Hardboiled feline detective John Blacksad is back in the latest tour de force from the multiple-award winning duo of writer Juan Díaz Canales and artist Juanjo Guarnido! Taking a much-needed break after the events of A Silent Hell, Blacksad lands a side job driving a rich Texan's prized yellow Cadillac Eldorado across 1950s America, hitting the back roads from New Orleans to Tulsa. But before long, the car is stolen and Blacksad finds himself mixed up in another murder, with roughneck bikers, a shifty lawyer, one down-and-out Beat generation writer, and some sinister circus folk! When John Blacksad goes on the road, trouble is dead ahead!
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2014Der Katzendetektiv ist wieder da
"Blacksad" ist in Frankreich eine Sensation und in Deutschland ein Erfolg: Was macht die nostalgische Krimi-Comicreihe so beliebt?
Vierzehn Jahre ist das Phänomen schon alt, aber es gibt bislang erst fünf Alben. Das ist wenig für eine Comic-Erfolgsserie, doch wer einen beliebigen Band von "Blacksad" aufschlägt, wird sofort sehen, wofür der Zeichner Juanjo Guarnido diese Zeit gebraucht hat: Die Seiten strotzen nur so vor Details und Farben, es herrscht Horror Vacui in den Bildern, überreich illustriert kommen diese Geschichten daher. Und wer sich dann in die Handlung vertieft, der wird sehen, dass auch der Szenarist Juan Díaz Canales größte Sorgfalt bei der Geschichtenkonzeption hat walten lassen. Das ist auch beim neuen Band "Amarillo" wieder so.
Wir befinden uns in den Vereinigten Staaten der fünfziger Jahre, und all die graphische Mühe, die sich Guarnido mit diesem Album gegeben hat, dient nur einem Zweck: Nostalgiegefühle zu wecken. Das gelingt auf zweierlei Art. Zunächst sind Lokal- und Zeitkolorit akribisch rekonstruiert. Schon das Titelbild, das den Titelhelden John Blacksad in einem knallgelben Cadillac Eldorado (was den Zeitpunkt des Geschehens auf die Jahre seit 1953 festlegt) zeigt, ist ein veritabler Stimmungsgenerator: Endlos weit erstrecken sich die getreidegelben Ebenen des Mittleren Westens bis zu einem von Wolkenbändern durchfurchten Himmel. Und Guarnido hat dieses Bild nicht einfach gezeichnet, es ist aquarelliert, wobei die comictypische Konturlinie immer erhalten bleibt. Und so sieht dann auch der ganze Comic aus - er ist auf dieselbe Weise gestaltet, wie Walt Disney seit den dreißiger Jahren seine farbigen Zeichentrickfilme anlegen ließ.
Unmittelbar von Disney stammt auch das zweite, wichtigere Mittel zur Erzeugung nostalgischer Gefühle: Alle Akteure in dieser Kriminalgeschichte sind Tiere. Blacksad selbst etwa ist ein schwarzer Kater, sein kleiner Freund Weekly ein Wiesel, und ganz generell kann man etlichen Figuren an der Pfoten- oder Schnabelspitze ansehen, welchen Charakter sie haben. Von Geiern oder Schlangen sind nun einmal keine positiven Überraschungen zu erwarten. Aber Guarnido ist nicht so bequem, allen animalischen Klischees zu entsprechen. Wenn denn in "Amarillo" zum Beispiel ein schurkischer Flamingo auftritt, dann erkennt man zwar auch in ihm sofort einen Antagonisten, aber das wird allein durch Gestik und Mimik erreicht. Die Spezies als solche ist keine notwendige Gewähr für Wohl- oder Überverhalten. Zudem sind alle Figuren eher menschen- als tierähnlich gezeichnet, Menschenkörper mit Tierköpfen, Schimären also, wobei trotzdem Eigenschaften wie Fell oder Vogelkrallen erhalten bleiben.
Doch die Größenverhältnisse sind angeglichen, weshalb der Flamingo auch in einer Bar voller Löwen, Büffel, Hunde, Affen und Dachse unwidersprochen das große Wort führen kann. Guarnido geht auch nie so weit wie Disney, der etwa seiner Micky Maus anfangs noch konsequent den Schwanz beließ, ehe die Zeichner in den fünfziger Jahren die Beibehaltung dieses Details doch zu mühselig fanden. So passt sogar der Verzicht auf derartige Attribute genau in die Zeit, zu der "Blacksad" spielt. Das ist kein Zufall, denn der 1967 in Granada geborene Guarnido ist bei Disney als Trickfilmer ausgebildet worden, im Pariser Studio Anfang der neunziger Jahre, als man als Animator noch klassisch, also weitgehend ohne Computer arbeitete. Und Guarnido kam der berufsbedingte Umzug nach Frankreich nachträglich zugute, als er sich vom Trickfilm- aufs Comiczeichnen verlegte. Denn dort wurden vom ersten Album sofort 20 000 Exemplare abgesetzt, ein Erfolg, der in keinem anderen europäischen Land zu erzielen gewesen wäre mit einem solch anspruchsvoll erzählten Comic.
Vorbild sind die Filme von Hollywoods "Schwarzer Serie", also gibt es reichlich Sex and Crime, und weil John Blacksad ein schwarzer Kater ist, spielen auch Fragen des seinerzeit in den Vereinigten Staaten alltäglichen Rassismus eine wichtige Rolle. Es steckt noch eine andere Strategie hinter "Blacksad" als die rein ästhetische. Guarnido verstand es, gleich nach dem Auftaktband eine Mythologie um seine Zeichnungen zu schaffen. Bereits 2002, noch vor dem regulären zweiten Album "Arctic Nation", dem bislang besten der Serie, erschien ein aufwendiger Sonderband, der dem Produktionsprozess von "Blacksad" gewidmet war. Konzipiert war diese Publikation wieder nach Disney-Vorbild: wie die Artbooks, die der Konzern zu seinen neuen Trickfilmen herauszubringen pflegt und in denen sich zahlreiche Vorarbeiten und Hintergrundinformationen finden. Auch das passte perfekt, weil Guarnidos Zeichnungen auf reichhaltigen Studien beruhen; Material gab es also genug. Der Prachtband überbrückte die Wartezeit bis zum zweiten Album und forcierte zugleich den Absatz dieser Zeichnungen an Liebhaber der Serie, was dem Künstler erlaubte, die eigentlichen Originale zurückzuhalten. Das wiederum ließ den Preis für die Vorarbeiten nur noch mehr in die Höhe schnellen.
So steckt in "Blacksad" nebenbei ein Thriller ganz eigener Art: die Suche nach der perfekten Vermarktung. Durch Übersetzungen in mittlerweile acht weitere Sprachen ist die Serie weit über die französischen Grenzen hinaus bekanntgeworden (auch in Spanien), und kaum eine andere Comicreihe wird derart rasch ins Deutsche übertragen.
Grundlegend bleibt das Rezept des einsamen Wolfs (der hier eben ein Kater ist) im Kampf gegen eine untereinander vielfach verschworene Gesellschaft von dubiosen Gestalten, bei der nie ganz klar ist, wer auf wessen Seite steht. Und so bietet "Blacksad" auch im fünften Band immer noch Überraschungen. Das ist bemerkenswert, denn die Masche aus graphischer Nostalgie und Hard-Boiled-Erzählung nutzt sich nicht ab, im Gegenteil: Man erwartet jedes neue Album nach jahrelanger Pause mit derselben Spannung, die die Geschichten selbst dann bieten. Enttäuscht wird man auch von "Amarillo" nicht.
ANDREAS PLATTHAUS
Juan Díaz Canales, Juanjo Guarnido: "Blacksad". Band 5: Amarillo. Carlsen Verlag, Hamburg 2014. 56 S., geb., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Blacksad" ist in Frankreich eine Sensation und in Deutschland ein Erfolg: Was macht die nostalgische Krimi-Comicreihe so beliebt?
Vierzehn Jahre ist das Phänomen schon alt, aber es gibt bislang erst fünf Alben. Das ist wenig für eine Comic-Erfolgsserie, doch wer einen beliebigen Band von "Blacksad" aufschlägt, wird sofort sehen, wofür der Zeichner Juanjo Guarnido diese Zeit gebraucht hat: Die Seiten strotzen nur so vor Details und Farben, es herrscht Horror Vacui in den Bildern, überreich illustriert kommen diese Geschichten daher. Und wer sich dann in die Handlung vertieft, der wird sehen, dass auch der Szenarist Juan Díaz Canales größte Sorgfalt bei der Geschichtenkonzeption hat walten lassen. Das ist auch beim neuen Band "Amarillo" wieder so.
Wir befinden uns in den Vereinigten Staaten der fünfziger Jahre, und all die graphische Mühe, die sich Guarnido mit diesem Album gegeben hat, dient nur einem Zweck: Nostalgiegefühle zu wecken. Das gelingt auf zweierlei Art. Zunächst sind Lokal- und Zeitkolorit akribisch rekonstruiert. Schon das Titelbild, das den Titelhelden John Blacksad in einem knallgelben Cadillac Eldorado (was den Zeitpunkt des Geschehens auf die Jahre seit 1953 festlegt) zeigt, ist ein veritabler Stimmungsgenerator: Endlos weit erstrecken sich die getreidegelben Ebenen des Mittleren Westens bis zu einem von Wolkenbändern durchfurchten Himmel. Und Guarnido hat dieses Bild nicht einfach gezeichnet, es ist aquarelliert, wobei die comictypische Konturlinie immer erhalten bleibt. Und so sieht dann auch der ganze Comic aus - er ist auf dieselbe Weise gestaltet, wie Walt Disney seit den dreißiger Jahren seine farbigen Zeichentrickfilme anlegen ließ.
Unmittelbar von Disney stammt auch das zweite, wichtigere Mittel zur Erzeugung nostalgischer Gefühle: Alle Akteure in dieser Kriminalgeschichte sind Tiere. Blacksad selbst etwa ist ein schwarzer Kater, sein kleiner Freund Weekly ein Wiesel, und ganz generell kann man etlichen Figuren an der Pfoten- oder Schnabelspitze ansehen, welchen Charakter sie haben. Von Geiern oder Schlangen sind nun einmal keine positiven Überraschungen zu erwarten. Aber Guarnido ist nicht so bequem, allen animalischen Klischees zu entsprechen. Wenn denn in "Amarillo" zum Beispiel ein schurkischer Flamingo auftritt, dann erkennt man zwar auch in ihm sofort einen Antagonisten, aber das wird allein durch Gestik und Mimik erreicht. Die Spezies als solche ist keine notwendige Gewähr für Wohl- oder Überverhalten. Zudem sind alle Figuren eher menschen- als tierähnlich gezeichnet, Menschenkörper mit Tierköpfen, Schimären also, wobei trotzdem Eigenschaften wie Fell oder Vogelkrallen erhalten bleiben.
Doch die Größenverhältnisse sind angeglichen, weshalb der Flamingo auch in einer Bar voller Löwen, Büffel, Hunde, Affen und Dachse unwidersprochen das große Wort führen kann. Guarnido geht auch nie so weit wie Disney, der etwa seiner Micky Maus anfangs noch konsequent den Schwanz beließ, ehe die Zeichner in den fünfziger Jahren die Beibehaltung dieses Details doch zu mühselig fanden. So passt sogar der Verzicht auf derartige Attribute genau in die Zeit, zu der "Blacksad" spielt. Das ist kein Zufall, denn der 1967 in Granada geborene Guarnido ist bei Disney als Trickfilmer ausgebildet worden, im Pariser Studio Anfang der neunziger Jahre, als man als Animator noch klassisch, also weitgehend ohne Computer arbeitete. Und Guarnido kam der berufsbedingte Umzug nach Frankreich nachträglich zugute, als er sich vom Trickfilm- aufs Comiczeichnen verlegte. Denn dort wurden vom ersten Album sofort 20 000 Exemplare abgesetzt, ein Erfolg, der in keinem anderen europäischen Land zu erzielen gewesen wäre mit einem solch anspruchsvoll erzählten Comic.
Vorbild sind die Filme von Hollywoods "Schwarzer Serie", also gibt es reichlich Sex and Crime, und weil John Blacksad ein schwarzer Kater ist, spielen auch Fragen des seinerzeit in den Vereinigten Staaten alltäglichen Rassismus eine wichtige Rolle. Es steckt noch eine andere Strategie hinter "Blacksad" als die rein ästhetische. Guarnido verstand es, gleich nach dem Auftaktband eine Mythologie um seine Zeichnungen zu schaffen. Bereits 2002, noch vor dem regulären zweiten Album "Arctic Nation", dem bislang besten der Serie, erschien ein aufwendiger Sonderband, der dem Produktionsprozess von "Blacksad" gewidmet war. Konzipiert war diese Publikation wieder nach Disney-Vorbild: wie die Artbooks, die der Konzern zu seinen neuen Trickfilmen herauszubringen pflegt und in denen sich zahlreiche Vorarbeiten und Hintergrundinformationen finden. Auch das passte perfekt, weil Guarnidos Zeichnungen auf reichhaltigen Studien beruhen; Material gab es also genug. Der Prachtband überbrückte die Wartezeit bis zum zweiten Album und forcierte zugleich den Absatz dieser Zeichnungen an Liebhaber der Serie, was dem Künstler erlaubte, die eigentlichen Originale zurückzuhalten. Das wiederum ließ den Preis für die Vorarbeiten nur noch mehr in die Höhe schnellen.
So steckt in "Blacksad" nebenbei ein Thriller ganz eigener Art: die Suche nach der perfekten Vermarktung. Durch Übersetzungen in mittlerweile acht weitere Sprachen ist die Serie weit über die französischen Grenzen hinaus bekanntgeworden (auch in Spanien), und kaum eine andere Comicreihe wird derart rasch ins Deutsche übertragen.
Grundlegend bleibt das Rezept des einsamen Wolfs (der hier eben ein Kater ist) im Kampf gegen eine untereinander vielfach verschworene Gesellschaft von dubiosen Gestalten, bei der nie ganz klar ist, wer auf wessen Seite steht. Und so bietet "Blacksad" auch im fünften Band immer noch Überraschungen. Das ist bemerkenswert, denn die Masche aus graphischer Nostalgie und Hard-Boiled-Erzählung nutzt sich nicht ab, im Gegenteil: Man erwartet jedes neue Album nach jahrelanger Pause mit derselben Spannung, die die Geschichten selbst dann bieten. Enttäuscht wird man auch von "Amarillo" nicht.
ANDREAS PLATTHAUS
Juan Díaz Canales, Juanjo Guarnido: "Blacksad". Band 5: Amarillo. Carlsen Verlag, Hamburg 2014. 56 S., geb., 16,- [Euro].
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