„Blutfelsen“ war für mich eine positive Überraschung – trotz des schaurigen Titels und der großen Rolle, die Krieg und Kämpfe in diesem Roman spielen (Romanzutaten, die ich normalerweise verabscheue), hat mich dieses Buch von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen und konnte mich sehr schnell
begeistern. Was mich an diesem spannenden Roman so faszinierte, waren vor allem die inneren Kämpfe der…mehr„Blutfelsen“ war für mich eine positive Überraschung – trotz des schaurigen Titels und der großen Rolle, die Krieg und Kämpfe in diesem Roman spielen (Romanzutaten, die ich normalerweise verabscheue), hat mich dieses Buch von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen und konnte mich sehr schnell begeistern. Was mich an diesem spannenden Roman so faszinierte, waren vor allem die inneren Kämpfe der verschiedenen Romanfiguren. Immer wieder geht es um die großen Entscheidungen, die man im Leben trifft, um den Mut, anderen zu helfen, auch wenn man sich selbst dabei in Gefahr bringt. Darum, wie schwierig es manchmal ist, zu den Menschen, die man liebt, zu stehen und dabei nicht andere Menschen, die man ebenfalls liebt, zu verletzen.
Vor allem aber fand ich es wunderbar, staunend in die von der Autorin so kreativ und sorgfältig gestaltete Welt einzutauchen: die Kulissen der majestätischen Berge und des kunstvoll errichteten Schlosses, fremde Bräuche wie das Kratzen an der Tür, ganz eigene Flüche, eigene Pflanzen- und Tierwelt. Letztere umfasst faszinierende, jedoch sehr gefährliche Wesen: Riesenbuzzarde, Pantheiger und die etwas kleineren und doch alles andere als harmlosen Gerdel (die die Autorin zu dem so schönen Fluch „Das geht dich einen Gerdeldung an“ (S. 468) inspiriert haben).
Im hinteren Teil befindet sich ein Glossar und es stört auch gar nicht, dass es nicht im vorderen Buchteil Platz gefunden hat, denn alle Begriffe wurden von der Autorin so mühelos in die Geschichte eingewoben und nebenbei erklärt, dass man nicht über sie stolpert. Stattdessen empfand ich es sehr schön, das Glossar zum Romanausklang lesen und mich so noch einmal an all die schönen Wortschöpfungen erinnern zu können.
Dabei war die Handlung oft derart spannend, dass es manchmal schwerfiel, auf solche Details zu achten, und ich mich nur mit Mühe davon abhalten konnte, Sätze zu überspringen, weil ich unbedingt ganz schnell wissen wollte, wie eine Szene ausgeht ... Zum Spannungsaufbau trug bei, dass zwei Haupthandlungsstränge sehr lange Zeit parallel laufen, der eine so fesselnd wie der andere und gelegentlich erfolgte vor einem Wechsel zwischen diesen Handlungssträngen auch noch ein Cliffhanger ... Das war von der Autorin sehr geschickt aufgebaut.
In beiden Erzählungen, die sich allmählich zu einer großen Geschichte mit zum Teil sehr unheimlichen, düsteren Elementen vereinen, sind zwei junge Frauen, Shernay und Nimry, unterwegs, müssen sich verschiedenen Gefahren stellen, wachsen an ihren Herausforderungen und über sich hinaus. Trotz all dem Grauenvollen, das sich ereignet, bietet diese Geschichte viele erhebende, berührende und manchmal sogar humorvolle Momente. Die verschiedenen Romanfiguren sind vielschichtig und lassen sich nicht in Gut- und Böse-Schubladen stecken.
Ein großartiges Leseerlebnis, aber man sollte ein wenig Zeit einplanen, denn, wenn man erst einmal angefangen hat, mag man dieses Buch mit seinen über 700 Seiten so schnell nicht wieder aus der Hand legen!