sollte ihren Diskussionen daher nicht allzuviel Beachtung schenken.” Dem applaudieren materialistisch orientierte Philosophen wie Daniel Dennett oder Patricia und Paul Churchland. Für sie ist, grob gesagt, der Mensch sein Gehirn. Solche Ansichten verleihen dem Band eine fragwürdige Gewichtung, wie überhaupt die Auswahl der Beteiligten nicht zufriedenstellen kann. Blackmore selbst spricht von „eklatanten Versäumnissen”, entschuldigt sich sogar dafür – aber so ist es nun mal auf dem Markt.
Und doch ist dies, ungeachtet aller Einschränkungen, ein bemerkenswertes Buch. Es gibt Einblick in die Sisyphusarbeit, die das verschlungene Phänomen des Bewusstseins – „ein Grundmerkmal der Welt, so irreduzibel wie Raum und Zeit”, nach David Chalmers und dem Mediziner Stuart Hameroff – menschlichen Hirnen abverlangt.
Verstünden wir die Gehirntätigkeit vollkommen, wäre damit auch das Bewusstsein (weg)erklärt, oder bliebe es als Residuum sui generis übrig? Aus der alleinigen Erklärung der Hirnprozesse lässt sich Bewusstsein nicht ableiten, erklären entschieden die Philosophen. Mitunter geben sie sich zwar funktionalistisch; sie glauben, wenn evolutionär selektierte physikalische Systeme funktionieren, dann hätten sie auch Bewusstsein. Aber, fragt sich Chalmers, „hat sich das System entwickelt, weil es Bewusstsein hatte”, oder umgekehrt?
Die eigentlich „schwierige Frage” (Chalmers), die Susan Blackmore zu Beginn jedem stellt, lautet: Ist phänomenales, subjektives Erleben, die Art wie es ist, Ich zu sein, das also, was einige Philosophen Qualia nennen, mit objektiven naturwissenschaftlichen Methoden erfassbar? Die Mehrzahl der hier Befragten sind dieser Meinung, andere halten Qualia für eine Mystifikation, die sich auflöst, sobald wir erst alle Hirnfunktionen erklärt haben.
Und hier kommt wieder das beliebte Gedankenkonstrukt des Zombies ins Spiel, eines von menschlichen Personen äußerlich in nichts zu unterscheidenden Wesens, dessen Inneres jedoch hohl ist, ohne Selbstbewusstsein. Diese Ununterscheidbarkeit läuft für den hartköpfigen Antimentalisten Dennett darauf hinaus, das sich auch für uns eine Entität namens Bewusstsein als Summe aller Hirnprozesse erübrigt. Kevin O’Regan, Direktor eines psychologischen Labors in Paris, hält das „schwierige Problem” für ein Scheinproblem und bekennt: „Ich wollte schon als Kind ein Roboter sein”. „In einigen Jahren”, meint er, würden wir in der Lage sein, „unsere Persönlichkeit auf Computer hochzuladen . . . Dann wird unser Bewusstsein nach dem Tod weiterleben”. Dies seine futuristische Antwort auf Blackmores Schlussfrage nach einem Leben nach dem Tode.
Vom alten cartesianischen Leib-Seele-Dualismus will übrigens keiner der Beteiligten mehr etwas wissen; doch im modernen Gewand von Gehirn und Bewusstsein versteckt sich bei manchen immer noch die blasse Gestalt eines Dualismus, selbst wenn sie sich als Monisten und Identitätstheoretiker gerieren.
Die andere, derzeit gerade mal wieder virulente Frage ist die nach dem freien Willen. Frau Blackmore selbst bekennt mehrfach, dass sie ihn für eine Illusion hält. Die Antworten ihrer Gesprächspartner driften hier weit auseinander und ähneln mehr Glaubensbekenntnissen als wissenschaftlichen Aussagen: „Ja, er ist eine Illusion . . ., aber er fühlt sich sehr real an”; „Die schnelle Antwort lautet, dass ich mein Gefühl der Freiheit für ein genuines Gefühl halte”; „Wahrscheinlich nicht”; „Mir bleibt keine andere Wahl, als an den freien Willen zu glauben!”; „Der bewusste Wille ist gewissermaßen ein Epiphänomen”; „Vielleicht ist er eine Illusion, aber wenn man an die Illusion glaubt, ist es ja, wie wir alle wissen, keine”. Selten ist ein schlichtes „Ja”, häufiger liest man: „Ja. Ja, ich sollte vielleicht ‚Jein‘ sagen . . .”.
Bei der Frage nach der Willensfreiheit zeigt sich, dass man, philosophische Verfeinerungen hin, neueste Hirnforschung her, nicht eigentlich über das traditionelle Schwanken zwischen Determinismus und Indeterminismus hinausgekommen ist. Ferner geht aus Blackmores Fragestunden hervor, dass die naturwissenschaftlich und häufig reduktionistisch eingestellten Wissenschaftler vielfach einem Wunschdenken erliegen und ihre Erfolge in die Zukunft verlegen: Wir hoffen zu erreichen . . ., wenn die Zeit gekommen ist . . . sobald wir mehr über das Gehirn wissen . . . vielleicht in hundert Jahren werden wir . . .
Susan Blackmores Buch ist der ebenso erhellende wie ernüchternde Report einer Erscheinung, so unfassbar wie der Aal in der Faust, und der letztlichen Auskunft: ignoramus. Ignorabimus? WILLY HOCHKEPPEL
SUSAN BLACKMORE: Gespräche über Bewusstsein. Aus dem Englischen von Frank Born. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 380 Seiten, 26,80 Euro.
Na, wo stecken hier Bewusstsein und freier Wille? Schädelbohrung (Trepanation), dargestellt auf einem Stich aus der Barockzeit. Foto: Bettmann/Corbis
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