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Wie behindertenfreundlich ist Deutschland? Ein Praxistest
»Sie parken auf einem Behindertenparkplatz!« »Ich hab ja auch keine Beine.«
Wie rollt es sich eigentlich durch Deutschland, wenn man keine Beine hat? In seinem zweiten Buch nimmt Florian Sitzmann die Leserinnen und Leser mit in seine Welt und lässt sie miterleben, was es heißt, als Mensch mit Handicap seinen Mann zu stehen - pardon: zu rollen ...
In seinen Geschichten erzählt er von Freundschaft und Vatersein, von Glück und Unglück, Vertrauen und Misstrauen und vielen Dingen mehr, die ihm wichtig sind. Dies geschieht mal
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Produktbeschreibung
Wie behindertenfreundlich ist Deutschland? Ein Praxistest

»Sie parken auf einem Behindertenparkplatz!«
»Ich hab ja auch keine Beine.«

Wie rollt es sich eigentlich durch Deutschland, wenn man keine Beine hat? In seinem zweiten Buch nimmt Florian Sitzmann die Leserinnen und Leser mit in seine Welt und lässt sie miterleben, was es heißt, als Mensch mit Handicap seinen Mann zu stehen - pardon: zu rollen ...

In seinen Geschichten erzählt er von Freundschaft und Vatersein, von Glück und Unglück, Vertrauen und Misstrauen und vielen Dingen mehr, die ihm wichtig sind. Dies geschieht mal heiter, mal nachdenklich, bisweilen aber auch kritisch und voller Skepsis. Sitzmanns Suche nach Alltagshelden ist getrieben von dem Wunsch, Menschen in schweren Lebenslagen Mut zu machen und zu bestärken: Bitte niemals aufgeben!

Ein kämpferisches Buch gegen Klischees und für eine etwas andere Form der Barrierefreiheit!

Das frech-witzige Mutmachbuch auf der Suche nach Alltagshelden!
Autorenporträt
Florian Sitzmann, geb. 1976, hat nach einem schweren Motorrad-Unfall 1992 beide Beine verloren. 1999 schloss er eine kaufmännische Ausbildung ab. Im Jahr 2002 startete er eine international erfolgreiche Karriere als Leistungssportler im Handbiken. Seine positive Art, seinen Lebenswillen und seine Lebenserfahrung versucht er in verschiedenen Projekten an Menschen weiterzugeben, die sich in ähnlich schwierigen Lebenslagen befinden. Aus diesen Projekten entsteht eine immer größer werdende Vernetzung mit Gleichgesinnten, die wie Florian Sitzmann etwas bewegen wollen. Einer seiner Wegbegleiter ist Xavier Naidoo.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.01.2013

Vom Rollstuhl aus besehen
Florian Sitzmann hat ein neues Buch geschrieben

h.r. DARMSTADT. Florian Sitzmann ist ein humorvoller Mensch, der Sprachspiele liebt. Deshalb hat er 2009 sein erstes Buch "Der halbe Mann" benannt und seinem jetzt erschienenen zweiten Werk den Titel "Bloß keine halben Sachen" gegeben. Ein halber Mann, der keine halben Sachen mag - verstehen kann man die Aussagen nur, wenn man weiß, dass der Darmstädter Sitzmann seit 1992 keine Beine mehr hat. Seine Geschichte ist die Geschichte eines Verkehrsunfalls, der den damals 15 Jahre alten, 2,04 Meter großen Schüler halbiert und in den Rollstuhl gebracht hat. Inzwischen dürfte Sitzmann neben Wolfgang Schäuble einer der bekanntesten Rollstuhlfahrer der Republik sein. Die Zahl der Talkshows und Lesungen, an denen er nach dem Erscheinen des "Halben Manns" teilgenommen hat, zählt er längst nicht mehr. Diese Woche ist er abermals im ZDF zu Gast bei Markus Lanz.

War der "Halbe Mann" die Aufarbeitung des Unfalls als eine Erzählung vom erfolgreichen Kampf zurück ins Leben, so ist "Bloß keine halben Sachen" der Erlebnis- und Erfahrungsbericht eines Menschen, der seit 20 Jahren mit seiner Behinderung in Deutschland unterwegs ist. Für jeden Leser, der sich zu den "Gesunden" zählt, stellt die Lektüre das Angebot dar, an einer Reise in eine "Parallelwelt" teilzunehmen. Sitzmann hat die Route klar gegliedert, die Abstecher führen in die Welt des Wohnens und der Arbeit, in den Urlaub, die Natur, zum Sport, zur Liebe und zu den Kindern - um nur eine Auswahl der 14 Kapitel zu benennen. Alles, was der 36 Jahre alte Autor erzählt, schöpft er aus dem eigenen Erleben. Es sind Berichte über die "kleinen Macken und großen Mängel", mit denen Rollstuhlfahrer zu kämpfen haben. Nicht allein handelt es sich dabei um technische Barrieren wie Treppenabsätze zur Toilette und schlecht ausgeschilderte Behindertenparkplätze.

Was Sitzmann immer wieder in den vergangenen zwei Jahrzehnten festgestellt hat und in seinem neuen Buch ausführlich beschreibt, sind Probleme, die sich auf Wahrnehmung und Verständigung beziehen. "Die Kommunikation zwischen Menschen mit und ohne Handicap ist nicht so ohne weiteres barrierefrei." Das hat er nach seinem Unfall und seiner Genesung beim Kauf eines viel zu großen Rollstuhls erfahren, auf dem er wie auf einer "Parkbank" gesessen habe, oder als er Menschen nach einer Arbeitsberatung begegnet ist, die das Gleiche hinter sich hatten und "die kurz davor standen, aus dem Fenster zu springen".

Derartige Schilderungen haben bei Sitzmann nie einen anklagenden Ton, vielmehr sind es emphatische Analysen, verbunden mit klugen Vorschlägen wie etwa dem, Behinderte bei ihrer Berufswahl nur von Menschen mit Handicap beraten zu lassen, "da die genau wissen, wie es sich anfühlt, wenn man an seinem eigenen Nutzen und Können zweifelt, weil der Körper nicht der Norm entspricht". Er selbst habe dieses Gefühl überwunden. Deshalb sei er auch in seinem zweiten Buch in der Lage, die entscheidenden Kommunikationsbarrieren offen und unumwunden anzusprechen. Etwa die gängigen Vorurteile in Fragen der Liebe. Die Vorstellung, Behinderte seien nicht mehr begehrenswert, bezeichnet Sitzmann schlicht als "Schwachsinn". Liebe und Anziehung seien hochkomplexe und vielfältige Gefühle. "Es gibt sogar nichtbehinderte Menschen, die sich gerade von Menschen mit Behinderungen angezogen fühlen." Auch in solchen Beziehungsfragen weiß der Autor, wovon er spricht: Er ist Vater einer kleinen Tochter, die er mit aufzieht, und lebt mit seiner Partnerin zusammen.

Sitzmann hat inzwischen seine Berufung als "Brückenbauer" gefunden. Ob Bücher schreiben, auf Lesungen gehen, Vorträge halten oder in Talkshows diskutieren. All dies versteht er als Beitrag zur Integration: "Die beginnt für mich da, wo jemand sich traut zu fragen und jemand offen und gerne antwortet." Sein Traum von Gleichbehandlung ist eine Welt, in der man "in der Öffentlichkeit nicht mehr als Zirkusfigur bestaunt wird, bloß weil dir zwei Beine fehlen und du irgendeinen anderen körperlichen ,Makel' hast". Zumindest bei den Kindern sieht er dieses Ziel schon erreicht. Die waren mit ihren direkten und unverblümten Fragen ("Wo sind denn deine Beine jetzt?") sein erstes "Trainingslager" und sie sind bis heute für ihn weiterhin Türöffner in die deutlich reserviertere Erwachsenenwelt. Dort gebe es nach wie vor viele Berührungsängste. "Aber das Letzte, was ein Mensch mit Behinderung will, ist Mitleid."

Immerhin, Rollstuhlfahrer Sitzmann ist längst so populär, dass er sich ernsthaft Gedanken um Fan-Artikel macht. Danach werde er häufig gefragt. Und da er auch in wirtschaftlichen Fragen ein "normaler" Mensch sei, werde er demnächst ein T-Shirt entwerfen. Abgelehnt hat er hingegen den Vorschlag, in die Politik zu gehen. Voriges Jahr habe es von einer Darmstädter Partei die Offerte gegeben, ihn als Bundestagskandidaten in Erwägung zu ziehen. "Aber ich will mich nicht an eine Partei binden, und den ganzen Tag in Plenarsitzung sitzen, das will ich auch nicht." Ganz im Gegenteil, Sitzmann, der 2003 Deutscher Meister im Handybike-Einzelfahren wurde, möchte dem Sport künftig wieder mehr Zeit widmen. Ein neues Handybike hat er schon bestellt: "Ein reines Renngerät aus Amerika", sagt der Mann lächelnd, der den "Normalen" in seinem Buch sportlich zuruft, unbefangen Fragen zu stellen, und allen seinen Schicksalsgenossen rät, "Hindernisse nicht als Bürde zu begreifen, sondern als Chance".

"Bloß keine halben Sachen. Deutschland - ein Rollstuhlmärchen" ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen, hat 192 Seiten und kostet 17,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Sitzmann will, dass es keinen Unterschied macht, ob jemand ein Handicap hat oder nicht." Anna Seegers, Evangelische Sonntagszeitung