Die Geschichte Bob Dylans, des bis dato in der Folkmusik bekannten und gefeierten Musikers, nahm 1965 eine schlagartige Wende: Highway 61 Revisited nahm Dylan mit einer Rockband auf, und die Platte wurde zu einem der wohl einflussreichsten Alben aller Zeiten. Dies geschah allerdings nicht, ohne Bob Dylans bisherige Fangemeinde zu großen Teilen zu befremden. Das Buch Highway 61 Revisited beschreibt, unter welchen historischen, aber auch persönlichen Umständen ein Meilenstein der Rockgeschichte entstand. Zugleich erzählt es die Geschichte von Bob Dylan selbst - dem Musiker, dem Dichter, der Legende. Detailreiche Anekdoten lassen den Leser die Zeit des Umbruchs miterleben. Nach der Lektüre dieses Buches wird man Bob Dylan mit anderen Augen sehen und seine Musik auf andere Art und Weise hören.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.09.2010KURZKRITIK
Fad, aber redlich
Colin Irwins knäckebrottrockenes
Buch zu Bob Dylans 70. Geburtstag
Im kommenden Jahr steht Bob Dylans 70. Geburtstag an – da klingelt manchmal das Telefon, und ein Verlag will wissen, ob man nicht Zeit hätte für ein Dylan-Buch. Es müsse ja nichts Aufwendiges sein, man könne doch gewiss schnell. . . So wird es auch Colin Irwin ergangen sein, einem englischen Kollegen, der bereits Bücher über Folk, singende Fußballfans und Abba auf dem Gewissen hat. De collegibus nihil nisi bene – und das ist auch gar nicht nötig: Irwins „Highway 61 Revisited“ versucht sich fad, aber redlich der lähmenden Dylan-Falle zu entziehen, indem es sich auf ein Album konzentriert, während dessen Genese sich die (Rock)-Welt verändert hat. Man kann natürlich einfach schreiben: „Highway 61 Revisited“ ist ein sehr gutes Dylan-Album aus dem Jahr 1965, das drei außergewöhnliche Songs enthält und Dylan den Durchbruch ins Lager der Rock-Fans ermöglichte.“ Aber was tun mit den dreihundert anderen vereinbarten Seiten? Schlag nach bei jenen, die den knäckebrottrockenen Job schon zum 50. und 60. Geburtstag erledigt haben und polstere das Ganze dann mit einer Unmenge an Superlativen auf: Dass da kein Herzblut investiert wird (wie dies etwa Greil Marcus bei seinem wegweisenden „Like a Rolling Stone“-Buch tat), versteht sich von selbst; eher wird geschlampert, King Louie aus dem 67er (!) Disney-Film „Dschungelbuch“ als Vorlage für den „King Louie“ im Titelsong erwogen oder von der Royal Albert Hall in Manchester schwadroniert, wo Dylan als „Judas“ angepöbelt worden ist: Irwin meint die Free Trade Hall, egal. Wir meinen: Wenn schon über Dylan lesen, dann bei ihm selbst. Oder seinem Evangelisten Marcus. KARL BRUCKMAIER
COLIN IRWIN: Highway 61 Revisited. Ein Album schreibt Geschichte. Aus dem Englischen von Eva Lepold. Edel Rockbuch, Hamburg 2010. 332 S., 19,95 Euro.
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Fad, aber redlich
Colin Irwins knäckebrottrockenes
Buch zu Bob Dylans 70. Geburtstag
Im kommenden Jahr steht Bob Dylans 70. Geburtstag an – da klingelt manchmal das Telefon, und ein Verlag will wissen, ob man nicht Zeit hätte für ein Dylan-Buch. Es müsse ja nichts Aufwendiges sein, man könne doch gewiss schnell. . . So wird es auch Colin Irwin ergangen sein, einem englischen Kollegen, der bereits Bücher über Folk, singende Fußballfans und Abba auf dem Gewissen hat. De collegibus nihil nisi bene – und das ist auch gar nicht nötig: Irwins „Highway 61 Revisited“ versucht sich fad, aber redlich der lähmenden Dylan-Falle zu entziehen, indem es sich auf ein Album konzentriert, während dessen Genese sich die (Rock)-Welt verändert hat. Man kann natürlich einfach schreiben: „Highway 61 Revisited“ ist ein sehr gutes Dylan-Album aus dem Jahr 1965, das drei außergewöhnliche Songs enthält und Dylan den Durchbruch ins Lager der Rock-Fans ermöglichte.“ Aber was tun mit den dreihundert anderen vereinbarten Seiten? Schlag nach bei jenen, die den knäckebrottrockenen Job schon zum 50. und 60. Geburtstag erledigt haben und polstere das Ganze dann mit einer Unmenge an Superlativen auf: Dass da kein Herzblut investiert wird (wie dies etwa Greil Marcus bei seinem wegweisenden „Like a Rolling Stone“-Buch tat), versteht sich von selbst; eher wird geschlampert, King Louie aus dem 67er (!) Disney-Film „Dschungelbuch“ als Vorlage für den „King Louie“ im Titelsong erwogen oder von der Royal Albert Hall in Manchester schwadroniert, wo Dylan als „Judas“ angepöbelt worden ist: Irwin meint die Free Trade Hall, egal. Wir meinen: Wenn schon über Dylan lesen, dann bei ihm selbst. Oder seinem Evangelisten Marcus. KARL BRUCKMAIER
COLIN IRWIN: Highway 61 Revisited. Ein Album schreibt Geschichte. Aus dem Englischen von Eva Lepold. Edel Rockbuch, Hamburg 2010. 332 S., 19,95 Euro.
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