Zu Beginn begegnet uns Bloch aus zwei komplementären Blickwinkeln. Da ist einmal der Philosophie-Professor, der in seinen Leipziger Vorlesungen auf ganz eigene Weise über Logik liest, wie Lothar Kreiser darlegt. Bloch trägt Logik nicht als Theorie vor, sondern als eine Sammlung von Theoremen, Thesen und Meinungen; er sieht sie darüber hinaus eng verflochten mit Erkenntnistheorie. Und auf der anderen Seite sehen wir den Hochschullehrer im privaten, lockeren Umgang mit seinen Studenten, in den Aufzeichnungen von Joachim Perels. Ins Jahr 2008 fiel der 125. Todestag von Karl Marx. Burghart Schmidt zeigt, dass dessen politisch-ökonomische Analysen trotz der enormen Transformationen auch für die heutige Struktur des Kapitalismus weithin zutreffen und dass Ernst Bloch der einzige marxorientierte Denker ist, der – statt einer höchst fragwürdigen Geschichtsgesetzlichkeit – eine immer noch aktuelle Tendenzkunde ins Zentrum stellt. Es folgen vier Beiträge zu Einzelfragen der Blochschen Philosophie. Wie kann etwas Sein haben, was noch nicht ist? Manfred Klein zeichnet nach, wie Ernst Bloch dies aufzuzeigen versucht und dafür eigens eine Ontologie begründet, die ihr Fundament in der Philosophie des Aristoteles hat und schließlich in den Ausgestaltungen der realen Welt mündet. Lucien Pelletier verwirft die weit verbreitete These, Bloch sei, vor allem in seinem Utopie-Begriff, stark von Gustav Landauer beeinflusst, und legt dar, dass Landauer vielmehr die Relevanz des Utopie-Begriffs verneint hat. Die Affinität Landauers und des frühen Bloch erkläre sich stattdessen aus einer ähnlichen Intention: die beiden Denker suchten nämlich die Ideologie des Völkischen, die um 1900 in voller Entwicklung stand, für die Linke fruchtbar zu machen. Pelletier erläutert diesen für den Utopie-Begriff des jungen Bloch entscheidenden Impuls und arbeitet die tatsächlichen Themen heraus, über die Landauer und der frühe Bloch zweifellos diskutiert hätten, wenn eine solche Debatte stattgefunden hätte. Um ein weiteres komplexes Verhältnis, nämlich das von Ernst Bloch und Martin Heidegger, geht es im Folgenden. Hier prallt ein metaphysisches Identitätssystem auf ein antimetaphysisches Denken der Differenz, stellt Hans-Ulrich Fechler fest und zeigt die Unterschiede zwischen beiden Philosophien in besonders markanter Weise an der Bedeutung, die sie dem Tod beilegen. Mit dem Blochschen Konzept einer „Naturutopie“, die zwischen Mensch und Natur vermittelt, setzt sich Monika Schmitz-Emans auseinander. Ernst Blochs Terminus der „Realchiffer“, der analoge menschliche und Natur-Figurationen bezeichnet, findet sich auch wieder im Werk des ihm nahe stehenden Künstlers Carlfriedrich Claus. Den gewohnten Schlusspunkt setzen die Fortsetzung der Karola-Bloch-Bibliographie von Welf Schröter und die von Karlheinz Weigand erstellten Bibliographischen Mitteilungen aus dem Ernst-Bloch-Archiv.