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Blau. Die Geschichte einer Obsession.
Die Geschichte einer tragischen Liebe. Denn er, der Prinz des Blauen, hat sie verlassen. Also gibt sie sich mit ganzer Kraft dem hin, was von ihm übrig ist: dem Blau. Maggie Nelson kennt all seine Schattierungen und Geheimnisse - stolz hütet sie ihre Sammlung blauer Objekte -, und sie kennt alle Künstler, die dem Blau verfallen waren: ob Joni Mitchell, Billie Holiday oder Yves Klein. Aber zugleich nutzt sie die Farbe, um sich selbst zu erkunden. Kaum jemand hat seinen Schmerz auf so poetische, inspirierende Weise seziert, wie Maggie Nelson es tut - eine…mehr

Produktbeschreibung
Blau. Die Geschichte einer Obsession.

Die Geschichte einer tragischen Liebe. Denn er, der Prinz des Blauen, hat sie verlassen. Also gibt sie sich mit ganzer Kraft dem hin, was von ihm übrig ist: dem Blau. Maggie Nelson kennt all seine Schattierungen und Geheimnisse - stolz hütet sie ihre Sammlung blauer Objekte -, und sie kennt alle Künstler, die dem Blau verfallen waren: ob Joni Mitchell, Billie Holiday oder Yves Klein. Aber zugleich nutzt sie die Farbe, um sich selbst zu erkunden. Kaum jemand hat seinen Schmerz auf so poetische, inspirierende Weise seziert, wie Maggie Nelson es tut - eine lyrische, philosophische und sehr persönliche Erkundung der eigenen Leidensfähigkeit.
Autorenporträt
Maggie Nelson, geboren 1973, ist Dichterin, Kritikerin und Essayistin. Sie unterrichtet an der University of Southern California und lebt mit ihrer Familie in Los Angeles. 2016 erhielt Maggie Nelson den MacArthur 'Genius' Award. 2017 erschien in deutscher Übersetzung 'Die Argonauten', für das sie mit dem National Book Critics Circle Award ausgezeichnet wurde. Zuletzt erschien 'Kunst und Grausamkeit'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2018

10. Sex mit dir und die Farbe Blau

Als ich dieses Buch zum ersten Mal gelesen habe, musste ich es plötzlich zuklappen. Das war mir noch nie passiert. Oder jedenfalls nicht aus demselben Grund. Man hört auf, Bücher zu lesen, weil sie langweilig oder doof sind. Maggie Nelsons Sätze aber fand ich zu schön, um sie einfach alle auf einmal wegzulesen. Ich war im Schwimmbad und stellte mir vor, wie mich diese Sätze abends im Bett glücklich machen könnten. Oder in einem verspäteten Zug. Oder sogar beim Vorlesen, mit jemandem zusammen. In den folgenden Tagen habe ich tatsächlich die Seiten streng rationiert. Es sind leider nicht besonders viele, nur 112. Was an ihnen so toll ist?

Sie handeln von einer gescheiterten Liebe und von der Farbe Blau. "Würde ich heute auf meinem Sterbebett liegen", schreibt die amerikanische Autorin Maggie Nelson, "würde ich meine Liebe für die Farbe Blau und Sex mit dir die zwei süßesten Sinneserfahrungen nennen, die ich auf der Erde gekannt habe." Damit wären wir bei Nelsons besonderer Art zu schreiben. Es heißt "Sex mit dir", wie in einem Brief oder einer Beichte an die geliebte Person. Jedes Geständnis ist im Buch ein Abschnitt, der eine Nummer trägt. Wer manchmal religiöse Literatur liest, kennt diese Form. Im Katechismus sind Fragen und Antworten oft durchnumeriert. Bei Maggie Nelson gibt es 240 Antworten auf eine Frage. Sie lautet: Warum lieben wir, was wir lieben?

Maggie Nelson lässt viele zu Wort kommen, wie bereits in ihrem großartigen Buch "Die Argonauten", das zuletzt auf Deutsch erschien. Sie erzählt Trauriges, Lustiges, Schönes und Abseitiges. Goethe und seine Farbenlehre sind natürlich dabei, die Philosophin Simone Weil oder die Malerin Joan Mitchell. Es geht um die Stimmung, die im Englischen "feeling blue" heißt, oder um Biologen, mit denen sie sich über Tiere unterhält, die der Farbe Blau komplett verfallen sind, wie etwa der Laubenvogel. Er schmückt sein Nest mit blauen Fundstücken. Nelson schreibt: "Wenn ich Fotos von diesen blauen Laubenvögeln sehe, fühle ich so viel Verlangen, dass ich mich frage, ob ich vielleicht in die falsche Spezies hineingeboren wurde."

Jetzt aber zum großen Kunststück dieses Buchs: Maggie Nelson schreibt Sätze, die auch dann wahr bleiben, wenn man selbst nicht von Blau besessen ist. Über den Ozean hält sie fest, dass sein Blau "mein Leben außergewöhnlich macht, einfach nur weil ich es gesehen habe. Solche schönen Dinge gesehen zu haben. Sich in ihrer Mitte zu befinden. Ohne jede Wahl." Dinge, die das Leben außergewöhnlich machen, nur weil man sie gesehen hat. Das Glücksgefühl kenne ich, ohne einen Satz dafür gehabt zu haben. Jetzt gibt es ihn. Danke, Maggie Nelson, das Buch werde ich Weihnachten sehr häufig verschenken.

Julia Voss

Maggie Nelson: "Bluets". Aus dem Englischen von Jan Wilm. Hanser Berlin, 112 Seiten, 17 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Rezensentin Gisa Funck erinnern Maggie Nelsons Grübeleien, Szenen und Mini-Essays über die Farbe Blau und das Begehren mal an Yves Klein, mal an die Poststrukturalisten, mal an feministische Tumblr-Einträge. Jan Wilms elegante Übersetzung sorgt mit dafür, dass Funck die feuilletonistischen Texte genießen kann, die sie als Vorgeschichte zu Nelsons Erfolgsbuch "Die Argonauten" liest. Hier wie dort erkundet die Autorin die Grenzen des Sagbaren, erklärt Funck. Diesmal scheint ihr die Textur allerdings feiner gesponnen.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Form erinnert an Susan Sontag oder Roland Barthes, der Inhalt ist wie nichts, was man jemals gelesen hat. ... 'Bluets' ist eines der ungewöhnlichsten Bücher des letzten Jahres: Eine mitreißende Kritik der reinen Sinnlichkeit einerseits. Andererseits sucht das Buch aufrichtig Sinn und Trost in Zeiten unkontrollierbarer Gefühle und tiefer Untröstlichkeit. Es ist ein hervorragender Einstieg in das Werk dieser besonderen Autorin, die in ihrer Heimat längst als literarische Ausnahmeerscheinung gilt." Meredith Haaf, Süddeutsche Zeitung, 09.01.2019

"Maggie Nelson forscht nicht systematisch, sondern geht nur von ihrem persönlichen Erleben aus. Das wirkt ansteckend." Claudia Ingenhoven, kulturradio rbb, 11.09.18

"Nelson bringt, wie die Farbe blau selbst, mit ihrem literarischen Kunststück die Sinne zum Sirren." Ingrid Mylo, Badische Zeitung, 25.08.18