Tschou Schian lebt nur für seinen Garten. Er liebt seine Blumen, alle Blumen. Findet er eine neue, muss er sie haben. Tschou Schian hat dazu noch einen echt grünen Daumen, selbst Stecklinge wachsen bei ihm alle an. Tschou leidet mit jeder geknickten Blüte, mit jeden abgerissenen Ast schier
körperlich mit. „Jeder Zweig in Menschenhand ist dem Baume verloren; wäre es nicht besser, hn wachsen zu…mehrTschou Schian lebt nur für seinen Garten. Er liebt seine Blumen, alle Blumen. Findet er eine neue, muss er sie haben. Tschou Schian hat dazu noch einen echt grünen Daumen, selbst Stecklinge wachsen bei ihm alle an. Tschou leidet mit jeder geknickten Blüte, mit jeden abgerissenen Ast schier körperlich mit. „Jeder Zweig in Menschenhand ist dem Baume verloren; wäre es nicht besser, hn wachsen zu lassen und Jahr um Jahr zu betrachten?“ (S. 18).
Aus Angst, jemand könnte seinen Blumen weh tun, verweigert er auch konsequent, dass jemand seinen Garten betreten darf. Der reiche Djang We hat von diesem berühmten Garten gehört und verschafft sich mit seinen Kumpanen gewaltsam Zutritt. Als Tschou Schian sich weigert, seinen Garten zu verkaufen, schlägt Djang We allen Blumen die Köpfe ab. Tschou Schian ist am Boden zerstört, aber ein Blumengeist lässt alle Blüten wieder anwachsen, schöner als zuvor. Damit ist Tschou Schian aber vom Regen in die Traufe gekommen, den nun klagt ihn Djang We der Hexerei an, und darauf steht die Todesstrafe.
Ja, ich leide mit Tschou Schian. Ich kann auch keine Blumen abschneiden und mag Schnittblumen daher gar nicht. Ich will Samentütchen oder richtige Pflanzen mit Wurzeln. Die vermehren sich dann wie wild und ich suche verzweifelt nach einem Guten Zuhause für den Pflanzennachwuchs. Solche Menschen gibt es, die Blumen über alles lieben und es gibt so gemeine Menschen, die Blumen weh tun.
Ein schönes Märchen, wenn auch recht kurz. Diese 80 Seiten in gefühlter Schriftgröße 14 sind eigentlich Teil einer größeren Sammlung namens KIN-KU-KI-KUAN und es ist mir schleierhaft, warum die Geschichte aus der Ming Zeit aus der Sammlung gerissen und einzeln angeboten wird, satt der vollständigen Novellensammlung. Diese 80 Seiten sind eher eine Leseprobe, eine Zugabe zu einer schönen großen Pflanze, die man einem Blumenliebhaber schenkt, aber weniger ein wirklich eigenständiges Buch. Die Bezeichnung Geschenkbüchlein trifft es wohl am ehesten.