Josef Jedlicka, geboren 1927, lebte seit Ende der sechziger Jahre in München und kehrte in seinem Todesjahr 1990 zurück nach Prag. Im gleichen Jahr erschien auch sein literarisches Hauptwerk "Blut ist kein Wasser", eine Familienchronik, komponiert wie ein musikalisches Werk mit wiederkehrenden Motiven und Variationen über ein Thema. Verfolgt werden die Schicksale der einzelnen Personen - Tschechen und Deutsche, die im südlichen Mähren zusammenleben - von den vierziger Jahren des 19. bis in die vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Nationale Fragen, Glaubensfragen, politische Fragen - scharfsinnig verbindet Jedlicka die Themen in seinem Roman, erzählt ironisch und mit hintergründigem Witz. "Blut ist kein Wasser" ist die deutsche Erstübersetzung.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Karl-Markus Gauß bespricht Josef Jedlickas "monumentalen Roman", dessen Erscheinen der Autor nicht mehr miterleben konnte. Jedlicka, einer der großen tschechischen Autoren, sei wie viele seiner Generation durch politische Unterdrückung und Exil geprägt, und habe versucht, vor allem mit theoretischen Texten ein Fundament für ein neues Nationalbewusstsein der Tschechen zu begründen. Auch dieser Roman sei als Teil dieses Fundaments zu betrachten, da das, was vorgeblich eine Familienchronik sei, letztlich vielmehr eine "Kulturgeschichte" über 100 Jahre tschechischen Bürgertums darstelle. Das Bemerkenswerte daran ist, so der Rezensent, dass Jedlicka, der die Familie durchaus als einziges Element mit Bestand in unruhigen Zeiten darstellt, nicht schlicht den Einfluss der großen Geschichte auf die Familie nachzeichne, sondern vielmehr aufzeige, welchen Einfluss auch die alltäglichen Dinge und Handlungen und Beziehungen innerhalb der Familie auf die Geschichte haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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