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Erscheint vorauss. 4. Februar 2025
  • Broschiertes Buch

An intimate and powerful rumination on American gun violence by Paul Auster, one of our greatest living writers and “genuine American original” (The Boston Globe), in an unforgettable collaboration with photographer Spencer Ostrander Like most American boys of his generation, Paul Auster grew up playing with toy six-shooters and mimicking the gun-slinging cowboys in B Westerns. A skilled marksman by the age of ten, he also lived through the traumatic aftermath of the murder of his grandfather by his grandmother when his father was a child and knows, through firsthand experience, how families…mehr

Produktbeschreibung
An intimate and powerful rumination on American gun violence by Paul Auster, one of our greatest living writers and “genuine American original” (The Boston Globe), in an unforgettable collaboration with photographer Spencer Ostrander Like most American boys of his generation, Paul Auster grew up playing with toy six-shooters and mimicking the gun-slinging cowboys in B Westerns. A skilled marksman by the age of ten, he also lived through the traumatic aftermath of the murder of his grandfather by his grandmother when his father was a child and knows, through firsthand experience, how families can be wrecked by a single act of gun violence. In this short, searing book, Auster traces centuries of America’s use and abuse of guns, from the violent displacement of the native population to the forced enslavement of millions, to the bitter divide between embattled gun control and anti-gun control camps that has developed over the past 50 years and the mass shootings that dominate the news today. Since 1968, more than one and a half million Americans have been killed by guns. The numbers are so large, so catastrophic, so disproportionate to what goes on elsewhere, that one must ask why. Why is America so different—and why are we the most violent country in the Western world? Interwoven with Spencer Ostrander’s haunting photographs of the sites of more than thirty mass shootings in all parts of the country, Bloodbath Nation presents a succinct but thorough examination of America at a crossroads, and asks the central, burning question of our moment: What kind of society do we want to live in? A portion of proceeds from this book will be donated to the Violence Policy Center, a nonprofit organization working to stop gun death and injury through research, education, and advocacy.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
SPENCER OSTRANDER was born in Seattle in 1984 and has lived in New York City for the past two decades. He has done extensive work in all forms of photography and has recently completed two other book projects: Long Live King Kobe with text by Paul Auster and Times Square in the Rain.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.03.2024

Kein Volltreffer von Paul Auster
In seinem Essayband „Bloodbath Nation“ versucht der Schriftsteller verzweifelt,
Amerikas Obsession mit Schusswaffen zu verstehen.
Am 23. Januar 1919 erschoss Paul Austers Großmutter seinen Großvater. Sie nahm nicht nur ihm das Leben, sie versehrte auch das ihrer vier Söhne, von denen einer, er war neun Jahre alt, den Mord mit ansah. Sie mussten von da an mit dem Wissen davon leben, was ihre Mutter getan hatte. „Auslöser für das alles war die Pistole.“ Warum die USA ihren ungezügelten Waffenwahn nicht in den Griff bekommen, warum selbst Amokläufe mit Dutzenden Toten, besonders oft an Schulen, folgenlos bleiben, ist seit Jahrzehnten eines der größten Rätsel dieses Landes. In „Bloodbath Nation“, dem schmalen Buch, von dem der an Krebs erkrankte, 77-jährige Paul Auster sagt, es könne sein letztes sein, nimmt er sich vor, es zu lösen.
Er nähert sich dem Thema über verschiedene Pfade. Einer ist seine Biografie. Er erzählt von den Nachmittagen mit Western-Trash vor dem Schwarz-Weiß-Fernseher, von seiner erstaunlichen Treffsicherheit beim Tontaubenschießen mit einem Freund. Und von seinen Begegnungen mit zwei Rednecks, mit denen er auf einem Esso-Tanker als Matrose arbeitete. Beider Leben waren auf unterschiedliche Weise vom Schießen gezeichnet.
Die unspektakulären Anekdoten sollen darstellen, wie tief der Waffenkult den amerikanischen Alltag durchdringt. Und sie sollen die vielen nackten Zahlen, die er über sein Buch gestreut hat, um die Erfahrungen konkreter Menschen ergänzen. Amerikaner haben eine 25-mal größere Chance, angeschossen zu werden, als die Bürger vergleichbarer Länder. Amerikaner besitzen fast 400 Millionen Schusswaffen, mehr als eine Waffe also pro Mann, Frau und Kind. 40 000 Menschen sterben jährlich durch Kugeln, 80 000 werden verletzt. Auster vergleicht die Schusswaffen mit der anderen tragenden Säule des nationalen Mythos: den Autos. Während diese seit ihrer Erfindung durch kontinuierlich verschärfte Gesetze immer sicherer wurden, hat die Politik den Besitz von Waffen liberalisiert. Ob Asbest, Tabak oder Spraydosen: War die Gefährdung der öffentlichen Gesundheit offenkundig genug, griff der Staat ein. Nur bei den Waffen nicht. Warum also, fragt er, ist „Amerika so anders – und was macht es zum gewalttätigsten Land der westlichen Welt?“
Um das zu beantworten, durchsucht Auster nun die Geschichte und findet – nicht als Erster – eine amerikanische Besonderheit: Während die europäischen Staaten auf das Gewaltmonopol von Polizei und Armee pochten, wurden die Amerikaner immer wieder ermutigt, sich in bewaffneten Milizen selbst an der gewaltsamen Durchsetzung staatlicher Ziele zu beteiligen – etwa bei der Vertreibung der Native Americans, und als es darum ging, entflohene Sklaven einzufangen.
Andererseits, und das ist nur eine der vielen Wendungen, die Auster in seinem mäandernden, nie ganz durchdacht wirkenden Buch vollführt, war der Waffenbesitz, wie er schreibt, über lange Zeit vergleichsweise streng reglementiert. Selbst im Wilden Westen ging es „wesentlich zivilisierter, friedlicher und sicherer zu als im Amerika heutiger Tage“, zitiert Auster den Historiker Eugene Hollon.
Vielleicht, so nun Austers Hoffnung, offenbaren die grausamen Amokläufe selbst etwas über Amerikas pathologischen Waffenkult. Doch die Biografien und die Manifeste der Täter helfen nicht weiter. Ja, sie sind einsam, ja sie versteigen sich in die Tunnel der sozialen Medien. Aber warum müssen sie töten? Auch die vielen im Buch gezeigten Fotos, die Spencer Ostrander, Austers Schwiegersohn, an den heute verwaisten Schauplätzen der mass shootings gemacht hat, erklären nichts.
Ausgerechnet dem Amoklauf räumt Auster am meisten Platz ein, der das alte Argument des Waffenvereins National Rifle Association (NRA) bestätigt – dass das Einzige, was einen Bösen mit einer Schusswaffe stoppen kann, ein Guter mit einer Schusswaffe sei. Der Mann, der am 5. November 2017 in der First Baptist Church in Sutherland Springs, Texas, 25 Menschen tötete, hätte noch weiter gemordet, hätte ihn nicht ein Anwohner und früherer Schießausbilder mit seiner AR-15 gestoppt. Doch was will Auster damit sagen?
Und was mit seiner Behauptung, es seien die linksextremen Black Panthers gewesen, die die heute von rechten Weißen getragene Waffenbewegung losgetreten hätten? Kaliforniens damaliger Gouverneur Ronald Reagan propagierte ein Waffenkontrollgesetz, das die Panther als Versuch verstanden, die schwarze Bürgerrechtsbewegung zu stoppen. Behängt mit – legalen – Waffen stürmten sie ins Kapitol von Sacramento. Es folgte der Aufstieg der NRA.
Obwohl er zuvor dargelegt hat, dass Gewalt fester Bestandteil der amerikanischen DNA sei, überrascht er im letzten Kapitel mit einem anderen Argument. Nicht Amerikas Gewalttradition sei das Problem, sondern der leichte Zugang zu Waffen: „Waffenbesitzer töten, weil sie eine Waffe besitzen, und Selbstmörder erschießen sich, weil sie eine Waffe besitzen“. Doch von der naheliegenden Konsequenz, restriktivere Gesetze, hält Auster nichts. Während der Prohibition hätten die Amerikaner ja auch nicht weniger, sondern mehr Alkohol getrunken. „Frieden wird es erst geben, wenn beide Seiten ihn wollen“ und wenn wir uns „aufrichtig mit der schmerzhaften Frage befassen, wer wir sind und wer wir als Volk in Zukunft sein wollen.“ Damit verlegt er die Lösung des Problems ins Utopische.
Als Manifest ist Austers Buch zu unentschieden, als Mentalitätsgeschichte zu oberflächlich. Am Ende sind Autor und Leser ratlos wie zuvor.
JÖRG HÄNTZSCHEL
Von der naheliegenden
Konsequenz – restriktivere
Gesetze – hält er nichts
Supermarkt King Soopers in Boulder, Colorado. Auf dem Parkplatz erschoss der 21 Jahre alte Ahmad Al Aliwi Al-Issa zehn Menschen.
Foto: Spencer Ostrander
Paul Auster:
Bloodbath Nation.
Mit Fotos von
Spencer Ostrander.
Rowohlt Verlag,
Hamburg 2024.
192 Seiten, 26 Euro.
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