Im Sommer 1998 begibt sich Walter Kirn, ein vielversprechender junger Romanautor, auf eine ungewöhnliche Reise: Er bringt einen behinderten Jagdhund von Montana nach Manhattan - in das Apartment von Clark Rockefeller, einem Finanzinvestor und Kunstsammler, der den Hund via Internet adoptiert hat. So beginnt eine fünfzehn Jahre währende Beziehung, die Kirn immer tiefer in die bizarre Welt eines absonderlichen Multimillionärs hineinzieht, der sich am Ende als Hochstapler, Kidnapper und eiskalter Mörder erweist.
Denn Clark Rockefeller ist in Wahrheit weder ein Rockefeller noch ein Freund. Er ist Christian Gerhartsreiter, ein Psychopath, der seine ganze Umgebung, seine eigene Ehefrau und auch sich selbst in einem Netz aus Lügen gefangen hält. Während Kirn eine zweite Reise antritt in die Abgründe der menschlichen Seele, entdeckt er nicht nur einen Mann, den er kaum kannte - einen echten Mr. Ripley und Zombie-Gatsby, der sich mit Mord und Maskerade seine eigene Realität erschaffen hat. Er entdeckt auch, wer auf der Liste seiner zukünftigen Opfer weit oben stand: Er selbst.
Denn Clark Rockefeller ist in Wahrheit weder ein Rockefeller noch ein Freund. Er ist Christian Gerhartsreiter, ein Psychopath, der seine ganze Umgebung, seine eigene Ehefrau und auch sich selbst in einem Netz aus Lügen gefangen hält. Während Kirn eine zweite Reise antritt in die Abgründe der menschlichen Seele, entdeckt er nicht nur einen Mann, den er kaum kannte - einen echten Mr. Ripley und Zombie-Gatsby, der sich mit Mord und Maskerade seine eigene Realität erschaffen hat. Er entdeckt auch, wer auf der Liste seiner zukünftigen Opfer weit oben stand: Er selbst.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Verrückte Story, meint Peter Praschl angesichts von Walter Kirns Versuch, einem Betrug aufzuarbeiten, dem er über 10 Jahre hinweg aufgesessen ist. Der Schriftsteller glaubte, einen Rockefeller als Freund zu haben. Stattdessen handelte es sich um einen Hochstapler und Mörder. Wie Kirn den Gang der Selbstanalyse und Selbsterkenntnis darstellt, fasziniert Praschl sichtbar. Zumal es dem Autor laut Rezensent gelingt, die Manöver des Verführens für den Leser nachvollziehbar zu machen und gar eine dämonische Seelnverwandtschaft zwischen sich und dem Mörder und Betrüger anzudeuten. Verwirrt hat Praschl der Umstand, dass er als Leser am Ende nicht mehr weiß, wer hier gewinnt: der Verführte mit seiner Aufarbeitung oder der Verführer, der nun eine tolle Story bekommen hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2014Gatsby, der Ripper
Die irrste Hochstaplergeschichte der Welt: Ein junger Bayer zieht nach Amerika, wird ein Rockefeller und ein Mörder. Jetzt hat sein Freund, der Schriftsteller Walter Kirn, den Fall aufgeschrieben: Über unsere Eitelkeit, unsere Liebe zur Täuschung und unseren Wunsch, das eigene Leben wie einen Roman zu schreiben
Er nennt ihn immer noch Clark. Das ist ja auch der Name, unter dem Walter Kirn seinen Freund kennengelernt hat: Clark Rockefeller. Wohnhaft in Boston. Verheiratet, Vater einer Tochter. Mitglied einer amerikanischen Familie, die in einem Land, das keine Aristokratie besitzt, ungefähr das ist, was in Europa mal die Bourbonen oder Hohenzollern waren: das Superestablishment. Der allerkleinste Kreis. Wo die Nennung des Namens reicht, damit sich alle Türen öffnen, und dahinter geht es nur nach oben.
Aber der Mann, den der amerikanische Schriftsteller Walter Kirn bis heute Clark nennt, hieß niemals so. Und auch nicht Chip Smith. Oder Christopher Crowe. Oder Christopher Chichester der Dreizehnte. Er hieß genauso wenig Chris Kenneth Gerhart oder Christopher Gerharts Reiter. Der Mann, der sich all diese Namen gegeben hat und schließlich als Clark Rockefeller berühmt wurde, heißt eigentlich Christian Karl Gerhartsreiter, geboren im oberbayerischen Siegsdorf, vor dreiundfünfzig Jahren. Heute sitzt er im Gefängnis von Los Angeles ein, lebenslänglich, weil er den Sohn seiner einstigen Vermieterin ermordet haben soll. Die ihn als Chris Chichester kannte, Filmstudent an der Universität von Southern California, damals, in den achtziger Jahren.
Walter Kirn nennt ihn aber immer noch Clark. Zum einen, erklärt er, weil er ihn nun mal unter diesem Namen und in dieser Ausformung kennengelernt hat - und dann, weil er bezweifelt, dass von einem "Christian" aus Oberbayern noch irgendetwas übrig sei.
Kirn hat die Geschichte seines Freundes jetzt aufgeschrieben, in einem spektakulären Buch, das "Blut will reden" heißt und morgen auf Deutsch erscheint. Und das zu den Unwahrscheinlichkeiten, die offenbar unweigerlich zu so einer Hochstaplerkarriere gehören, eine weitere hinzufügt: dass dieser Hochstapler sich nämlich auch noch anfreundete mit einem jungen Autor aus Montana, der dann selbst berühmt wurde, spätestens, als einer seiner Romane mit George Clooney in der Hauptrolle verfilmt wurde - "Up in the Air", 2009 mehrfach für den Oscar nominiert.
Die Geschichte des Christian Gerhartsreiter ist schon in anderen Büchern rekonstruiert (und sogar verfilmt) worden, von Reportern, die den Weg des jungen Bayern nachzeichneten: wie er 1978 als Austauschschüler seinen Heimatort Bergen Richtung Connecticut verließ und sich dann in immer neuen Formen nach oben schwindelte. Wie er als Filmstudent in Los Angeles behauptete, er produziere die Neuauflage der Fernsehkrimiserie "Alfred Hitchcock presents". Und dass er der Bruder des Popjournalisten und Regisseurs Cameron Crowe sei.
Und wie er dann im exklusiven Greenwich in Connecticut auftauchte, wo die Börsentypen von Manhattan leben, und bald von diesen Typen Jobs an der Wall Street bekam, wo Christopher Crowe ganze Abteilungen leitet, ohne einen Abschluss, aber mit beeindruckendem Monogramm auf seinem Burberrymantel. Als er bei Nikko Securities rausfliegt, weil er gar nicht Crowe heißt, erzählt er seiner damaligen Freundin, er heiße in Wirklichkeit Mountbatten und sei ein britischer Adliger, der inkognito leben müsse. Und als dann eines Tages im Jahr 1988 ein Polizist vor ihrer Tür steht, erklärt er, der Mann sei ein Gangster, der ihm was antun wolle, deswegen müssten sie jetzt gleich untertauchen und eine neue Identität annehmen. Und so besorgt seine Freundin ihm eine Kreditkarte unter dem Namen Clark Rockefeller.
Und als Clark Rockefeller lernt er bei einem Spieleabend Sandra Boss kennen, eine reiche Harvard-Absolventin. Sie heiraten 1995, bekommen eine Tochter und leben in New York, dann in Boston. Als Sandy sich von ihm scheiden lässt, entführt er seine Tochter. Das Fernsehen zeigt sein Fahndungsfoto. Und da fliegt alles auf. Verbindungen werden gezogen, von Rockefeller über Crowe zu Chichester. Er wird verhaftet. Und wegen Kindesentführung verurteilt. Und während das Verfahren noch läuft, finden die Ermittler eines ungelösten Mordfalls im kalifornischen San Marino endlich diesen Mann, den sie schon so lange befragen wollten. Den Mieter des Opfers, den sie als Chris Chichester suchen, der aber schließlich als Christian Gerhartsreiter im April 2013 wegen Mordes an John Sohus zu 27 Jahren Haft verurteilt wird. Auch wenn der Staatsanwalt kein Motiv präsentieren kann.
Diese Geschichte ist also schon in anderen Büchern nacherzählt worden - aber das von Walter Kirn lässt sie doch hinter sich. Weil in "Blut will reden" zwei Elemente zusammenkommen: die Nähe, die Kirn zu Gerhartsreiter hatte, und sein Gespür für das Fiktionale an der Existenz dieses Mannes, der seinen steifen Akzent von der Figur einer Fernsehserie abkupferte und seinen amerikanischen Traum an den "großen Gatsby" anlehnte. "Er lebte nicht vom Schreiben - er schrieb, indem er lebte", behauptet Kirn in seinem Buch, und man könnte das jetzt für eine fahrlässige, nur interessante Verharmlosung eines Kriminellen halten, wären Kirns Indizien nicht so stichhaltig und sein Plädoyer nicht so großartig geschrieben.
Es ist der Sommer 1998. Kirn, der an seinem zweiten Buch arbeitet, lebt mit seiner jungen Frau auf einer Farm in Montana. Bekannte der beiden haben einen Gordon Setter bei sich aufgenommen, der überfahren worden war, nun in einem Hunderollstuhl sitzt, aber von einem gewissen Clark Rockefeller adoptiert werden möchte. Der behauptet zwar, ein Flugzeug zu besitzen, mit dem man den gelähmten Setter nach New York bringen könnte, nur sei leider seine Frau damit in China unterwegs. Also bietet sich Walter an, den Hund zu fahren, quer durch Amerika, teils aus schlechtem Gewissen, weil er einen Pflegehund seiner Frau überfahren hatte, teils, weil er eine Geschichte wittert: Da wartet ein Rockefeller auf ihn in New York.
Die Freundschaft von Walter und Clark fängt also schon mal unwahrscheinlich an, und so geht es immer weiter. Als Kirn den Hund nach einer komplizierten Reise - für die er am Ende von Clark 500 Dollar bekommt, nicht mal die Hälfte seiner Ausgaben - Clark übergibt, gehen die beiden abends mit ihren Frauen essen, im Sky Club des MetLife-Hochhauses. Wer bezahlt, ist unklar, auch später wird Clark nie ein Portemonnaie bei sich haben. Vor dem Fenster sieht man das massive Rockefeller Center. "Was sagen Sie, wollen wir uns einen Spaß machen?", fragt Clark in die Runde. "Zufällig hab ich ihn dabei." Er greift in sein Jackett. "Den Schlüssel." - "Sie haben einen Generalschlüssel?", fragt Kirn entgeistert zurück. Dann bestellen sie Dessert.
Die Szene ist symptomatisch für alles, was folgt zwischen Walter und Clark, und auch für die Art, wie der Hochstapler seine anderen Opfer täuschte: Er köderte sie mit dem Zutritt zur Exklusivität, er hielt sie in Schach mit der Furcht, sich durch Unglauben zu blamieren. "Ich war kein Opfer", schreibt Kirn deswegen in seinem Buch. "Ich war Mittäter."
Jahre später, als Clark in Cornish lebt, jener neuenglischen Stadt, in die sich der Schriftsteller J. D. Salinger zurückgezogen hatte, zeigt Clark seinem Freund einen Bienenstock in seinem Garten. Aber so sehr Kirn auch in den Baum starrt, so laut Clark auch vom Honig schwärmt, den er geerntet hat: Da ist nichts. "Cool", sagt Walter trotzdem und steigt wieder von der Leiter.
"Man musste Gutgläubigkeit beisteuern", schreibt Kirn, "sie vom eigenen, persönlichen Konto auf ein gemeinsames mit ihm überweisen. Er zeigt einem einen hohlen Baum; die Bienen ergänzt man selbst. Er steckt einem die Telefonnummer des Präsidenten zu" - das hatte Clark am selben Abend getan, weil Walter über Steuerprobleme geklagt hatte - "die Gesichter der Secret-Service-Agenten, die wenige Tage später vor der Haustür stehen, malte man sich ganz alleine aus. Man bekam einen Umschlag mit einem Scheck von ihm; den Betrag trug man selbst ein."
Das ist der Kern seiner Argumentation: das menschliche Grundbedürfnis, das eigene Leben auszumalen, an eine Geschichte zu glauben, in der man selbst eine große Rolle spielt. Das Fiktionale, das er im Wesen des Hochstaplers erkennt, zeigt sich also nicht nur daran, dass Gerhartsreiter aus Fernsehserien und Fitzgeralds "großem Gatsby" abkupferte; dass er im eigentlich subversiv-ironischen "Preppy Handbook" wie in einem Lexikon nachschlug, wie man sich als Mitglied des amerikanischen Ostküstengeldadels passend anzieht; dass er den brutalen Mord, den er an dem Sohn seiner Vermieterin beging, dessen Frau bis heute verschwunden bleibt, an Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche" orientierte: Nein, es geht auch um das enorme Bedürfnis nach Erzählung und Ausschmückung, das uns zu Menschen macht. Und das Gerhartsreiter ausnutzte. "Eitelkeit, Eitelkeit, Eitelkeit" sei der Schlüssel zu seinem Erfolg gewesen, hat Clark seinem Freund erklärt, als der ihn im Gefängnis besuchte. Nicht seine eigene - die der Menschen, die Clark täuschte.
"Er muss", sagt Walter Kirn im Gespräch, "jeden um sich herum für einen Trottel gehalten haben. Und das hat sein Überlegenheitsgefühl nur befeuert. Je länger er mit seinen Geschichten durchkam, desto dämlicher muss ihm seine Umwelt erschienen sein." Und warum hat Kirn ihn nicht durchschaut? Wo er doch selbst, als hochbegabtes Kind aus kleinen Verhältnissen, in genau die Kreise geriet, die Gerhartsreiter imitierte, und in Princeton und Oxford unter lauter hochwohlgeborenen Nullen in Button-down-Hemden studierte? "Sie haben mich schlecht behandelt", erzählt Kirn, "und mich nie als ihresgleichen gesehen. Und jetzt kommt da Jahre später ein Mensch daher, der noch privilegierter ist als die, die mich gequält haben, und will mein Freund werden!" ("You have no idea how easy you were to fool", hat Clark seinem alten Freund nach Erscheinen des Buchs auf Twitter aus dem Gefängnis geschrieben, unter einem Pseudonym, von dem er sicher sein konnte, dass Walter es entziffert.)
Kirn unterschlägt seine eigene Anfälligkeit aber nicht in seinem Buch, im Gegenteil, er braucht sie geradezu für sein Porträt Gerhartsreiters. Den er für einen Psychopathen hält. Für ein "Monster". Aber wenn der monströse Clark nie reich wurde mit seinen Rollen - seine Kunstsammlung stellt sich inzwischen als gefälscht heraus wie alles in seinem "Leben" - was trieb ihn dann an? "Clark hat der ganze Prozess Spaß gemacht", antwortet Kirn. "Ich glaube, er hat jedes Mal in sich hineingelacht, wenn er jemanden hereingelegt hat, und sich im Stillen selbst applaudiert bei jeder neuen Geschichte, die einfach zu absurd war, um sie zu glauben. Er war elektrisiert von seinen eigenen Eskapaden und Schachzügen wie ein echter Großmeister." Wie Professor Moriarty, der Gegenspieler von Sherlock Holmes. Wie ein Bond-Bösewicht mit Kätzchen auf dem Schoß. "Gatsby the Ripper", haben Kirn und ein anderer Reporter, der auch beim Mordprozess in Los Angeles dabei war, ihn getauft.
Eine sehr amerikanische Geschichte erzählt Walter Kirn in seinem Buch - über eine kriminelle Karriere, die von der Unsicherheit einer Gesellschaft zehrte, die sich angesichts ihrer eigenen kurzen Abstammungstafel leicht täuschen ließ von Rang und Status und klangvollen Namen aus der alten Welt. Eine schreckliche Mordgeschichte ist es auch. Aber nicht nur. "Blut will reden" ist auf paradoxe Weise auch eine Feier: der Beweglichkeit des menschlichen Geistes, sich Geschichten auszudenken oder sie anzupassen an die Gegenwart. Eine Feier der Unberechenbarkeit, die alle Algorithmen unterläuft. Digitalkonzerne wollen unser Verhalten kalkulieren und zähmen - aber Aufstieg und Fall Christian Gerhartsreiters zeigen, zu was der menschliche Geist imstande ist. Verschwörungstheorien, wechselnde Namen, absurde Erklärungen, reiner Schwachsinn - jahrelang kam er damit durch.
Gerhartsreiter ernährte sich von den Geschichten und Leidenschaften anderer Leute, ohne eigene zu haben. Er imitierte Gefühle, aber zu perfekt. "Ich habe, als die Figuren von ihm abgefallen waren, deren Leben er erzählte, keinen Hinweis auf ein erzählerisches Eigenleben gefunden", sagt Walter Kirn. "Er wirkte wie ein zusammengefallenes, geistesabwesendes, jämmerliches Etwas ohne seine Kostüme." Selbst den Spitznamen seiner Tochter, Snooks, hatte er geklaut. Walter Kirn bezweifelt, dass er sie je geliebt hat. Den Hund, mit dem ihre Freundschaft begann, hat Clark offensichtlich auch umgebracht, als er ihn nicht mehr brauchte.
TOBIAS RÜTHER
Walter Kirn: "Blut will reden". Übersetzt von Conny Lösch. Verlag C. H. Beck, 288 Seiten, 19,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die irrste Hochstaplergeschichte der Welt: Ein junger Bayer zieht nach Amerika, wird ein Rockefeller und ein Mörder. Jetzt hat sein Freund, der Schriftsteller Walter Kirn, den Fall aufgeschrieben: Über unsere Eitelkeit, unsere Liebe zur Täuschung und unseren Wunsch, das eigene Leben wie einen Roman zu schreiben
Er nennt ihn immer noch Clark. Das ist ja auch der Name, unter dem Walter Kirn seinen Freund kennengelernt hat: Clark Rockefeller. Wohnhaft in Boston. Verheiratet, Vater einer Tochter. Mitglied einer amerikanischen Familie, die in einem Land, das keine Aristokratie besitzt, ungefähr das ist, was in Europa mal die Bourbonen oder Hohenzollern waren: das Superestablishment. Der allerkleinste Kreis. Wo die Nennung des Namens reicht, damit sich alle Türen öffnen, und dahinter geht es nur nach oben.
Aber der Mann, den der amerikanische Schriftsteller Walter Kirn bis heute Clark nennt, hieß niemals so. Und auch nicht Chip Smith. Oder Christopher Crowe. Oder Christopher Chichester der Dreizehnte. Er hieß genauso wenig Chris Kenneth Gerhart oder Christopher Gerharts Reiter. Der Mann, der sich all diese Namen gegeben hat und schließlich als Clark Rockefeller berühmt wurde, heißt eigentlich Christian Karl Gerhartsreiter, geboren im oberbayerischen Siegsdorf, vor dreiundfünfzig Jahren. Heute sitzt er im Gefängnis von Los Angeles ein, lebenslänglich, weil er den Sohn seiner einstigen Vermieterin ermordet haben soll. Die ihn als Chris Chichester kannte, Filmstudent an der Universität von Southern California, damals, in den achtziger Jahren.
Walter Kirn nennt ihn aber immer noch Clark. Zum einen, erklärt er, weil er ihn nun mal unter diesem Namen und in dieser Ausformung kennengelernt hat - und dann, weil er bezweifelt, dass von einem "Christian" aus Oberbayern noch irgendetwas übrig sei.
Kirn hat die Geschichte seines Freundes jetzt aufgeschrieben, in einem spektakulären Buch, das "Blut will reden" heißt und morgen auf Deutsch erscheint. Und das zu den Unwahrscheinlichkeiten, die offenbar unweigerlich zu so einer Hochstaplerkarriere gehören, eine weitere hinzufügt: dass dieser Hochstapler sich nämlich auch noch anfreundete mit einem jungen Autor aus Montana, der dann selbst berühmt wurde, spätestens, als einer seiner Romane mit George Clooney in der Hauptrolle verfilmt wurde - "Up in the Air", 2009 mehrfach für den Oscar nominiert.
Die Geschichte des Christian Gerhartsreiter ist schon in anderen Büchern rekonstruiert (und sogar verfilmt) worden, von Reportern, die den Weg des jungen Bayern nachzeichneten: wie er 1978 als Austauschschüler seinen Heimatort Bergen Richtung Connecticut verließ und sich dann in immer neuen Formen nach oben schwindelte. Wie er als Filmstudent in Los Angeles behauptete, er produziere die Neuauflage der Fernsehkrimiserie "Alfred Hitchcock presents". Und dass er der Bruder des Popjournalisten und Regisseurs Cameron Crowe sei.
Und wie er dann im exklusiven Greenwich in Connecticut auftauchte, wo die Börsentypen von Manhattan leben, und bald von diesen Typen Jobs an der Wall Street bekam, wo Christopher Crowe ganze Abteilungen leitet, ohne einen Abschluss, aber mit beeindruckendem Monogramm auf seinem Burberrymantel. Als er bei Nikko Securities rausfliegt, weil er gar nicht Crowe heißt, erzählt er seiner damaligen Freundin, er heiße in Wirklichkeit Mountbatten und sei ein britischer Adliger, der inkognito leben müsse. Und als dann eines Tages im Jahr 1988 ein Polizist vor ihrer Tür steht, erklärt er, der Mann sei ein Gangster, der ihm was antun wolle, deswegen müssten sie jetzt gleich untertauchen und eine neue Identität annehmen. Und so besorgt seine Freundin ihm eine Kreditkarte unter dem Namen Clark Rockefeller.
Und als Clark Rockefeller lernt er bei einem Spieleabend Sandra Boss kennen, eine reiche Harvard-Absolventin. Sie heiraten 1995, bekommen eine Tochter und leben in New York, dann in Boston. Als Sandy sich von ihm scheiden lässt, entführt er seine Tochter. Das Fernsehen zeigt sein Fahndungsfoto. Und da fliegt alles auf. Verbindungen werden gezogen, von Rockefeller über Crowe zu Chichester. Er wird verhaftet. Und wegen Kindesentführung verurteilt. Und während das Verfahren noch läuft, finden die Ermittler eines ungelösten Mordfalls im kalifornischen San Marino endlich diesen Mann, den sie schon so lange befragen wollten. Den Mieter des Opfers, den sie als Chris Chichester suchen, der aber schließlich als Christian Gerhartsreiter im April 2013 wegen Mordes an John Sohus zu 27 Jahren Haft verurteilt wird. Auch wenn der Staatsanwalt kein Motiv präsentieren kann.
Diese Geschichte ist also schon in anderen Büchern nacherzählt worden - aber das von Walter Kirn lässt sie doch hinter sich. Weil in "Blut will reden" zwei Elemente zusammenkommen: die Nähe, die Kirn zu Gerhartsreiter hatte, und sein Gespür für das Fiktionale an der Existenz dieses Mannes, der seinen steifen Akzent von der Figur einer Fernsehserie abkupferte und seinen amerikanischen Traum an den "großen Gatsby" anlehnte. "Er lebte nicht vom Schreiben - er schrieb, indem er lebte", behauptet Kirn in seinem Buch, und man könnte das jetzt für eine fahrlässige, nur interessante Verharmlosung eines Kriminellen halten, wären Kirns Indizien nicht so stichhaltig und sein Plädoyer nicht so großartig geschrieben.
Es ist der Sommer 1998. Kirn, der an seinem zweiten Buch arbeitet, lebt mit seiner jungen Frau auf einer Farm in Montana. Bekannte der beiden haben einen Gordon Setter bei sich aufgenommen, der überfahren worden war, nun in einem Hunderollstuhl sitzt, aber von einem gewissen Clark Rockefeller adoptiert werden möchte. Der behauptet zwar, ein Flugzeug zu besitzen, mit dem man den gelähmten Setter nach New York bringen könnte, nur sei leider seine Frau damit in China unterwegs. Also bietet sich Walter an, den Hund zu fahren, quer durch Amerika, teils aus schlechtem Gewissen, weil er einen Pflegehund seiner Frau überfahren hatte, teils, weil er eine Geschichte wittert: Da wartet ein Rockefeller auf ihn in New York.
Die Freundschaft von Walter und Clark fängt also schon mal unwahrscheinlich an, und so geht es immer weiter. Als Kirn den Hund nach einer komplizierten Reise - für die er am Ende von Clark 500 Dollar bekommt, nicht mal die Hälfte seiner Ausgaben - Clark übergibt, gehen die beiden abends mit ihren Frauen essen, im Sky Club des MetLife-Hochhauses. Wer bezahlt, ist unklar, auch später wird Clark nie ein Portemonnaie bei sich haben. Vor dem Fenster sieht man das massive Rockefeller Center. "Was sagen Sie, wollen wir uns einen Spaß machen?", fragt Clark in die Runde. "Zufällig hab ich ihn dabei." Er greift in sein Jackett. "Den Schlüssel." - "Sie haben einen Generalschlüssel?", fragt Kirn entgeistert zurück. Dann bestellen sie Dessert.
Die Szene ist symptomatisch für alles, was folgt zwischen Walter und Clark, und auch für die Art, wie der Hochstapler seine anderen Opfer täuschte: Er köderte sie mit dem Zutritt zur Exklusivität, er hielt sie in Schach mit der Furcht, sich durch Unglauben zu blamieren. "Ich war kein Opfer", schreibt Kirn deswegen in seinem Buch. "Ich war Mittäter."
Jahre später, als Clark in Cornish lebt, jener neuenglischen Stadt, in die sich der Schriftsteller J. D. Salinger zurückgezogen hatte, zeigt Clark seinem Freund einen Bienenstock in seinem Garten. Aber so sehr Kirn auch in den Baum starrt, so laut Clark auch vom Honig schwärmt, den er geerntet hat: Da ist nichts. "Cool", sagt Walter trotzdem und steigt wieder von der Leiter.
"Man musste Gutgläubigkeit beisteuern", schreibt Kirn, "sie vom eigenen, persönlichen Konto auf ein gemeinsames mit ihm überweisen. Er zeigt einem einen hohlen Baum; die Bienen ergänzt man selbst. Er steckt einem die Telefonnummer des Präsidenten zu" - das hatte Clark am selben Abend getan, weil Walter über Steuerprobleme geklagt hatte - "die Gesichter der Secret-Service-Agenten, die wenige Tage später vor der Haustür stehen, malte man sich ganz alleine aus. Man bekam einen Umschlag mit einem Scheck von ihm; den Betrag trug man selbst ein."
Das ist der Kern seiner Argumentation: das menschliche Grundbedürfnis, das eigene Leben auszumalen, an eine Geschichte zu glauben, in der man selbst eine große Rolle spielt. Das Fiktionale, das er im Wesen des Hochstaplers erkennt, zeigt sich also nicht nur daran, dass Gerhartsreiter aus Fernsehserien und Fitzgeralds "großem Gatsby" abkupferte; dass er im eigentlich subversiv-ironischen "Preppy Handbook" wie in einem Lexikon nachschlug, wie man sich als Mitglied des amerikanischen Ostküstengeldadels passend anzieht; dass er den brutalen Mord, den er an dem Sohn seiner Vermieterin beging, dessen Frau bis heute verschwunden bleibt, an Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche" orientierte: Nein, es geht auch um das enorme Bedürfnis nach Erzählung und Ausschmückung, das uns zu Menschen macht. Und das Gerhartsreiter ausnutzte. "Eitelkeit, Eitelkeit, Eitelkeit" sei der Schlüssel zu seinem Erfolg gewesen, hat Clark seinem Freund erklärt, als der ihn im Gefängnis besuchte. Nicht seine eigene - die der Menschen, die Clark täuschte.
"Er muss", sagt Walter Kirn im Gespräch, "jeden um sich herum für einen Trottel gehalten haben. Und das hat sein Überlegenheitsgefühl nur befeuert. Je länger er mit seinen Geschichten durchkam, desto dämlicher muss ihm seine Umwelt erschienen sein." Und warum hat Kirn ihn nicht durchschaut? Wo er doch selbst, als hochbegabtes Kind aus kleinen Verhältnissen, in genau die Kreise geriet, die Gerhartsreiter imitierte, und in Princeton und Oxford unter lauter hochwohlgeborenen Nullen in Button-down-Hemden studierte? "Sie haben mich schlecht behandelt", erzählt Kirn, "und mich nie als ihresgleichen gesehen. Und jetzt kommt da Jahre später ein Mensch daher, der noch privilegierter ist als die, die mich gequält haben, und will mein Freund werden!" ("You have no idea how easy you were to fool", hat Clark seinem alten Freund nach Erscheinen des Buchs auf Twitter aus dem Gefängnis geschrieben, unter einem Pseudonym, von dem er sicher sein konnte, dass Walter es entziffert.)
Kirn unterschlägt seine eigene Anfälligkeit aber nicht in seinem Buch, im Gegenteil, er braucht sie geradezu für sein Porträt Gerhartsreiters. Den er für einen Psychopathen hält. Für ein "Monster". Aber wenn der monströse Clark nie reich wurde mit seinen Rollen - seine Kunstsammlung stellt sich inzwischen als gefälscht heraus wie alles in seinem "Leben" - was trieb ihn dann an? "Clark hat der ganze Prozess Spaß gemacht", antwortet Kirn. "Ich glaube, er hat jedes Mal in sich hineingelacht, wenn er jemanden hereingelegt hat, und sich im Stillen selbst applaudiert bei jeder neuen Geschichte, die einfach zu absurd war, um sie zu glauben. Er war elektrisiert von seinen eigenen Eskapaden und Schachzügen wie ein echter Großmeister." Wie Professor Moriarty, der Gegenspieler von Sherlock Holmes. Wie ein Bond-Bösewicht mit Kätzchen auf dem Schoß. "Gatsby the Ripper", haben Kirn und ein anderer Reporter, der auch beim Mordprozess in Los Angeles dabei war, ihn getauft.
Eine sehr amerikanische Geschichte erzählt Walter Kirn in seinem Buch - über eine kriminelle Karriere, die von der Unsicherheit einer Gesellschaft zehrte, die sich angesichts ihrer eigenen kurzen Abstammungstafel leicht täuschen ließ von Rang und Status und klangvollen Namen aus der alten Welt. Eine schreckliche Mordgeschichte ist es auch. Aber nicht nur. "Blut will reden" ist auf paradoxe Weise auch eine Feier: der Beweglichkeit des menschlichen Geistes, sich Geschichten auszudenken oder sie anzupassen an die Gegenwart. Eine Feier der Unberechenbarkeit, die alle Algorithmen unterläuft. Digitalkonzerne wollen unser Verhalten kalkulieren und zähmen - aber Aufstieg und Fall Christian Gerhartsreiters zeigen, zu was der menschliche Geist imstande ist. Verschwörungstheorien, wechselnde Namen, absurde Erklärungen, reiner Schwachsinn - jahrelang kam er damit durch.
Gerhartsreiter ernährte sich von den Geschichten und Leidenschaften anderer Leute, ohne eigene zu haben. Er imitierte Gefühle, aber zu perfekt. "Ich habe, als die Figuren von ihm abgefallen waren, deren Leben er erzählte, keinen Hinweis auf ein erzählerisches Eigenleben gefunden", sagt Walter Kirn. "Er wirkte wie ein zusammengefallenes, geistesabwesendes, jämmerliches Etwas ohne seine Kostüme." Selbst den Spitznamen seiner Tochter, Snooks, hatte er geklaut. Walter Kirn bezweifelt, dass er sie je geliebt hat. Den Hund, mit dem ihre Freundschaft begann, hat Clark offensichtlich auch umgebracht, als er ihn nicht mehr brauchte.
TOBIAS RÜTHER
Walter Kirn: "Blut will reden". Übersetzt von Conny Lösch. Verlag C. H. Beck, 288 Seiten, 19,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Mörder mit den vielen Gesichtern
Jetzt erscheint Walter Kirns Buch über den Hochstapler Christian Gerhartsreiter auf Deutsch: Ist der amerikanische Publizist seinem Protagonisten auf den Leim gegangen?
NEW YORK, im Juli
Bevor ich Walter Kirn bei unserer Begegnung in einer Hotelbar auf der Lower East Side die erste Frage stellen kann, hat er eine Bitte an mich. Er zeigt mir ein Foto, das in seinem Telefon gespeichert ist. Ein Blatt Rechenpapier, mit Kugelschreiber beschrieben: ein Gedicht. Die Zahl der Verse legt nahe, dass es sich um ein Sonett handelt. Es ist in deutscher Sprache verfasst. Was stehe dort?
Das lyrische Ich führt Klage über die Schlechtigkeit der Welt, die von seiner Unschuld nichts wissen will. Aber keine individuelle Schuld wird hier abgewehrt. Der Dichter spricht vielmehr im Namen seines Volkes, der Deutschen, und beschwört eine historische Gerechtigkeit, die sieben Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Macht alliierter Lügengeschichten zunichtemachen soll.
Christian Karl Gerhartsreiter, 1961 im bayerischen Siegsdorf geboren, hat dieses Gedicht an Walter Kirn geschickt. Er verbüßt in Kalifornien eine Haftstrafe von 27 Jahren. Im April 2013 wurde er eines Mordes schuldig gesprochen, den er 1985 begangen haben soll, als er unter dem Namen Christopher Chichester in San Marino lebte, einem wohlhabenden Vorort von Los Angeles. John Sohus, das Opfer, ein Programmierer, war der Adoptivsohn von Gerhartsreiters Vermieterin.
Als dieser Mann Kirn an einem Sommerabend des Jahres 1998 auf dem New Yorker LaGuardia-Flughafen erwartete, nannte er sich Clark Rockefeller. Er hatte seine Frau bei sich, die in leitender Stellung bei der Unternehmensberatung McKinsey tätig war. Kirn war aus Montana angereist, als Begleiter eines verkrüppelten Hundes, den Rockefeller über das Internet adoptiert hatte. Zwei Tage später besuchte Kirn den Mann in dessen Wohnung am Central Park. Dort lebte schon ein Hund. An den Wänden hingen Gemälde von Jackson Pollock und Mark Rothko. Rockefeller erzählte ihm, dass er mit dem Museum of Modern Art in Verhandlungen über den Verkauf der Bilder stehe. Als liberaler Adoptivvater gestattete er seinen Hunden, an den Leinwänden zu lecken. Das MoMA schickte deshalb einmal in der Woche einen Restaurator vorbei.
Kirn, ein Romancier und Journalist, blieb in Verbindung mit dem Hunde-, Bilder- und Namensbesitzer, der eigenen Angaben zufolge freiberuflich für die Zentralbank arbeitete. Als Clark Rockefeller 2008 wegen Entführung seiner Tochter verhaftet wurde, ließ die Familie Rockefeller über einen Sprecher erklären, in ihren Reihen gebe es keinen Clark. Kirn bemerkte damals zu einem Reporterkollegen, diese Verleugnung eines Sprösslings, dessen man sich geniere, sei typisch für Feigheit und Zynismus der Superreichen. Über seine Freundschaft mit dem Mann, den er als Clark Rockefeller kannte, hat Walter Kirn ein Buch geschrieben. "Blood Will Out" erscheint in der kommenden Woche in deutscher Übersetzung als "Blut will reden" bei C. H. Beck.
Gerhartsreiter, der mit siebzehn Jahren nach Amerika kam, ist der Typus des Hochstaplers, in dessen Persönlichkeit Ich-Schwäche und Egomanie eine groteske Mischung bilden. Nach der Enttarnung, wenn die Jämmerlichkeit seiner Existenz offenbar wird, werden alle, die mit ihrem Glauben seine Lügen möglich gemacht haben, von Zweifeln an der Robustheit des eigenen Ichs heimgesucht. Kirn, der nicht bloß düpiert wurde, sondern sich als Spezialist für Plots und Recherche besonders blamiert fühlen darf, erzählt Gerhartsreiters Geschichte, um die Herrschaft über die eigene Geschichte zurückzugewinnen. Kirns Buch ist ein Bericht über einen Machtkampf. Wie unser Gespräch zeigt, ist der Kampf noch nicht zu Ende.
Kirn nahm als Zuschauer am Mordprozess in Los Angeles teil und berichtete für den "New Yorker". Zunächst ignorierte der Angeklagte Kirns Anwesenheit im Gerichtssaal. Nach dem Schuldspruch fand Gerhartsreiter sich aber bereit, ihn im Gefängnis zu empfangen - obwohl er zuvor jeden Besuch abgelehnt hatte. Der verurteilte Mörder ging mit dem neugierigen Autor genauso um wie bei der Anbahnung ihres Verhältnisses: Er bat ihn um einen Gefallen. Könne er ihm wohl ein Buch über den Bau des Sonetts beschaffen? Oder eine Anleitung aus dem Internet ausdrucken? Kirn versprach ihm ein Buch. Und wurde, nach Abschluss der Arbeit an "Blood Will Out", von Gerhartsreiter mit dem Sonett über die Legende von der deutschen Schuld belohnt.
Je nach Interpretation kann das handgeschriebene Machwerk zur Widerlegung oder Bestätigung der kühnsten These von Kirns Buch dienen. In Gerhartsreiters Maskeraden macht Kirn das Muster einer Identifikation mit den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs aus. Christopher Chichester, loyaler Untertan und Vasall Ihrer Majestät Königin Elisabeth II., eigentlich nämlich Sir Christopher Chichester, dreizehnter Baronet, besuchte in San Marino den Sonntagsgottesdienst einer Kirche, in der ein Fenster General George Patton als christlichen Ritter verewigt. Der schamlose Lügner soll sich der Camouflage aus Scham verschrieben haben, um sich aus der Gemeinschaft seines Volkes davonzustehlen.
Beweist nun die revisionistische Sonettproduktion, dass die Tarnung eben nur Tarnung war? Oder ist das Coming-out als urdeutscher Chauvinist das allerneueste Maskenspiel? Beide Lesarten stützen jedenfalls Kirns nationalpsychologische Deutung von Gerhartsreiters pathologischem Verhalten. Doch was wäre, wenn genau das die Absicht des Dichters gewesen sein sollte? Wenn Gerhartsreiters Anverwandlung an sein Porträt in Kirns Buch als Freundschaftsdienst zu verstehen wäre? Kirn hält es für sicher, dass er das Buch gelesen hat.
Der Verbrecher aus verlorener Nationalehre: Bedeutet diese Figur für Kirn auch einen anthropologischen Trost, die Chance, dem Monster normale Gefühle zuzuschreiben? Er hält es für den Grundfehler der Literatur zur Soziopathie, uns das aus allen moralischen Zusammenhängen herausfallende Individuum durch Analogien irgendwie doch noch vertraut machen zu wollen, statt anzuerkennen, dass der Soziopath einfach anders ist als wir. Psychologisch sei Gerhartsreiter ein einfacher Fall: ehrgeizig und grausam, ein Mensch ohne Empathie und mit unbedingtem Aufstiegswillen. Ihn interessiere daran, so behauptet Kirn, nicht die subjektive, sondern die objektive Seite. "Um diese Geschichte zu schreiben, musste ich denselben kritischen Apparat einschalten, den ich verwende, wenn ich ein Buch rezensiere. Hier gab es eine Person, die dazu einlud, sie als literarische Figur zu analysieren."
Der Kritiker, der das Lebenswerk eines Hochstaplers zerlegt, muss Einflussforscher und Zitatkenner sein. Ein Rollenmodell Gerhartsreiters erkennt Kirn im Helden der Ripley-Romane von Patricia Highsmith. Zeugen hatten im Prozess Chichesters Faible für den Film noir beschrieben. Aber im Privatverhör durch Kirn gab Gerhartsreiter später stotternd zu Protokoll, er habe von Tom Ripley noch nie etwas gehört. Linda Sohus, die Frau von John Sohus, verschwand zur selben Zeit wie ihr Mann. Ihre Leiche ist nie gefunden worden. Eine Zeitlang gingen Postkarten aus Europa mit Lindas Handschrift bei ihrer Familie ein. Highsmiths Ripley führt, nachdem er Dickie Greenleaf erschlagen hat, dessen Korrespondenz fort. Im zweiten Roman erleben wir Ripley als Mitverschwörer eines Kunstskandals, in dem es um die postume Vermehrung der Werke eines berühmten Malers geht.
Im Gefängnis legte Gerhartsreiter gegenüber Kirn ein Geständnis ab: Die von den Hunden abgeleckten Bilder waren Fälschungen. Kirn bekam den Namen des Kunsthändlers, der die Ware angeblich geliefert hatte, und stieß bei der abendlichen Internetrecherche im Hotel auf den Skandal um die gefälschten Werke der Großmeister des Abstrakten Expressionismus, die über die New Yorker Galerie Knoedler in Umlauf gebracht worden waren. Die Nennung eines Namens genügte, so erzählt Kirn die Episode im Buch, um ihn in ein Labyrinth abenteuerlicher Hypothesen zu lotsen, aus dem er fast nicht wieder herausgefunden hätte: So viel Macht hat der Hochstapler noch in der Ohnmacht der Gefangenschaft.
Glaubt Kirn denn, dass Gerhartsreiter eine falsche Fährte legte oder dass er wirklich in die Knoedler-Affäre verwickelt sein könnte? Die verblüffende Antwort: beides. Er habe ihn irreführen wollen, aber tatsächlich könnten die vielen Berührungspunkte mit dem Fall Knoedler schwerlich ein Zufall sein. Clark Rockefeller verkehrte nachweislich bei Knoedler und fragte seinen Schwiegervater, wie man einen Rothko auf den Markt bringe. Er kann seine Bilder kaum selbst bei Knoedler gekauft haben, da seine Frau dafür damals noch nicht gut genug verdiente. In Kirns Szenario müssten die Fälscher ihn beliefert haben, um Produkte aus ihrer Werkstatt mit einer Rockefeller-Provenienz zu adeln.
Für das letzte Gespräch vor seinem Haftantritt machte Gerhartsreiter mit Kirn eine Zeichensprache aus: Blinzeln mit dem rechten Auge hieß ja, mit dem linken nein. Der Verurteilte wollte über die Kunstfälschungen sprechen. Auf die Frage, ob er in die Sache verwickelt gewesen sei, blinzelte er mit dem rechten Auge. Dann war die Besuchszeit abgelaufen, und er wurde abgeführt.
Einige Rezensenten haben den Verdacht geäußert, Kirn könne nicht so naiv gewesen sein, wie er sich selbst nun darstelle. Sie verweisen darauf, dass er sich in einem früheren Memoirenbuch über die Bildungslaufbahn, die ihn nach Princeton und Oxford führte, selbst als erfolgreichen Hochstapler porträtiert hat. Walter Kirn kann fesseln. Mit immer wieder neuen überraschenden Details verwickelt er den Zuhörer in die Geschichte, die er erzählen möchte. Man wird gefangen genommen durch sprühende Intelligenz, ironisches Selbstbewusstsein, entwaffnende Vertraulichkeit. Wie kann man glauben, dass er so leichtgläubig war? Wie soll man es ihm nicht glauben?
Eine Hypothese über die globalen Weiterungen der Causa Rockefeller steht noch nicht im Buch. Der Chinese, der die Rothkos und Pollocks für Knoedler hergestellt haben soll, könnte ein Strohmann gewesen sein. Kirn vermutet, dass der deutsche Fälscher Wolfgang Beltracchi seine Hand im Spiel hatte - und auf Vermittlung des deutschen Rockefeller tätig wurde. Begeistert erläutert Kirn alle Indizien, die für dieses Szenario sprechen. Und blinzelt nicht.
PATRICK BAHNERS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jetzt erscheint Walter Kirns Buch über den Hochstapler Christian Gerhartsreiter auf Deutsch: Ist der amerikanische Publizist seinem Protagonisten auf den Leim gegangen?
NEW YORK, im Juli
Bevor ich Walter Kirn bei unserer Begegnung in einer Hotelbar auf der Lower East Side die erste Frage stellen kann, hat er eine Bitte an mich. Er zeigt mir ein Foto, das in seinem Telefon gespeichert ist. Ein Blatt Rechenpapier, mit Kugelschreiber beschrieben: ein Gedicht. Die Zahl der Verse legt nahe, dass es sich um ein Sonett handelt. Es ist in deutscher Sprache verfasst. Was stehe dort?
Das lyrische Ich führt Klage über die Schlechtigkeit der Welt, die von seiner Unschuld nichts wissen will. Aber keine individuelle Schuld wird hier abgewehrt. Der Dichter spricht vielmehr im Namen seines Volkes, der Deutschen, und beschwört eine historische Gerechtigkeit, die sieben Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Macht alliierter Lügengeschichten zunichtemachen soll.
Christian Karl Gerhartsreiter, 1961 im bayerischen Siegsdorf geboren, hat dieses Gedicht an Walter Kirn geschickt. Er verbüßt in Kalifornien eine Haftstrafe von 27 Jahren. Im April 2013 wurde er eines Mordes schuldig gesprochen, den er 1985 begangen haben soll, als er unter dem Namen Christopher Chichester in San Marino lebte, einem wohlhabenden Vorort von Los Angeles. John Sohus, das Opfer, ein Programmierer, war der Adoptivsohn von Gerhartsreiters Vermieterin.
Als dieser Mann Kirn an einem Sommerabend des Jahres 1998 auf dem New Yorker LaGuardia-Flughafen erwartete, nannte er sich Clark Rockefeller. Er hatte seine Frau bei sich, die in leitender Stellung bei der Unternehmensberatung McKinsey tätig war. Kirn war aus Montana angereist, als Begleiter eines verkrüppelten Hundes, den Rockefeller über das Internet adoptiert hatte. Zwei Tage später besuchte Kirn den Mann in dessen Wohnung am Central Park. Dort lebte schon ein Hund. An den Wänden hingen Gemälde von Jackson Pollock und Mark Rothko. Rockefeller erzählte ihm, dass er mit dem Museum of Modern Art in Verhandlungen über den Verkauf der Bilder stehe. Als liberaler Adoptivvater gestattete er seinen Hunden, an den Leinwänden zu lecken. Das MoMA schickte deshalb einmal in der Woche einen Restaurator vorbei.
Kirn, ein Romancier und Journalist, blieb in Verbindung mit dem Hunde-, Bilder- und Namensbesitzer, der eigenen Angaben zufolge freiberuflich für die Zentralbank arbeitete. Als Clark Rockefeller 2008 wegen Entführung seiner Tochter verhaftet wurde, ließ die Familie Rockefeller über einen Sprecher erklären, in ihren Reihen gebe es keinen Clark. Kirn bemerkte damals zu einem Reporterkollegen, diese Verleugnung eines Sprösslings, dessen man sich geniere, sei typisch für Feigheit und Zynismus der Superreichen. Über seine Freundschaft mit dem Mann, den er als Clark Rockefeller kannte, hat Walter Kirn ein Buch geschrieben. "Blood Will Out" erscheint in der kommenden Woche in deutscher Übersetzung als "Blut will reden" bei C. H. Beck.
Gerhartsreiter, der mit siebzehn Jahren nach Amerika kam, ist der Typus des Hochstaplers, in dessen Persönlichkeit Ich-Schwäche und Egomanie eine groteske Mischung bilden. Nach der Enttarnung, wenn die Jämmerlichkeit seiner Existenz offenbar wird, werden alle, die mit ihrem Glauben seine Lügen möglich gemacht haben, von Zweifeln an der Robustheit des eigenen Ichs heimgesucht. Kirn, der nicht bloß düpiert wurde, sondern sich als Spezialist für Plots und Recherche besonders blamiert fühlen darf, erzählt Gerhartsreiters Geschichte, um die Herrschaft über die eigene Geschichte zurückzugewinnen. Kirns Buch ist ein Bericht über einen Machtkampf. Wie unser Gespräch zeigt, ist der Kampf noch nicht zu Ende.
Kirn nahm als Zuschauer am Mordprozess in Los Angeles teil und berichtete für den "New Yorker". Zunächst ignorierte der Angeklagte Kirns Anwesenheit im Gerichtssaal. Nach dem Schuldspruch fand Gerhartsreiter sich aber bereit, ihn im Gefängnis zu empfangen - obwohl er zuvor jeden Besuch abgelehnt hatte. Der verurteilte Mörder ging mit dem neugierigen Autor genauso um wie bei der Anbahnung ihres Verhältnisses: Er bat ihn um einen Gefallen. Könne er ihm wohl ein Buch über den Bau des Sonetts beschaffen? Oder eine Anleitung aus dem Internet ausdrucken? Kirn versprach ihm ein Buch. Und wurde, nach Abschluss der Arbeit an "Blood Will Out", von Gerhartsreiter mit dem Sonett über die Legende von der deutschen Schuld belohnt.
Je nach Interpretation kann das handgeschriebene Machwerk zur Widerlegung oder Bestätigung der kühnsten These von Kirns Buch dienen. In Gerhartsreiters Maskeraden macht Kirn das Muster einer Identifikation mit den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs aus. Christopher Chichester, loyaler Untertan und Vasall Ihrer Majestät Königin Elisabeth II., eigentlich nämlich Sir Christopher Chichester, dreizehnter Baronet, besuchte in San Marino den Sonntagsgottesdienst einer Kirche, in der ein Fenster General George Patton als christlichen Ritter verewigt. Der schamlose Lügner soll sich der Camouflage aus Scham verschrieben haben, um sich aus der Gemeinschaft seines Volkes davonzustehlen.
Beweist nun die revisionistische Sonettproduktion, dass die Tarnung eben nur Tarnung war? Oder ist das Coming-out als urdeutscher Chauvinist das allerneueste Maskenspiel? Beide Lesarten stützen jedenfalls Kirns nationalpsychologische Deutung von Gerhartsreiters pathologischem Verhalten. Doch was wäre, wenn genau das die Absicht des Dichters gewesen sein sollte? Wenn Gerhartsreiters Anverwandlung an sein Porträt in Kirns Buch als Freundschaftsdienst zu verstehen wäre? Kirn hält es für sicher, dass er das Buch gelesen hat.
Der Verbrecher aus verlorener Nationalehre: Bedeutet diese Figur für Kirn auch einen anthropologischen Trost, die Chance, dem Monster normale Gefühle zuzuschreiben? Er hält es für den Grundfehler der Literatur zur Soziopathie, uns das aus allen moralischen Zusammenhängen herausfallende Individuum durch Analogien irgendwie doch noch vertraut machen zu wollen, statt anzuerkennen, dass der Soziopath einfach anders ist als wir. Psychologisch sei Gerhartsreiter ein einfacher Fall: ehrgeizig und grausam, ein Mensch ohne Empathie und mit unbedingtem Aufstiegswillen. Ihn interessiere daran, so behauptet Kirn, nicht die subjektive, sondern die objektive Seite. "Um diese Geschichte zu schreiben, musste ich denselben kritischen Apparat einschalten, den ich verwende, wenn ich ein Buch rezensiere. Hier gab es eine Person, die dazu einlud, sie als literarische Figur zu analysieren."
Der Kritiker, der das Lebenswerk eines Hochstaplers zerlegt, muss Einflussforscher und Zitatkenner sein. Ein Rollenmodell Gerhartsreiters erkennt Kirn im Helden der Ripley-Romane von Patricia Highsmith. Zeugen hatten im Prozess Chichesters Faible für den Film noir beschrieben. Aber im Privatverhör durch Kirn gab Gerhartsreiter später stotternd zu Protokoll, er habe von Tom Ripley noch nie etwas gehört. Linda Sohus, die Frau von John Sohus, verschwand zur selben Zeit wie ihr Mann. Ihre Leiche ist nie gefunden worden. Eine Zeitlang gingen Postkarten aus Europa mit Lindas Handschrift bei ihrer Familie ein. Highsmiths Ripley führt, nachdem er Dickie Greenleaf erschlagen hat, dessen Korrespondenz fort. Im zweiten Roman erleben wir Ripley als Mitverschwörer eines Kunstskandals, in dem es um die postume Vermehrung der Werke eines berühmten Malers geht.
Im Gefängnis legte Gerhartsreiter gegenüber Kirn ein Geständnis ab: Die von den Hunden abgeleckten Bilder waren Fälschungen. Kirn bekam den Namen des Kunsthändlers, der die Ware angeblich geliefert hatte, und stieß bei der abendlichen Internetrecherche im Hotel auf den Skandal um die gefälschten Werke der Großmeister des Abstrakten Expressionismus, die über die New Yorker Galerie Knoedler in Umlauf gebracht worden waren. Die Nennung eines Namens genügte, so erzählt Kirn die Episode im Buch, um ihn in ein Labyrinth abenteuerlicher Hypothesen zu lotsen, aus dem er fast nicht wieder herausgefunden hätte: So viel Macht hat der Hochstapler noch in der Ohnmacht der Gefangenschaft.
Glaubt Kirn denn, dass Gerhartsreiter eine falsche Fährte legte oder dass er wirklich in die Knoedler-Affäre verwickelt sein könnte? Die verblüffende Antwort: beides. Er habe ihn irreführen wollen, aber tatsächlich könnten die vielen Berührungspunkte mit dem Fall Knoedler schwerlich ein Zufall sein. Clark Rockefeller verkehrte nachweislich bei Knoedler und fragte seinen Schwiegervater, wie man einen Rothko auf den Markt bringe. Er kann seine Bilder kaum selbst bei Knoedler gekauft haben, da seine Frau dafür damals noch nicht gut genug verdiente. In Kirns Szenario müssten die Fälscher ihn beliefert haben, um Produkte aus ihrer Werkstatt mit einer Rockefeller-Provenienz zu adeln.
Für das letzte Gespräch vor seinem Haftantritt machte Gerhartsreiter mit Kirn eine Zeichensprache aus: Blinzeln mit dem rechten Auge hieß ja, mit dem linken nein. Der Verurteilte wollte über die Kunstfälschungen sprechen. Auf die Frage, ob er in die Sache verwickelt gewesen sei, blinzelte er mit dem rechten Auge. Dann war die Besuchszeit abgelaufen, und er wurde abgeführt.
Einige Rezensenten haben den Verdacht geäußert, Kirn könne nicht so naiv gewesen sein, wie er sich selbst nun darstelle. Sie verweisen darauf, dass er sich in einem früheren Memoirenbuch über die Bildungslaufbahn, die ihn nach Princeton und Oxford führte, selbst als erfolgreichen Hochstapler porträtiert hat. Walter Kirn kann fesseln. Mit immer wieder neuen überraschenden Details verwickelt er den Zuhörer in die Geschichte, die er erzählen möchte. Man wird gefangen genommen durch sprühende Intelligenz, ironisches Selbstbewusstsein, entwaffnende Vertraulichkeit. Wie kann man glauben, dass er so leichtgläubig war? Wie soll man es ihm nicht glauben?
Eine Hypothese über die globalen Weiterungen der Causa Rockefeller steht noch nicht im Buch. Der Chinese, der die Rothkos und Pollocks für Knoedler hergestellt haben soll, könnte ein Strohmann gewesen sein. Kirn vermutet, dass der deutsche Fälscher Wolfgang Beltracchi seine Hand im Spiel hatte - und auf Vermittlung des deutschen Rockefeller tätig wurde. Begeistert erläutert Kirn alle Indizien, die für dieses Szenario sprechen. Und blinzelt nicht.
PATRICK BAHNERS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main