Stephan R. Bellems “Bluttrinker” entpuppt sich als episches Fantasy Abenteuer mit klassischen High Fantasy Elementen. Das Bluttrinkertum spielt in seinem Roman nicht die zentrale Rolle, dafür platziert er die Wege verschiedener Figuren in einer Welt, deren gewohnter Lauf kurz vor einem mächtigen
Kollaps steht. Ein weiser Meister arkaner Künste, eine erfahrene Söldnerin, ein Bauer der nach Rache…mehrStephan R. Bellems “Bluttrinker” entpuppt sich als episches Fantasy Abenteuer mit klassischen High Fantasy Elementen. Das Bluttrinkertum spielt in seinem Roman nicht die zentrale Rolle, dafür platziert er die Wege verschiedener Figuren in einer Welt, deren gewohnter Lauf kurz vor einem mächtigen Kollaps steht. Ein weiser Meister arkaner Künste, eine erfahrene Söldnerin, ein Bauer der nach Rache sinnt, ein Heiler den seine Schuld zum Blutjäger macht, ein Stammesführer, der im vergessenen Norden Kanduras auf unerwartete Bündnispartner stösst,…
Stephan R. Bellem vermag diese verschiedenen Personen und ihre Wege durchaus nachvollziehbar und spannend zu beschreiben, jedoch verharren nahezu sämtliche Protagonisten in der Oberflächlichkeit, einer ihnen zugeschriebenen und offensichtlichen Rolle. Zwar verfügen alle Akteure über eine individuelle Vergangenheit, aber eine Persönlichkeit ist mehr als das Ergebnis einer prägenden Erfahrung. Mangelnder Facettenreichtum, das Vermissen charakterliche Schattierungen und Widersprüchen sind es, die eine Grosszahl der Handlungen vorhersehbar machen und die Figuren eher an Prototypen von Rollenspielcharakteren erinnern lassen. Hierdurch leidet auch das gesamten Fortschreiten der Handlung und die immer wieder sehr gut aufgebaute Spannung verfliesst in absehbare und geradlinige Entwicklungen.
Was Stephan R. Bellems “Bluttrinker” jedoch interessant macht, sind die Völker der vermeintlich dunklen Seite. An Orks, Trollen und Goblins können sich High Fantasy Leser erfreuen und der Autor spielt sehr schön mit ihren Völkerklischees und eigenen Ausformungen. Hinzu kommen reichlich dynamische Kämpfe in einem zügigen Schreibstil. Für Einsteiger in das Genre der klassischen Fantasy ist “Bluttrinker”, aufgrund seiner Geschichte, Figuren und des Weltenbaus, eigentlich ideal. Man findet beinahe alle Aspekte vor, welche die High Fantasy, in ihrem Gewand eines Tolkiens, zu bieten hat.
Stephan R. Bellems “Bluttrinker” – ein Landkartenabenteuer, welches seine Möglichkeiten bei weitem nicht ausschöpft. Möglicherweise wäre die Geschichte in Form einer Trilogie, durch mehr Raum, aufgeblüht, so ist sie für eine Otherworld Veröffentlichung überraschend enttäuschend.