*** Dieses Buch wurde mir kostenfrei vom Verlag zur Verfügung gestellt. ***
Pubbesitzer Tim Roarty hat etwas zu erledigen, oder sagen wir besser, jemanden zu erledigen. Sein Barkeeper Eales hat ein allzu reges Interesse an Roartys Tochter entwickelt und da Eales von besonders üblem Charakter ist,
entsorgt ihn sein Chef stilgerecht im Torfmoor. Vom unfähigen Dorfpolizisten geht keine Gefahr aus,…mehr*** Dieses Buch wurde mir kostenfrei vom Verlag zur Verfügung gestellt. ***
Pubbesitzer Tim Roarty hat etwas zu erledigen, oder sagen wir besser, jemanden zu erledigen. Sein Barkeeper Eales hat ein allzu reges Interesse an Roartys Tochter entwickelt und da Eales von besonders üblem Charakter ist, entsorgt ihn sein Chef stilgerecht im Torfmoor. Vom unfähigen Dorfpolizisten geht keine Gefahr aus, entdeckt zu werden, aber dann bekommt Roarty Post aus dem Moor. Der mysteriöse „Bogmailer“ verlangt für sein Schweigen über die Tat eine angemessene Summe und Roarty zieht es vor, nicht zu zahlen, sondern seinen Erpresser ebenfalls zu beseitigen. Nur, wer ist es?
„Bogmail“ ist auf den ersten Blick ein klassischer Krimi, bei dem Täter und Tat zu Beginn schon offenliegen und die Spannung daraus erzeugt wird, dass sich die Schlinge langsam zuzieht. Genauso entwickelt sich zunächst die Geschichte, die im Westen Irlands, irgendwann Ende der Sechzigerjahre spielt. Das Personal rekrutiert sich aus den Stammkunden in Roartys Pub, die so skurril wie einprägsam sind. Darunter finden sich kauzige Fischer, ein heimtückischer Pfarrer, ein naiver Polizist und ein paar äußerst durchtriebene Frauen. Im Mittelpunkt steht Potter, ein englischer Ingenieur, der von seiner Firma zur Exploration von Bodenschätzen nach Glenkeel geschickt wurde, sich aber zunehmend in den sozialen Netzen des kleinen Dorfes verstrickt. Während der Leser immer mehr den Eindruck bekommt, dass die Realität nicht ganz das ist, was Potter als solche wahrnimmt, lernt der Ingenieur seine Lektion auch dann noch nicht, als er sich die ersten blutigen Nasen holt.
„Die meisten Menschen scheitern daran, dass sie zu viel wissen“, sagt Gillespie, der verhinderte Philosoph und antriebslose Journalist, aber das kann man Potter wirklich nicht vorwerfen. Sein britischer Langmut und seine Leidensfähigkeit scheinen grenzenlos und als er sich Hals über Kopf in die falsche Frau verliebt, wird alles noch viel komplizierter.
„Bogmail“ ist nur in zweiter Linie ein Kriminalroman, sondern eher ein Roman über dörfliche Sozialisation und die vergeblichen Versuche von Außenstehenden, sich zu integrieren. Außerdem ist es zweifellos ein Roman darüber, was die irische Seele ausmacht (abgesehen von hochprozentigem Alkohol). Auf der Suche nach sich selbst haben alle Beteiligten zumindest das gemeinsame Interesse, ein gutes Gespräch zu führen und spitzfindige Dialoge sind daher ein wesentliches Element der Geschichte. Am Ende ist zwar niemand schlauer, aber man hatte eine gute Zeit miteinander. Diese offene Gesprächskultur, bei der am Ende nie ein Ausrufezeichen, sondern immer ein Fragezeichen in der Luft hängt, spiegelt sich auch im offenen Ende wider, das aus Krimisicht vielleicht etwas enttäuscht, dafür ist es aber, wie es mir scheint, sehr, sehr irisch geraten.