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Jim Knipfel ist der blinde Seher im modernen Gewand. Aber er lamentiert nicht - er lacht. Er lacht über seine unheilbare Krankheit, die ihm langsam das Augenlicht raubt, über die überforderten Eltern und Freunde, über die eloquenten, aber teilnahmslosen Therapeuten. Er schmeißt Ehe und Studium, zieht vom kleinbürgerlichen Minnesota in einen New Yorker Slum, treibt sich mit Punkern herum, stiehlt, säuft, schluckt Tabletten - ein junger Mann aus gutem Hause auf der Überholspur ins Vergessen. Irgendwann entdeckt er das Schreiben. Das Papier erträgt seine Wahrheiten; endlich kann er sie teilen.…mehr

Produktbeschreibung
Jim Knipfel ist der blinde Seher im modernen Gewand. Aber er lamentiert nicht - er lacht. Er lacht über seine unheilbare Krankheit, die ihm langsam das Augenlicht raubt, über die überforderten Eltern und Freunde, über die eloquenten, aber teilnahmslosen Therapeuten. Er schmeißt Ehe und Studium, zieht vom kleinbürgerlichen Minnesota in einen New Yorker Slum, treibt sich mit Punkern herum, stiehlt, säuft, schluckt Tabletten - ein junger Mann aus gutem Hause auf der Überholspur ins Vergessen. Irgendwann entdeckt er das Schreiben. Das Papier erträgt seine Wahrheiten; endlich kann er sie teilen. Mit schwarzem Humor, der von tiefster Sensibilität und Verletzlichkeit zeugt, aber keine Tabus respektiert, beschreibt er sein Leben, seine Angst, seine Hoffnung. «Blindfisch» ist das Gegenteil einer therapeutischen Krankengeschichte - es ist ein grotesker Aufschrei dessen, der hinter dem Schein, den er immer weniger zu sehen vermag, das wahre Sein erkennt.

Thomas Pynchon: «Blindfisch verrät das Talent des geborenen Geschichtenerzählers: ein scharfer Blick, ein liebenswert schräger Humor und ein Herz, das - x-mal gequält - dem Autor zu jenem klaren Blick verhilft, der frei von Sentimentalität und tiefschürfend zugleich ist. Was als Moritat beginnt, erweist sich schließlich als das Porträt eines beispielhaften amerikanischen Lebens.»

Autorenporträt
Jim Knipfel wurde 1965 in Green Bay, Wisconsin, geboren. Er studierte an der University of Minnesota und hielt sich nach dem Studienabbruch mit verschiedenen Jobs über Wasser. Heute lebt er in Brooklyn und schreibt für die New York Press. Er leidet an einer unheilbaren Augenkrankheit (Retinitis pigmentosa), die ihn langsam erblinden lässt.
Rezensionen
Einsichten eines Blinden mit Gehirnschaden
"Fang lieber gleich an, Braille zu lernen." Onkel Tom, der noch viel schechter sah als Jim, hat es ihm geraten, als er gerade mal 12 Jahre alt war. Doch natürlich kannte Onkel Tom nicht das ganze Ausmaß dessen, was auf seinen Neffen zukommen sollte... Jim Knipfel alias Blindfisch hat, bis er mit etwa 35 Jahren vollständig erblindet, eine wahre Odyssee hinter sich. Blindfisch ist die ungeschminkte Bilanz seines bisherigen Lebens.
Alltag im Ausnahmezustand
Retinitis pigmentosa, kurz RP, ist eine angeborene, unheilbare Augenkrankheit; ihr Endergebnis ist Blindheit. Dazu kommt ein inoperabler Gehirnschaden, eine Läsion im linken Temporallappen, die ihn langsam, aber sicher in den Wahnsinn getrieben hat.
Gleich am Anfang konfrontiert Jim Knipfel seine Leser mit den Diagnosen und verbittet sich damit jegliches Mitleid. Wozu dann diese Geschichte? Um anzuklagen, der Gesellschaft ihre ärmsten Opfer zu zeigen oder um einen eigenen Standpunkt zu finden, sich - in letzter Konsequenz - selbst zu therapieren, wenn es andere schon nicht schaffen? Vor seinen Lebensbericht hat Jim Knipfel die Geschichte eines verpatzten Selbstmordversuchs eingeschoben. Aus dem Krankenhaus entlassen, erhält er von einem Psychiater den Rat, seine Wut nach außen zu kehren, nicht sich selbst, sondern die Welt zu zerstören. Es war ein Rat, der ihm, so Jim Knipfel, immer wieder das Leben rettete und es fast ebenso oft beinahe beendete.
Hass, Alkohol, Armut
Jim stolpert durchs Leben, begleitet von einem Hass gegen alle und alles, einer Gier, seine Grenzen immer wieder auszuloten. Dabei wird deutlich, dass der Verlust der Sehkraft auf den ganzen Menschen zerstörerisch wirkt. Jim ahnt, dass er eines Tages blind sein würde, doch er hat keine Pläne, wie es dann weitergehen könnte... Verdrängen, vergessen, Angst und Aggression beherrschen sein Leben, machen es kaputt. Mit 14, 15 ist er völlig verzweifelt, er fügt sich selbst Schmerzen zu, giert förmlich nach Verrücktheiten. Erst nach und nach erfährt er vom wahren Ausmaß seiner Erkrankungen. Jims Leben wird zu einem absurden Theater, fast magisch zieht er Leute an, die ebenfalls am Rand der Gesellschaft leben. Nach dem College lebt er eine Zeitlang vom Blutspenden, was ihn körperlich völlig schafft, später schlägt er sich mit Jobs durch, er arbeitet in einem Pornoladen, als Museumswärter und zuletzt als Telefonist am Empfang, während er nebenbei für seine eine eigene Kolumne, den "Blindfisch", schreibt.
Werd damit fertig
Mit 32 hat Jim das Endstadium seiner Krankheit, die fast völlige Erblindung erreicht. Er braucht Hilfe, um seinen Job zu behalten und im Alltag zurecht zu kommen. Da trifft es sich nicht gerade gut, dass er in diesem Moment beschließt, nicht mehr zu seiner Augenärztin zu gehen... Doch dann begegnet er Menschen, die ihm helfen wollen und es auch schaffen. Es ist ein beinahe rührseliges Ende, doch Jim wartet nur darauf, als ein verrückter Blinder eben das zu tun, was er am besten kann: Mist bauen! "Das Blindsein," so Jim Knipfel, ist nur ein Festwagen von vielen im Umzug der Verrücktheiten, in dem ich mein Leben lang mitmarschiert bin. (...) Ich bin schon gespannt, was als Nächstes kommt." Die Leser sind es auch! (Birgit Kuhn)
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Die Diagnose, in naher Zukunft zu erblinden, traf den Amerikaner Jim Knipfel in jungen Jahren. Der Rezensent Thomas Laux ist beeindruckt von dem Bericht, den Knipfel zwischen der Diagnose und dem totalen Erblinden verfasst hat. Die schweren Krisen, die er in dieser Zeit durchmachte, spart der Autor so wenig aus wie seine immer wieder hochkommenden Selbstmordgedanken, schreibt Laux, dem vor allem der Humor und das fehlende Pathos an dem Bericht imponiert. Der Überlebenswille, der trotz der immer wieder durchkommenden Selbstmordgedanken siegte, werde in den unterschiedlichen Lebensbereichen deutlich, sei es beim Job im Pornoladen, als Mitglied einer "grottenschlechten Punk-Band" oder bei Laura, der "Liebe seines Lebens". Laux zieht eine ermutigendes Fazit aus diesem Bericht: "Der Mann ist bei sich angekommen".

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