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58 Gedichte (darunter sechs Übersetzungen) enthielt ihr handschriftlich überliefertes Album mit dem Titel »Blütenlese«, als Selma Meerbaum-Eisinger am 16. Dezember 1942 mit achtzehn Jahren am Flecktyphus im Arbeitslager Michailowka am Bug starb, wohin sie mit ihrer Familie und einem Großteil der jüdischen Bevölkerung ihrer Heimatstadt Czernowitz im Zuge der Räumung des Ghettos im Juni 1942 deportiert worden war. Als Dokument für das Verbrechen der Shoa bezeugen diese Gedichte dennoch die Unauslöschlichkeit eines Individuums, sind frühe Werke einer offenkundig zur Dichtung Begabten. Neu ediert…mehr

Produktbeschreibung
58 Gedichte (darunter sechs Übersetzungen) enthielt ihr handschriftlich überliefertes Album mit dem Titel »Blütenlese«, als Selma Meerbaum-Eisinger am 16. Dezember 1942 mit achtzehn Jahren am Flecktyphus im Arbeitslager Michailowka am Bug starb, wohin sie mit ihrer Familie und einem Großteil der jüdischen Bevölkerung ihrer Heimatstadt Czernowitz im Zuge der Räumung des Ghettos im Juni 1942 deportiert worden war. Als Dokument für das Verbrechen der Shoa bezeugen diese Gedichte dennoch die Unauslöschlichkeit eines Individuums, sind frühe Werke einer offenkundig zur Dichtung Begabten. Neu ediert nach der Tel Aviver Ausgabe und mit einem ausführlichen Nachwort versehen von Markus May, der das Werk u.a. in den Kontext der Lyrik der Bukowina stellt.
Autorenporträt
Dr. Markus May, Akademischer Rat am Department Germanistik, Komparatistik, Nordistik, Deutsch als Fremdsprache der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Selma Meerbaum-Eisinger wurde 1924 in Czernowitz (Bukowina) geboren. Im jüdischen Geburtsregister ist ihr Name mit Selma Merbaum zu finden. Ab 1939 begann sie, eigene Gedichte zu schreiben und aus dem Französischen, Rumänischen und Jiddischen zu übersetzen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in das 1940 von Rumänien an die Sowjetunion abgetretene Czernowitz im Juli 1941 wurde die Familie gezwungen, im Ghetto der Stadt zu leben. Auf wundersame Weise gelang es Selma, das handschriftliche Album mit dem Titel "Blütenlese" einer Freundin zuzuspielen, bevor sie 1942 in das Arbeitslager Michailowska in der Ukraine deportiert wurde. Hier starb sie am 16. Dezember 1942 an Typhus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2013

Poesie als Überleben

Paul Celan wollte mit der "Todesfuge" nicht zuletzt seiner Großcousine Selma Meerbaum-Eisinger "ein Denkmal" setzen. Knapp vier Jahre nach ihm geboren, stammte auch sie aus Czernowitz, starb aber schon 1942 achtzehnjährig im Arbeitslager Michailowka am Flecktyphus. Von ihr blieben nichts als 52 eigene und sechs übersetzte Gedichte, die 1979 an der Universität Tel Aviv erstmals publiziert wurden. Ulla Hahn stellte eines dieser vergessenen Stücke in der "Frankfurter Anthologie" vor, jetzt sind sie glücklicherweise alle greifbar. Reclams Kanon ist dafür der geeignete Ort, denn Qualität und Entstehungskontext empfehlen ihre weite Verbreitung bis in unsere Schulen. Der sorgfältig komponierte Zyklus handverlesener, höchst melodischer Stücke entstand seit Mai 1939. Das Album wurde wohl kurz vor der Deportation im Juni 1942 in sichere Hände übergeben. Ein Jahr früher, am Tag nach der Besetzung von Czernowitz durch die SS, durchbrach Selma Meerbaum im Gedicht "Poem" die sonst so streng gewahrten lyrischen Formen, um metrisch gehetzt auszudrücken, was auf sie alle zukam: "Die Straße ist hell. / Dann ... / Sie kommen dann / und würgen mich. / Mich und dich / tot." Der letzte Text, überschrieben mit "Tragik" und datiert auf den 23. Dezember 1941, endet bereits nach einer ersten Strophe über die Vergänglichkeit mit dem Gedanken, "daß man wie Rauch ins Nichts verfließt". Darunter schreibt die junge Dichterin mit einem roten Stift: "Ich habe keine Zeit gehabt zuendezuschreiben". Ihre Texte werden nicht verfließen, sie bleiben ein wichtiges literarisches Denkmal. (Selma Meerbaum-Eisinger: "Blütenlese". Gedichte. Hrsg. von Markus May. Reclam Verlag, Stuttgart 2013. 136 S., br., 4,- [Euro].)

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