Geboren 1921, drei Jahre nach Gründung der Tschechischen Republik, wuchs Wilma Abeles in einer großen jüdischen Familie von Landwirten in Westböhmen auf. Ihr Vater, dessen Bruder und zwei Cousins bewirtschafteten in Kompanie vier Pachtgüter. Sie schildert eine glückliche Kindheit zwischen den Gütern und der ländlichen Kleinstadt Bischofteinitz (Horsovský Týn), in der sie mit den Eltern lebte, beschreibt die jüdischen Bewohner des Ortes und ihr mehrheitlich geringes religiöse Interesse. Ihre Familie verstand sich als deutsch, sprach aber auch Tschechisch und schickte die Tochter auf das tschechische Gymnasium. Lange bemerkte Wilma weder Antisemitismus noch Nationalitätenkonflikte. Das änderte sich spätestens 1938 durch den sogenannten Anschluss Österreichs und das Münchner Abkommen. Ihr Vater bereitete sofort die Auswanderung der Großfamilie vor. Als Landwirte konnten sie im Oktober 1938 in einer Gruppe von 39 Personen nach Kanada emigrieren.
»Wie Wilmas wissenschaftliche Arbeiten, so zur Literaturgeschichte, zur Geschichte böhmischer Frauen und über die Juden in der Tschechoslowakei, wie auch die gemeinsam mit ihrem Mann verfasste Doppel-Autobiographie "Zwei Seiten der Geschichte. Lebensbericht aus unruhigen Zeiten" (2002) kündet auch dieses kleine, mit vielen Familienphotos versehene Erinnerungsbuch von der Menschlichkeit einer in jeder Hinsicht hellwachen Zeitgenossin.« Das Blättchen, 10. Mai 2021 »Diese Berichte beeindrucken durch ihre einfache, sachliche, ja nüchterne Sprache, die oft ausweglose Situationen schildert. Eindrucksvoll sind der Überlebenswille der Menschen und der Patriotismus mit dem viele den Nazis gegenübergetreten sind.« Radio Shalom für Radio FREI Erfurt / Radio Wartburg Eisenach, 22. Juli 2021