Ein Zimmer, ein Bett, ein Fenster mit Aussicht aufs Meer - und viel Zeit zum Denken, zum Grübeln, zum Phantasieren, das ist alles, was dem früheren Erfolgsmenschen und Lebemann Georg Barthelmos nach seinem katastrophalen Unfall auf Fuerteventura noch geblieben ist. Aber war denn der Unfall überhaupt ein Unfall? Oder hat sich nicht doch seine Frau gutgeplant und zielgenau an ihm gerächt? Für jahrelange Demütigungen und Verletzungen nämlich? Womöglich noch mit Hilfe des Arztes, der ihn jetzt versorgt? Und je länger der Gelähmte darüber sinniert, um so überzeugter ist er, daß es gerade so war. Ein psychologisch-strategischer Kampf beginnt, ein Krieg, in dem die Liebe und der Haß, die Hoffnung, Verzweiflung und die Intrige ganz dicht beieinander liegen. Georg Barthelmos sucht die Rache und er braucht zutiefst auch die Bestätigung, immer noch Macht über Menschen zu haben. Lorenza, die Haushälterin, Elena, die Krankenschwester, Jose, der Pfleger: Sie werden zu seinen Figuren in ein er Art kaltem Männerspiel, das alle Gefühle und selbst noch das eigene Leben instrumentalisiert. Und da ist vielleicht noch ein anderer Helfer: der heilige Michael, dessen Statue im Bergdorf Tuineje, der Sage nach, von Piraten einst übel geschändet wurde, wofür der Heilige dann grausam Rache nahm. Doch entfaltet die "Jurada de San Miguel" wirklich noch jene übernatürliche Kraft, die sich Georg Barthelmos von ihr erhofft? Wer also ist der Stärkere im Kampf zweier Menschen, die zu eng und zu tief miteinander verbunden und verstrickt sind, um nicht auch die Schwächen des anderen ganz genau zu kennen? "Bolero": eine dicht erzählte Geschichte, so abgründig und anziehend, faszinierend wie die Landschaft, in der sie spielt.