Wer zeichne, so Eugène Viollet-le-Duc, der lerne zu sehen - »und Sehen ist Wissen«. Für die Geologie, die sich um 1850 in einer Theoriekrise befindet, leitet sich daraus ein Versprechen ab: Die Produktion neuer Bilder würde helfen, endlich die großen erdgeschichtlichen Fragen zu lösen. Der Zeichnung kommt hierbei eine wichtige Funktion zu. Doch die größten Hoffnungen konzentrieren sich auf ein junges Medium, dessen Potentiale noch kaum abschätzbar erscheinen - die Fotografie. In sechs Kapiteln fächert Jan von Brevern die historischen, technischen und ästhetischen Bedingungen geologischer Bilder im 19. Jahrhundert auf. Im Zentrum stehen dabei die »Bildexperten« John Ruskin, Eugène Viollet-le-Duc und Aimé Civiale. Auf ihren Skizzen und Fotografien, so die Überzeugung, wurde etwas sichtbar, das dem bloßen Auge verborgen blieb. Was man Bildern alles zutraute, aber auch, wie mit ihnen gearbeitet werden musste, damit sich die Erwartungen erfüllten: davon handelt »Blicke von Nirgendwo«.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Felix Lüttge hat sich sehr interessiert mit Jan von Breverns Buch beschäftigt, das anhand der Arbeiten von Ruskin, Viollet-le-Duc und Civale das Verhältnis der geologischen Wissenschaft zu Bildern im 19. Jahrhundert untersucht. Mit dem neuen Medium der Fotografie erhoffte man sich Aufschlüsse über Fragen der Geologie, wobei Brevern deutlich macht, dass die junge Wissenschaft noch dabei war, Chancen und Grenzen von Abbildungen für ihr Gebiet auszuloten, so der Rezensent. Der Fotograf Civale erkundete als Erster die Alpen mit dem Fotoapparat, Kunsthistoriker Ruskin suchte mittels Zeichnungen und Fotografien zu ergründen, "wie die Natur bestimmte Eindrücke erzeugt" und der Architekt Viollet-le-Duc untersuchte mit seinen Zeichnungen die Berge als Naturruinen, erklärt der gefesselte Rezensent. Für ihn lässt sich mit diesem "lesenswerten" Buch gut nachvollziehen, welche Hoffnungen die junge Geologie in die Erkenntniskraft von Abbildungen setzte, auch wenn sie sich letztlich nicht erfüllten, wie Lüttge weiß.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.07.2012Etwas muss undeutlich bleiben
Beschauen und Erkennen: Wie Aimé Civiale, John Ruskin und Eugène Viollet-le-Duc mit Skizzen und Fotografien die Alpen erkundeten
Im Jahr 1859 machte sich Aimé Civiale daran, die Alpen zu fotografieren. Das Interesse an den Bergen war noch jung, sie hatten bis weit ins 18. Jahrhundert hinein als lebensfeindlich und hässlich gegolten. Aus dem neu entdeckten Bergidyll war indes schon eine blühende Tourismusindustrie geworden, als Civiale im Namen der Wissenschaft die Gipfel mit einer Kamera im Gepäck erklomm. Sein Ziel, die „vollständige Reproduktion der großen Alpenketten“, war der erste systematische Einsatz der Fotografie in der Geologie. Denn auch die Fotografie war gerade erst erfunden worden.
Die Geologie war in der Krise: Sowohl Neptunismus als auch Plutonismus, die alten Modelle für die Entstehung der Erdkruste, hatten ihre Überzeugungskraft verloren. Woher die zerklüftete Form der Alpen kam, ließ sich weder mit der langsamen Sedimentierung von Gebirgen unter Wasser erklären noch mit vulkanischen Aktivitäten. Die geologisch interessierte Öffentlichkeit verfolgte deshalb gespannt das Vorhaben des Autodidakten Civiale. Neue Bilder sollten helfen, die großen erdgeschichtlichen Fragen zu klären.
Der Kunsthistoriker Jan von Brevern ist jetzt in einem lesenswerten Buch den Hoffnungen nachgegangen, die Geologen um 1850 in visuelle Repräsentationen setzten. An die Unordnung, die man den Bergen im 18. Jahrhundert noch attestierte, wollte kaum ein Geologe mehr glauben. Sie waren auf Regelmäßigkeiten angewiesen, an denen sich erdgeschichtliche Prozesse ablesen ließen. Pragmatisch formulierte der Zürcher Geologe Albert Heim: „Ein Beschauen, welches mit Erkenntnis verbunden ist, gewährt einen viel höheren Genuss, als der dumpfe Anblick eines unverständlichen Chaos!“ Der Weg zu dieser Erkenntnis führte über Bilder. Muster und Linien zeigen sich nicht in der Natur. Die eigentlichen Forschungsgegenstände entstanden deshalb erst, wenn man sie zeichnete oder fotografierte. Um an neue Bilder zu kommen, verließ sich die Wissenschaft auf die Mitarbeit interessierter Laien wie Civiale. Man schätzte die Unvoreingenommenheit dieser Dilettanten, zu denen auch die übrigen Protagonisten in von Breverns Studie gehören.
Den Nutzen, den Civiales Bilder leisten konnten, galt es freilich erst zu bestimmen. Sie sind zunächst nicht mehr als Dokumente einer doppelten Annäherung: an die Alpen als Gegenstand der Forschung und an die Fotografie als ihr Instrument. Die Geologie hatte in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch nicht klar definiert, was sie in den Bergen untersuchen musste, um ihrer Entstehung auf die Spur zu kommen. Civiales Bilder stellten den Versuch dar, sich die Berge als Forschungsobjekte überhaupt erst einmal verfügbar zu machen. Die Fotografie „Les Aiguilles Rouges, le Brévent, et le Mont Blanc“, die den höchsten Berg der Alpen zwar im Titel trägt, aber nur schemenhaft andeutet, ist so ein Fall: Wenn nicht klar ist, was genau man in den Alpen sucht, ist auch unklar, welche Hinweise ein Bild liefern kann.
Die Unschärfe des Mont Blanc auf der Fotografie spiegelt seine Unbestimmtheit als Forschungsgegenstand. Zugleich loteten Civiales Bilder die Möglichkeiten und Grenzen des neuen Mediums aus. Eine Fotoausrüstung wog schwer, und hatte man sie einmal auf den Gipfel geschleppt, sank nicht selten das Stativ während der minutenlangen Belichtungszeit im Schnee ein. Auch die Kälte war eine Herausforderung für die frühe Fototechnik. Civiale hat in zehn Jahren 600 Aufnahmen gemacht. Mit einer Digitalkamera brauchen wir dafür heute keine zwei Wochen.
Zur selben Zeit machte John Ruskin die Unschärfe auf Fotografien zur Bedingung visueller Erkenntnis überhaupt. Als Kunst- und Sozialkritiker mit geologischen Ambitionen verkörperte er die Fusion von Kunstgeschichte und Erdwissenschaft. Ruskin erklärte: „We never see anything clearly“ und meinte damit nicht, dass etwas undeutlich bleiben müsse, damit etwas anderes überhaupt als sehenswert hervortreten könne. Er entwickelte eine Theorie der Fotografie, die ihr zutraute, uns die Welt so zu zeigen, wie wir sie sonst niemals sehen würden.
Im ständigen Abgleich seiner Skizzen vom Matterhorn mit den Fotografien, die er davon machte, glaubte Ruskin zeigen zu können, wie die Natur bestimmte Eindrücke erzeugt. Die Fotografie definierte er hundert Jahre vor Bourdieu und Boltanski über ihre Zuschreibungen: Was sie ist, hängt von ihren Gebrauchsweisen ab. Ruskin kümmerte sich dabei nicht um die zu seiner Zeit hitzig geführte Debatte, ob sie Kunst sein könne oder nicht.
Eine Frage, für die sich auch von Brevern nicht interessiert, der nah an seinen Quellen argumentiert. In einer Zeit, in der die Kunstgeschichte Handlungstheorien für ihre Bilder formuliert, mutet es angenehm bescheiden an, dass der Autor sich darauf beschränkt, zu zeigen, was die Geologen Bildern zutrauten und was sie dafür taten, damit die Bilder die Erwartungen, die sie an sie stellten, auch erfüllen: „Ob Bilder überhaupt etwas können, lässt sich allgemein gar nicht sagen.“
An Bildern musste gearbeitet werden, damit sie ihr Versprechen halten konnten. Eindrücklich beschreibt von Brevern die Übersetzungs- und Bearbeitungsprozesse, denen die Forscher des 19. Jahrhunderts ihre Bilder unterzogen. Bildbearbeitung gab es schon vor Photoshop.
Besonders großes Vertrauen in die Fähigkeit von Bildern, Wissen zu schaffen, hatte Eugène Viollet-le-Duc. Dass auch er als Architekt auf dem Gebiet der Geologie nur dilettieren konnte, schadete seinem Selbstbewusstsein nicht. Als Restaurator historischer Bauwerke war er darauf geschult, beschädigte Gebäude zu rekonstruieren und in ihrer ursprünglichen Form wiederherzustellen. Mit den Bergen ging er ähnlich um: Er suchte in den Alpen die Formen, die er aus Architekturzeichnungen kannte. Berge betrachtete er als Ruinen und verschaffte sich so Zugang zu ihrer Geschichte. Indem er Skizzen von den Alpen zeichnete und die Linien einem geometrischen Gesetz gemäß – dem er alle Formen in der Welt unterworfen glaubte – vervollständigte, konstruierte Viollet-le-Duc das, was er für die ursprüngliche Form der Berge hielt, die durch Erosion verfälscht worden war.
Keinem dieser Bildermacher war letztlich Erfolg beschieden. Die geologische Forschung hat ihre Theorien im Laufe der Zeit verworfen. Umso interessanter ist es, die Hoffnungen nachzuvollziehen, die in der Geologie des 19. Jahrhunderts in die Arbeit mit Bildern gesetzt wurden. Die Fotografie trat hier als Medium der zukünftigen Möglichkeiten auf. Immer war die Frage, was sie einmal würde zeigen können, viel seltener, was sie tatsächlich leistete. Das Versprechen der Fotografie um 1850 erinnert darin an manche Hoffnung, die sich heute mit der Digitalisierung verbindet.
FELIX LÜTTGE
JAN VON BREVERN: Blicke von Nirgendwo. Geologie in Bildern bei Ruskin, Viollet-le-Duc und Civiale. Wilhelm Fink Verlag, München 2012. 311 Seiten, 49,90 Euro.
Nicht selten sank das Stativ
während der langen
Belichtungszeit im Schnee ein
Unter einem „componium“ verstand man im 19. Jahrhundert eine mechanische Orgel, die zu einem musikalischen Motiv unzählige Variationen produzieren konnte. Jean- Pierre Brès übertrug in seinem „Componium pittoresque“ (1826) dieses Prinzip auf die Landschaftsdarstellung. Aus den 36 Einzelteilen seines „Componiums“ ließen sich mehr als zweihunderttausend Landschaften kombinieren.
Foto: Fink Verlag, van Bevern
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Beschauen und Erkennen: Wie Aimé Civiale, John Ruskin und Eugène Viollet-le-Duc mit Skizzen und Fotografien die Alpen erkundeten
Im Jahr 1859 machte sich Aimé Civiale daran, die Alpen zu fotografieren. Das Interesse an den Bergen war noch jung, sie hatten bis weit ins 18. Jahrhundert hinein als lebensfeindlich und hässlich gegolten. Aus dem neu entdeckten Bergidyll war indes schon eine blühende Tourismusindustrie geworden, als Civiale im Namen der Wissenschaft die Gipfel mit einer Kamera im Gepäck erklomm. Sein Ziel, die „vollständige Reproduktion der großen Alpenketten“, war der erste systematische Einsatz der Fotografie in der Geologie. Denn auch die Fotografie war gerade erst erfunden worden.
Die Geologie war in der Krise: Sowohl Neptunismus als auch Plutonismus, die alten Modelle für die Entstehung der Erdkruste, hatten ihre Überzeugungskraft verloren. Woher die zerklüftete Form der Alpen kam, ließ sich weder mit der langsamen Sedimentierung von Gebirgen unter Wasser erklären noch mit vulkanischen Aktivitäten. Die geologisch interessierte Öffentlichkeit verfolgte deshalb gespannt das Vorhaben des Autodidakten Civiale. Neue Bilder sollten helfen, die großen erdgeschichtlichen Fragen zu klären.
Der Kunsthistoriker Jan von Brevern ist jetzt in einem lesenswerten Buch den Hoffnungen nachgegangen, die Geologen um 1850 in visuelle Repräsentationen setzten. An die Unordnung, die man den Bergen im 18. Jahrhundert noch attestierte, wollte kaum ein Geologe mehr glauben. Sie waren auf Regelmäßigkeiten angewiesen, an denen sich erdgeschichtliche Prozesse ablesen ließen. Pragmatisch formulierte der Zürcher Geologe Albert Heim: „Ein Beschauen, welches mit Erkenntnis verbunden ist, gewährt einen viel höheren Genuss, als der dumpfe Anblick eines unverständlichen Chaos!“ Der Weg zu dieser Erkenntnis führte über Bilder. Muster und Linien zeigen sich nicht in der Natur. Die eigentlichen Forschungsgegenstände entstanden deshalb erst, wenn man sie zeichnete oder fotografierte. Um an neue Bilder zu kommen, verließ sich die Wissenschaft auf die Mitarbeit interessierter Laien wie Civiale. Man schätzte die Unvoreingenommenheit dieser Dilettanten, zu denen auch die übrigen Protagonisten in von Breverns Studie gehören.
Den Nutzen, den Civiales Bilder leisten konnten, galt es freilich erst zu bestimmen. Sie sind zunächst nicht mehr als Dokumente einer doppelten Annäherung: an die Alpen als Gegenstand der Forschung und an die Fotografie als ihr Instrument. Die Geologie hatte in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch nicht klar definiert, was sie in den Bergen untersuchen musste, um ihrer Entstehung auf die Spur zu kommen. Civiales Bilder stellten den Versuch dar, sich die Berge als Forschungsobjekte überhaupt erst einmal verfügbar zu machen. Die Fotografie „Les Aiguilles Rouges, le Brévent, et le Mont Blanc“, die den höchsten Berg der Alpen zwar im Titel trägt, aber nur schemenhaft andeutet, ist so ein Fall: Wenn nicht klar ist, was genau man in den Alpen sucht, ist auch unklar, welche Hinweise ein Bild liefern kann.
Die Unschärfe des Mont Blanc auf der Fotografie spiegelt seine Unbestimmtheit als Forschungsgegenstand. Zugleich loteten Civiales Bilder die Möglichkeiten und Grenzen des neuen Mediums aus. Eine Fotoausrüstung wog schwer, und hatte man sie einmal auf den Gipfel geschleppt, sank nicht selten das Stativ während der minutenlangen Belichtungszeit im Schnee ein. Auch die Kälte war eine Herausforderung für die frühe Fototechnik. Civiale hat in zehn Jahren 600 Aufnahmen gemacht. Mit einer Digitalkamera brauchen wir dafür heute keine zwei Wochen.
Zur selben Zeit machte John Ruskin die Unschärfe auf Fotografien zur Bedingung visueller Erkenntnis überhaupt. Als Kunst- und Sozialkritiker mit geologischen Ambitionen verkörperte er die Fusion von Kunstgeschichte und Erdwissenschaft. Ruskin erklärte: „We never see anything clearly“ und meinte damit nicht, dass etwas undeutlich bleiben müsse, damit etwas anderes überhaupt als sehenswert hervortreten könne. Er entwickelte eine Theorie der Fotografie, die ihr zutraute, uns die Welt so zu zeigen, wie wir sie sonst niemals sehen würden.
Im ständigen Abgleich seiner Skizzen vom Matterhorn mit den Fotografien, die er davon machte, glaubte Ruskin zeigen zu können, wie die Natur bestimmte Eindrücke erzeugt. Die Fotografie definierte er hundert Jahre vor Bourdieu und Boltanski über ihre Zuschreibungen: Was sie ist, hängt von ihren Gebrauchsweisen ab. Ruskin kümmerte sich dabei nicht um die zu seiner Zeit hitzig geführte Debatte, ob sie Kunst sein könne oder nicht.
Eine Frage, für die sich auch von Brevern nicht interessiert, der nah an seinen Quellen argumentiert. In einer Zeit, in der die Kunstgeschichte Handlungstheorien für ihre Bilder formuliert, mutet es angenehm bescheiden an, dass der Autor sich darauf beschränkt, zu zeigen, was die Geologen Bildern zutrauten und was sie dafür taten, damit die Bilder die Erwartungen, die sie an sie stellten, auch erfüllen: „Ob Bilder überhaupt etwas können, lässt sich allgemein gar nicht sagen.“
An Bildern musste gearbeitet werden, damit sie ihr Versprechen halten konnten. Eindrücklich beschreibt von Brevern die Übersetzungs- und Bearbeitungsprozesse, denen die Forscher des 19. Jahrhunderts ihre Bilder unterzogen. Bildbearbeitung gab es schon vor Photoshop.
Besonders großes Vertrauen in die Fähigkeit von Bildern, Wissen zu schaffen, hatte Eugène Viollet-le-Duc. Dass auch er als Architekt auf dem Gebiet der Geologie nur dilettieren konnte, schadete seinem Selbstbewusstsein nicht. Als Restaurator historischer Bauwerke war er darauf geschult, beschädigte Gebäude zu rekonstruieren und in ihrer ursprünglichen Form wiederherzustellen. Mit den Bergen ging er ähnlich um: Er suchte in den Alpen die Formen, die er aus Architekturzeichnungen kannte. Berge betrachtete er als Ruinen und verschaffte sich so Zugang zu ihrer Geschichte. Indem er Skizzen von den Alpen zeichnete und die Linien einem geometrischen Gesetz gemäß – dem er alle Formen in der Welt unterworfen glaubte – vervollständigte, konstruierte Viollet-le-Duc das, was er für die ursprüngliche Form der Berge hielt, die durch Erosion verfälscht worden war.
Keinem dieser Bildermacher war letztlich Erfolg beschieden. Die geologische Forschung hat ihre Theorien im Laufe der Zeit verworfen. Umso interessanter ist es, die Hoffnungen nachzuvollziehen, die in der Geologie des 19. Jahrhunderts in die Arbeit mit Bildern gesetzt wurden. Die Fotografie trat hier als Medium der zukünftigen Möglichkeiten auf. Immer war die Frage, was sie einmal würde zeigen können, viel seltener, was sie tatsächlich leistete. Das Versprechen der Fotografie um 1850 erinnert darin an manche Hoffnung, die sich heute mit der Digitalisierung verbindet.
FELIX LÜTTGE
JAN VON BREVERN: Blicke von Nirgendwo. Geologie in Bildern bei Ruskin, Viollet-le-Duc und Civiale. Wilhelm Fink Verlag, München 2012. 311 Seiten, 49,90 Euro.
Nicht selten sank das Stativ
während der langen
Belichtungszeit im Schnee ein
Unter einem „componium“ verstand man im 19. Jahrhundert eine mechanische Orgel, die zu einem musikalischen Motiv unzählige Variationen produzieren konnte. Jean- Pierre Brès übertrug in seinem „Componium pittoresque“ (1826) dieses Prinzip auf die Landschaftsdarstellung. Aus den 36 Einzelteilen seines „Componiums“ ließen sich mehr als zweihunderttausend Landschaften kombinieren.
Foto: Fink Verlag, van Bevern
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