"Nie wieder", hieß es nach dem Holocaust. Heute gehören "ethnische Säuberungen" auch in Europa wieder zur schrecklichen Realität. Wie ist das möglich? Vamik Volkan, Psychoanalytiker und selbst im Rahmen von Regierungsaufträgen in der politischen Krisenintervention tätig, beschreibt, wie aus ethnischem Stolz tödliche Vernichtung wird. So, wie im Leben des einzelnen vergangene Erlebnisse traumatisch werden und höchst zerstörerisch wirken können, wenn sie nicht analysiert und emotional verarbeitet werden, so müssen ethnische Gruppen historische Ereignisse, die als Demütigung und Verletzung empfunden wurden, kollektiv aufarbeiten, soll Haß nicht über Generationen hinweg neuen Haß säen. Am Beispiel des ehemaligen Jugoslawien, der ehemaligen Sowjetunion, Zyperns und anderer Gebiete, wo ethnische Konflikte in Gewalt umschlagen, legt Volkan die Mechanismen frei, die hinter diesen Konflikten stehen, und auf die Rücksicht genommen werden muss, wenn Friedensverhandlungen Erfolg haben sollen.