Gesichter sind allgegenwärtig. Sie schauen uns von Werbeplakaten und Großbildleinwänden, von Monitoren, aus Zeitschriften und im Kino an. Sie schaffen in aller Öffentlichkeit eine Intimität, der nur mit Gleichgültigkeit zu begegnen ist. Andererseits überbrücken Porträts mühelos den zeitlichen Abstand von Jahrhunderten: Gefestigt blicken sie in eine Gegenwart, deren Vagheit wir durch die Illusion einer Begegnung mit ihnen bannen wollen. Sie affizieren uns oder stoßen uns ab - und spiegeln so unsere Vorstellung vom eigenen Affektausdruck, die manchmal ungewollte Mitteilung einer inneren Regung. Dieser Dialog und dieses Mißverständnis bestimmen die Wahrnehmung und Deutung des Phänomens Gesicht, das wie kein zweites als spezifisches Merkmal des Menschlichen gilt.Auf welchen kulturhistorischen Paradigmen beruht unser heutiges Verständnis von Gesicht?Welche philosophischen Paradigmen sind damit verbunden?In welchem Verhältnis stehen Individualitätsgebot und massenhafte Verbreitung des Gesichts?Wie produzier(t)en es die Künste und an welche Grenzen haben sie es geführt?Und wie behandeln sie das alte Problem des Verhältnisses von charakteristischem, klassifizierbarem Gesichtsausdruck und der unendlichen Mannigfaltigkeit der mimischen Züge?Was ist mit den unlesbaren, schillernden sich unaufhörlich verwandelnden Gesichtern?Warum sind sie uns fremd?Das Buch versucht, diesen Fragen ein Gesicht zu geben.
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