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Wer hat Evelyn Gorda ermordet? Die engelsgleiche Pianistin wird eines Tages im Schilf des Blausees tot aufgefunden. Hat Martin, der manchmal auch Martina ist und bei Evelyn Klavierstunden nahm, etwas mit ihrem Tod zu tun? Die Polizistin Liliane Hoffmann glaubt das nicht - ihr schmieriger Kollege hingegen schon. Auch Martins Mutter Paula ist zunächst natürlich überzeugt von der Unschuld ihres Sohnes - als sie aber ihr Whiskyglas beiseite stellt, ist sie nicht mehr so sicher. Sie schickt ihn zu ihrem Exgeliebten Jürgen Bodin zur Psychotherapie, und bald glaubt Martin, in dem verkorksten…mehr

Produktbeschreibung
Wer hat Evelyn Gorda ermordet? Die engelsgleiche Pianistin wird eines Tages im Schilf des Blausees tot aufgefunden. Hat Martin, der manchmal auch Martina ist und bei Evelyn Klavierstunden nahm, etwas mit ihrem Tod zu tun? Die Polizistin Liliane Hoffmann glaubt das nicht - ihr schmieriger Kollege hingegen schon. Auch Martins Mutter Paula ist zunächst natürlich überzeugt von der Unschuld ihres Sohnes - als sie aber ihr Whiskyglas beiseite stellt, ist sie nicht mehr so sicher. Sie schickt ihn zu ihrem Exgeliebten Jürgen Bodin zur Psychotherapie, und bald glaubt Martin, in dem verkorksten Therapeuten den Mörder Evelyns zu erkennen. Ist das der wahre Grund für dessen Flucht in ein Schweizer Dorf, vorgeblich auf der Suche nach einer ehemaligen Klientin?Rund um Evelyn Gordas Tod treffen Menschen mit sonderbaren Geschichten aufeinander, Menschen, die diese Geschichten eigentlich niemandem erzählen wollen. Und doch: Unter der Oberfläche lauert die Wahrheit, und tritt sie erst zutage, können Wunden heilen und Probleme sich lösen.Klug, raffiniert und unterhaltsam erzählt Sylvie Schenk einen spannenden Kriminalfall, der auch einen Mörder, vor allem aber die Verstrickungen menschlicher Beziehungen enthüllt.
Autorenporträt
Sylvie Schenk wurde 1944 in Chambéry (Frankreich) geboren. Sie lebt als freischaffende Autorin in Stolberg, Rheinland. Sie schreibt Lyrik auf Französisch und Prosa auf Deutsch. Mehrere Auszeichnungen, darunter der Hasenclever-Förderpreis. Im Picus Verlag erschienen ihre Romane »Die Tochter des Buchhändlers«, »Parksünder«, »Der Gesang der Haut«, »Der Aufbruch des Erik Jansen« und zuletzt »Bodin lacht« (2013).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.10.2013

Mörder
im Gänsemarsch
Wie Sylvie Schenk die Form
des Krimis untergräbt
Sieht man in der Lektüre von Kriminalromanen das erwartungsvolle Vorandrängen über Verzögerungseffekte hinweg zur Klärung eines rätselhaften Mords, dann würde man dieses Buch nicht unbedingt einen Kriminalroman nennen. Schon an jenem Martin Vanderbeke, der da vor dem Spiegel gemächlich sein Make-up aufträgt, die Rundungen seiner unbehaarten Brust befühlt und das Tierchen zwischen den Beinen, „ein Schneckelchen, das sich irrtümlich an ihn gehängt hat“, im Mädchenhöschen verschwinden lässt, findet man solches Gefallen, dass man beinahe den Schuss vergisst, der da drüben im Schilf am Blausee gerade gefallen ist.
  Am Ort wird die engelhaft sanfte Klavierlehrerin Evelyn Gorda tot aufgefunden. Martin hingegen, der gern zum Schwimmen an den Blausee kommt, findet nach jenem Schuss auf dem Weg eine verletzte Graugans, die unter dem Namen Otta im Garten von Martins Mutter schnatternd bald ebenfalls die Sympathien des Lesers gewinnt. Diese Frau wiederum, eine mit Wohlstand, Whisky und wortseligem Eigensinn ihren Sohn an sich bindende Witwe, zieht uns ihrerseits in ihren Bann. Und dasselbe könnte vom Hausfreund Dr. Bodin gesagt werden, einem Pralinen verschlingenden, melancholisch veranlagten und diskret gähnenden Psychotherapeuten, oder von der Polizistin Liliane Hoffmann, die dank des Mordfalls die Welt der klassischen Musik kennen lernt. Ein den Kapiteln vorangestelltes Motto von Georg Christoph Lichtenberg bringt die Verstrickungen auf den Punkt: „Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut, könnte eine Gans nach Hause bringen“.
  Tatsächlich sind die durchnummerierten Kapitel im in Sylvie Schenks Roman „Bodin lacht“ mit dem Wort „Feld“ überschrieben. 63 Felder, auf denen man wie beim Gänsespiel lesend vorrückt, zurückversetzt wird, aussetzen oder mit dem Kombinieren neu anfangen muss. Denn die nackt am See liegende Leiche der zarten Evelyn Gorda ist nicht ein kriminalistisches Beweisstück für das, was geschah, sondern ein Indiz dafür, was entsprechend den gegenseitigen Verdächtigungen der Personen untereinander passiert sein muss. So kommt die Aufklärung des Falls Evelyn Gorda denn auch fast wie eine Nebensächlichkeit daher. „Entknoten eines Knotens“ heißt unauffällig die Überschrift von Feld 57. Denn hinter diesem Fall hat sich in einem fernen Schweizer Bergdorf eine andere Affäre angebahnt, in die jener Dr. Bodin verwickelt ist, der schon im Buchtitel lacht. Es ist das müde Lachen eines Mannes, der zu viel fremdes Leid gesehen hat und Patientencouch und eigenes Bett durcheinander bringt.
  Unter jedem Drama, das aufbricht, schwelen andere Dramen, die im Verborgenen bleiben. Ihnen gilt dieser Roman. Es sind Geschichten von unerfüllten Träumen, bösen Nachstellungen, auch Kindsschändung und Vergewaltigung, von geraubter oder von überschüssiger Identität, etwa der Doppelgeschlechtlichkeit wie im Fall Martins. Mitunter hatte dieser überlegt, ob er sich operieren lassen soll, gesteht dann aber, während er den Flug der Wildgänse am Blausee beobachtet, er bleibe, wie er sei, er könne so ganz gut weiterleben, und springt mit seiner neuen Komplizin, die ihre Polizeiuniform abgestreift hat, ins kalte Wasser.
  In ihrem ersten Krimi spinnt die auf Deutsch schreibende Französin Sylvie Schenk raffiniert, manchmal etwas zu umständlich ihr altes Thema in einer neuen Variation weiter: dass auf Umwegen sich manchmal findet, was sich gar nicht gesucht hat.
JOSEPH HANIMANN
Sylvie Schenk: Bodin lacht. Roman. Picus Verlag, Wien 2013. 300 Seiten, 22,90 Euro, E-Book 17,99.
Die Kapitel sind wie Spielfelder
für lesende Denksportler
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Einen klassischen Kriminalroman möchte Rezensent Joseph Haniman Sylvie Schenks neuen Roman "Bodin lacht" nicht nennen. Und dennoch ist der Kritiker von den ersten Zeilen an gefesselt. Allein die Figuren, etwa Martin Vanderbeke mit seinem "Schneckelchen" oder der melancholische Psychotherapeut Dr. Bodin, nehmen Haniman so schnell für sich ein, dass er das Buch nicht mehr aus den Händen legen kann. Fast nebensächlich erscheint ihm der Mord an der sanften Pianistin Evelyn Gorda, den die Figuren aufklären wollen, sich dabei aber doch immer weiter in gegenseitigen Verdächtigungen verstricken. Immer weitere Dramen offenbaren sich, berichtet der Rezensent, der Stück für Stück von Nachstellungen, Kindesschändung und Vergewaltigung erfährt. Ein wunderbar "raffinierter" Roman, dem Haniman gelegentliche Umständlichkeiten gern verzeiht.

© Perlentaucher Medien GmbH