Volltext Viele Bauwerke können nur durch den Einsatz von Bohrpfählen sicher gegründet werden. Mit Bohrpfählen werden tragfähige Bodenschichten erreicht und große Setzungen ausgeschlossen. Im vorliegenden Buch wird die Bohrpfahlgründung umfassend erläutert. Der Beschreibung verschiedenster Pfahltypen, ihrer Herstellung und Verwendung folgen wichtige Hinweise zur Planung und Ausführung von Bohrpfahlgründungen. Bohrverfahren mit unterschiedlichen Rohrtypen und Bohrwerkzeugen werden vorgestellt. Konstruktionsdetails und Bewehrungshinweise ergänzen den Abschnitt zur Bemessung der Pfähle. Möglichkeiten zur Verbesserung der Tragfähigkeit des Baugrundes werden erläutert und Meß- und Prüfeinrichtungen für Probebelastungen in einem separaten Kapitel behandelt. Beispiele zu Schadensfällen mit Rechtsurteilen, Sanierungen und die Beschreibung zahlreicher Musterprojekte runden das Buch ab. Zu empfehlen ist es allen Bauingenieuren, die sich mit Gründungsproblemen befassen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.10.2000Bohrpfähle
Ein Wunderwerk hatte sie sein sollen, die Brücke über den Tay: unter ihr die meerartige Mündung des Flusses, auf ihr die Eisenbahn, über ihr nichts als schottischer Himmel. 10 612 englische Fuß war sie lang, verteilt auf elf Bögen, die in der Mitte 130 Fuß über dem Wasser schwangen, hoch genug für verzückte Schwindelgefühle. Architekten hatten sie gebaut, Kollegen sie bewundert, eine Zunft sich selbst gefeiert. Ein neues Zeitalter schien mit ihrer Vollendung angebrochen, der Titanengeist des Menschengeschlechts in Bogenspannung gebracht. Wie eine zu eng geschneiderte Hose platzte dieser Traum am 28. Dezember 1879, als ein wütend rüttelnder Sturm mehrere Pfeiler aus der Brückenmitte wegbrach und den aus Edinburgh kommenden Zug hinabstürzten ließ. Mann und Maus, Postsack und Reisekoffer ertranken in den Fluten, und nichts hinterließen die Toten als einen Suchauftrag nach dem Schuldigen. Auch ein Dichter beteiligte sich an dieser Fahndung und gab der Ermittlungsbehörde zu Protokoll, das Schicksal allein trage die Schuld. Theodor Fontane war dieser obskure Zeuge, der "um die siebente Stund', am Brückendamm" drei verdächtige Gestalten gesehen haben wollte, die mit dunklem Spruch ans Zerstörungswerk gegangen waren: "Tand, Tand / Ist das Gebilde von Menschenhand!" Das war gut gereimt, doch schlecht kombiniert, ein Gebilde aus schöner Dichterphantasie, das den ermittelnden Behörden nicht weiterhalf. Achtlos setzten sie den aufklärungswilligen Dichter beiseite, gaben ihm Papier und Bleistift, damit er sein wertloses Protokoll aufsetzen sollte, ein hirngespinstiges Dokument getäuschter Gehörgänge. Die Wahrheit war, daß man dieser Brücke über den Tay mit Lektüre hätte helfen können: wie, schreiben Jörn M. Seitz und Heinz-Günter Schmidt in ihrem elementarteilchenhaften Buch "Bohrpfähle" (Ernst & Sohn, Berlin 2000. 700 S., zahlreiche Abb. und Pläne, geb., 260,- DM). Dort werden Möglichkeiten zur Verbesserung des Baugrundes erläutert, gar Prüfeinrichtungen für Probebelastungen in einem separaten Kapitel behandelt. Soviel Genauigkeit mag Dichterseelen austrocknen, hält aber Brücken auf dem Pfeiler. Darüber mag der Zugreisende nachsinnen, der vor Mainz die Rheinbrücke überquert, ein phantastisches Buch auf den Knien und nichts als überspanntes Wasser unter sich.
twz
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Wunderwerk hatte sie sein sollen, die Brücke über den Tay: unter ihr die meerartige Mündung des Flusses, auf ihr die Eisenbahn, über ihr nichts als schottischer Himmel. 10 612 englische Fuß war sie lang, verteilt auf elf Bögen, die in der Mitte 130 Fuß über dem Wasser schwangen, hoch genug für verzückte Schwindelgefühle. Architekten hatten sie gebaut, Kollegen sie bewundert, eine Zunft sich selbst gefeiert. Ein neues Zeitalter schien mit ihrer Vollendung angebrochen, der Titanengeist des Menschengeschlechts in Bogenspannung gebracht. Wie eine zu eng geschneiderte Hose platzte dieser Traum am 28. Dezember 1879, als ein wütend rüttelnder Sturm mehrere Pfeiler aus der Brückenmitte wegbrach und den aus Edinburgh kommenden Zug hinabstürzten ließ. Mann und Maus, Postsack und Reisekoffer ertranken in den Fluten, und nichts hinterließen die Toten als einen Suchauftrag nach dem Schuldigen. Auch ein Dichter beteiligte sich an dieser Fahndung und gab der Ermittlungsbehörde zu Protokoll, das Schicksal allein trage die Schuld. Theodor Fontane war dieser obskure Zeuge, der "um die siebente Stund', am Brückendamm" drei verdächtige Gestalten gesehen haben wollte, die mit dunklem Spruch ans Zerstörungswerk gegangen waren: "Tand, Tand / Ist das Gebilde von Menschenhand!" Das war gut gereimt, doch schlecht kombiniert, ein Gebilde aus schöner Dichterphantasie, das den ermittelnden Behörden nicht weiterhalf. Achtlos setzten sie den aufklärungswilligen Dichter beiseite, gaben ihm Papier und Bleistift, damit er sein wertloses Protokoll aufsetzen sollte, ein hirngespinstiges Dokument getäuschter Gehörgänge. Die Wahrheit war, daß man dieser Brücke über den Tay mit Lektüre hätte helfen können: wie, schreiben Jörn M. Seitz und Heinz-Günter Schmidt in ihrem elementarteilchenhaften Buch "Bohrpfähle" (Ernst & Sohn, Berlin 2000. 700 S., zahlreiche Abb. und Pläne, geb., 260,- DM). Dort werden Möglichkeiten zur Verbesserung des Baugrundes erläutert, gar Prüfeinrichtungen für Probebelastungen in einem separaten Kapitel behandelt. Soviel Genauigkeit mag Dichterseelen austrocknen, hält aber Brücken auf dem Pfeiler. Darüber mag der Zugreisende nachsinnen, der vor Mainz die Rheinbrücke überquert, ein phantastisches Buch auf den Knien und nichts als überspanntes Wasser unter sich.
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